Caberta macht Schluss: Berappelt sich Scientology?

Sie gilt als eine der größten Scientology-Expertinnen und hat sich im Kampf gegen die Sekte einen Namen gemacht. Doch jetzt ist für Ursula Caberta Schluss. Weil das Land Hamburg nicht mehr ausreichend Geld für die Bekämpfung der selbsternannten Kirche zur Verfügung stellt, will die 62-Jährige ihren Dienst in der Innenbehörde quittieren.
Von PRO

„In dieser Form ist die Arbeit nicht mehr zu machen", sagte die dreifache Mutter der Nachrichtenagentur dpa. Scientology sei eine Organisation, die schon viele Krisen überlebt habe. Caberta befürchtet, dass sich die Sekte wieder „berappelt", wenn die Arbeit nicht fortgeführt wird. Mit dem Rückzug bestätigte die dpa eine Meldung der Zeitung Hamburger Abendblatt.

Thema in der Bevölkerung verankert

Hamburgs Innensenator Michael Neumann (SPD) sagte zu der Personalie: "Sie hat das Wissen um die Gefährlichkeit der Organisation in der Bevölkerung verankert und viele Menschen damit vor schlimmen Erfahrungen bewahrt." Menschen, die sich über die Organisation informieren oder über einen Scientology-Ausstieg beraten lassen wollten, konnten das Büro der Sektenexpertin aufsuchen. Doch mit ihrer Arbeit als Leiterin der Arbeitsgruppe Scientology erlangte Caberta auch weit über die Grenzen der Hansestadt hinaus Beachtung.

Scientology warf Caberta regelmäßig Verleumdungen und Verdrehungen der Tatsachen vor. Es gab mehrere Prozesse mit unterschiedlichem Ausgang. Nach dem Rückzug will sie sich "nun nur noch um ihr letztes Buch dazu" kümmern. In ihrem Öffnet externen Link in neuem Fenster"Schwarzbuch Esoterik" rechnete sie mit Vertretern der Esoterik-Szene, aber auch mit den großen Kirchen ab. Anlass dafür war der wachsende Markt an Esoterik-Angeboten und die ihrer Ansicht nach zu wenig kritischen Betrachtungen.

Werbung für individuelles spirituelles Leben

In Bezug auf den christlichen Glauben kritisierte sie, dass die Bibel nicht nur die Interpretation eines liebenden, vergebenden Gottes liefere. Sie könne auch Vorlagen für die "scheinbare Begründung von Ausgrenzung und kriegerischen Auseinandersetzungen" sein. "Das Christentum nur als friedliche Religion zu sehen, ist leider irreführend." Aber auch einzelne Prominente wie Jürgen Fliege oder die Popmusikerin Nena bezeichnete sie als "sehr gute Werbung für ein individuelles spirituelles Leben".

Auch politisch engagierte sich Caberta gegen Scientology. Die Sozialdemokratin etliche Jahre Mitglied der Hamburgischen Bürgerschaft, trat aber 2001 aus der Partei aus. Auch die "Wahlalternative Soziale Gerechtigkeit" (WASG), für die sie den Bundestagswahlwahlkampf 2005 bestritt, verließ sie aus Protest gegen die Annäherung an die PDS. Das Nachrichtenmagazin Der Spiegel und das ZDF haben sie häufig als Kommentatorin zu Scientology-Themen herangezogen.

Im August 2007 forderte Caberta ein Verbot der Scientology-Organisation, da diese gegen den Staat operiere und durch ihre Präsenz in Berlin offenkundig nach direktem Einfluss strebe. Aus der Feder von Ursula Caberta stammen neben dem "Schwarzbuch Esoterik" noch "Scientology greift an: Der Inside-Report über die unheimliche Macht des L. Ron Hubbard", das "Schwarzbuch Scientology" sowie "Kindheit bei Scientology: Verboten". (pro)

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