Bundeswehrgeneral a.D. über Krieg und Frieden und die Kirche

Die Frage, ob man im Dienste einer Armee Feinde töten sollte, um andere Menschenleben zu retten, gehört zu den schwierigsten ethischen Fragen überhaupt. Der ehemalige Generalinspekteur der Bundeswehr Klaus Naumann hat immer auf eine eindeutige Stellungnahme "seiner Kirche", der evangelischen, gewartet. Dies hat er in einem Beitrag für die "Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung" (FAS) geschrieben.
Von PRO

41 Jahre lang diente Naumann in der Bundeswehr. Bereits 1958 trat er ein. Am Ende seiner Laufbahn war der Soldat nicht nur Generalinspekteur der Bundeswehr und Vorsitzender des Militärausschusses der NATO, sondern hatte auch viele kriegerische Auseinandersetzungen erlebt und musste wichtige Entscheidungen treffen. "Ich wusste damals noch nicht, dass ich wegen dieser Berufsentscheidung ein Lebern lang mit der Frage würde ringen müssen, ob man in rechtlich legitimer Verteidigung das Gebot Gottes ‚Du sollst nicht töten‘ verletzen darf oder nicht", schrieb Naumann in der FAS.

Er respektiere die Ansicht seiner Kirche, dass man unter Berufung auf die Bergpredigt jeden Dienst mit der Waffe ablehnen müsse. "Aber ich kann sie nicht teilen." Wehrlosigkeit gegenüber angreifenden Feinden bedeute für ihn immer auch das Risiko der Unterdrückung. "Das wollte ich weder für mich noch die Meinen." Denn Freiheit bedeute immer auch das Recht auf die freie Meinungs-  und Religionsausübung.

"Ich hätte mir so manches Mal die helfende Hand meiner Kirche gewünscht"

Es sei immer einfach, in der Theorie über Gewalteinsatz zu richten, "aber es ist unendlich schwer, diese Verantwortung in Wirklichkeit zu tragen", so der ehemalige hochrangige Armeeangehörige. "In meinem Dilemma im Kalten Krieg hätte ich mir so manches Mal die helfende Hand meiner Kirche gewünscht", betont Naumann. Schon Martin Luther habe sich mit der Frage befasst und sei zu dem Ergebnis gekommen, dass man als Christ für sich selbst Unrecht zu erleiden habe; für den Schutz anderer solle man sich aber stets mit aller Kraft einsetzen. "Diese Klarheit Martin Luthers habe ich mir zeit meines Berufslebens von meiner Kirche gewünscht, auch und besonders in meiner Zeit als Generalinspekteur der Bundeswehr, als ich mit meiner eigenen Kirche um den Erhalt der Militärseelsorge und deren Anwendbarkeit in den damals neuen Bundesländern zu ringen hatte."

Wenn Deutschland dem Frieden in der Welt dienen wolle, müsse es Risiken und Lasten auf sich nehmen und mit den Bündnispartnern in der NATO teilen, so Naumann. "Wir werden das Reich Gottes auf Erden nicht erleben und auch nicht den ewigen Frieden, aber wir müssen alles tun, um Frieden auf Erden zu erhalten." Er persönliche hoffe dabei darauf, dass die Kirche wieder auf Gott, den Richter hinweise, und nicht ihr politisches Denken zur Richtschnur erhebe. "Wir gehen Zeiten entgegen, in denen wir unseren christlichen Glauben als Anker der Hoffnung in stürmischer Zeit brauchen werden, um nicht im Ansturm neuer Ideen jeden Halt zu verlieren. Wir können das, wenn wir uns wieder darauf besinnen, was Luther zum Kern der Kirche machte: das Wort Gottes." (pro)

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