Bundestag streitet über entführte Schülerinnen

Der Deutsche Bundestag hat sich am Mittwoch in einer aktuellen Stunde mit den in Nigeria entführten Christinnen befasst. Während Unionsfraktionschef Volker Kauder vor der Scharia warnte, hatte Annette Groth von der Linkspartei eine weitere Erklärung für die Terrorgruppe Boko Haram.
Von PRO
Volker Kauder wies darauf hin, dass Christen die am stärksten verfolgte Religionsgemeinschaft sind
Volker Kauder erklärte, dass bei dem Konflikt zwischen Christen und Muslimen in Nigeria auch Macht- und Geldfragen eine gewisse Rolle spielten. „Wir brauchen gar nicht zu spekulieren: Boko Haram hat das Ziel, eine islamische Republik zu errichten, in der die Scharia gilt.“ Wie der CDU-Politiker im Gespräch mit Mitarbeitern des Hilfswerks „Open Doors“ erfahren habe, wolle Boko Haram die christliche Minderheit nicht nur der Scharia unterwerfen, sondern die Christen vollständig aus Nord-Nigeria vertreiben. „Wir haben allen Grund, dies auch offen anzusprechen“, sagte Kauder. Das Thema Glaubensfreiheit betreffe alle Religionen. Aber es sei die traurige Wahrheit, dass Christen die am häufigsten verfolgte Gruppe seien, und zwar vor allem in Staaten und Regionen, in denen Muslime die Mehrheit stellen. Die Linken-Abgeordnete Annette Groth sagte, dass militärische Gewalt zur Befreiung der Geiseln nicht gerechtfertigt sei, weil hierbei oft unbeteiligte Zivilisten in Mitleidenschaft gezogen würden. Die Armut in Nigeria sei der ideale Nährboden für gewalttätige Gruppen wie Boko Haram. Zudem habe der Westen dafür gesorgt, dass es in der Region inzwischen mehr Waffen als Nahrung gebe. Die Anhänger von Boko Haram seien auch auf der Flucht vor Hunger und dem Klimawandel, ergänzte die Politikerin. Die These vom kausalen Zusammenhang von Klimawandel und der Gewalt in Nigeria werde auch vom amerikanischen „Institute for Peace“ und dem nigerianischen Militär vertreten.

Özdemir: Boko Haram Feind aller Muslime

Auch der Grünen-Abgeordnete Cem Özdemir erwähnte den Klimawandel als Problem, das die Lage in Nigeria verschärfe. „Aber es kann und darf keine Rechtfertigung für Terrorismus geben“, fügte er an. Wenn die muslimische Welt ihren Platz in der „zivilisierten Welt“ einnehmen wolle, müsse sie ihre Frauen befreien und auch gleichberechtigt am gesellschaftlichen Leben teilhaben lassen. Er erklärte, dass Boko Haram nicht mit dem Islam gleichzusetzen sei: „Wer sich Boko Haram anschließt, ist ein Feind aller Muslime.“ Edelgard Bulmahn von der SPD sagte, dass die Taten von Boko Haram ein gezieltes Statement gegen Bildung und bessere Lebensperspektiven für Mädchen seien. Repräsentanten von Islam und Christentum betonten immer wieder, dass es keinen Krieg der Religionen und Opfer auf beiden Seiten gebe. Als Ursache für die Stärke von Boko Haram benannte sie die hohe Jugendarbeitslosigkeit und das mangelnde Vertrauen in staatliche Institutionen. Westliche Regierungen dürften nicht dabei stehen bleiben, den Terror zu bekämpfen – sie müssten sich auch dieser Ursachen annehmen. Der CDU-Abgeordnete Frank Heinrich, der auch dem Hauptvorstand der Deutschen Evangelischen Allianz angehört, forderte ebenfalls, die Ursachen des Terrorismus zu bekämpfen. Die internationale Gemeinschaft müsse in Bildung und Arbeitsplätze investieren, Nigeria müsse der Zivilgesellschaft mehr Beteiligung einräumen. „Und wir können bei der Suche nach den Mädchen und bei Ausbildungsprogrammen zur Terrorbekämpfung helfen“, sagte er. Bokom Haram bedeutet übersetzt „Westliche Bildung ist Sünde“. Die Terrorgruppe hat allein seit Jahresbeginn 2.000 Menschen getötet, die meisten von ihnen Christen. (pro)
https://www.pro-medienmagazin.de/gesellschaft/weltweit/detailansicht/aktuell/entfuehrte-maedchen-zum-islam-konvertiert-88086/
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