Bundesregierung: „Papst-Rücktritt berührt alle Christen“

Bundeskanzlerin Angela Merkel hat Papst Benedikt XVI. für seinen Rücktritt höchsten Respekt gezollt und als einen der bedeutendsten religiösen Denker der Gegenwart gewürdigt. "Wenn der Papst selbst jetzt nach reiflicher Prüfung zu dem Entschluss gekommen ist, seine Kraft reiche nicht mehr für die Ausübung seines Amtes, so hat das meinen allerhöchsten Respekt", sagte Merkel.
Von PRO

Unvergessen bleibe seine Ansprache im September 2011 im Bundestag, sagte Merkel. "Er beschrieb darin unsere grundlegende Aufgabe als Politiker: dem Recht zu dienen und der Herrschaft des Unrechts zu wehren." Daran werde sie lange denken. "Als Bundeskanzlerin sage ich Danke für seine Arbeit und wünsche ihm von Herzen alles Gute für die nächsten Jahre." Er habe die Herzen der Gläubigen erreicht und Juden wie Muslimen die Hand gereicht. Im Zeitalter des immer längeren Lebens könnten viele Menschen nachvollziehen, dass sich auch der Papst mit den Bürden des Alterns auseinandersetzen müsse.

Bundespräsident Joachim Gauck hat sichtlich bewegt auf die Ankündigung von Papst Benedikt XVI. reagiert, sein Pontifikat am 28. Februar zu beenden. Für die historisch höchst seltene Entscheidung "sind großer Mut und Selbstreflexion nötig. Beides findet meinen außerordentlichen Respekt", sagte Gauck. Er habe Benedikt XVI. erst kürzlich persönlich kennengelernt. "Sein Glaube, seine Weisheit und seine menschliche Bescheidenheit haben mich tief beeindruckt." Gauck sagte, in Benedikts Wirken hätten sich hohe theologische und philosophische Bildung mit einfacher Sprache und mit Menschenfreundlichkeit verbunden. "Dadurch habe er vielen Menschen Orientierung und Ermutigung zum Glauben gegeben." Benedikt sei als Papst der ganzen Welt verpflichtet gewesen, "aber er blieb auch im Herzen immer mit seiner Heimat verbunden". Dies sei bei seinen Besuchen in Deutschland spürbar geworden.

Bundesinnenminister Hans-Peter Friedrich (CSU) sagte: 

"Der überraschende Rücktritt von Papst Benedikt XVI. berührt alle Christen zutiefst. Wir alle spüren Respekt gegenüber dem Papst aus Bayern für sein Wirken. Mit großer Dankbarkeit erinnern wir uns an seinen Deutschlandbesuch 2011, bei dem er als Oberhaupt des Vatikans im deutschen Parlament eine beeindruckende Rede gehalten hat. Sein Besuch im evangelischen Augustinerkloster in Erfurt war ein historisches Zeichen ökumenischer Verbundenheit. An meine Begegnung mit dem Heiligen Vater in Rom vor zwei Jahren erinnere ich mich mit großer Dankbarkeit und mit dem Bewusstsein mit ihm einem großen geistlichen Führer der katholischen Weltkirche begegnet zu sein."

Auch Bayerns Ministerpräsident Horst Seehofer (CSU) bedauert den Rücktritt von Papst Benedikt XVI. zutiefst. Seine Entscheidung verdiene dennoch größten Respekt, erklärte Seehofer am Montag in München. "Mit seiner charismatischen Ausstrahlung und seinem unermüdlichen Einsatz für das Wohl der Kirche hat der Papst aus Bayern die Menschen in aller Welt begeistert", so Seehofer. Mit seiner Theologie habe er die katholische Kirche in den vergangenen Jahrzehnten
maßgeblich geprägt. "Wir sind stolz auf das Pontifikat von Papst Benedikt XVI. Deutschland und Bayern haben ihm unendlich viel zu verdanken", sagte Seehofer.

Patrick Meinhardt, Sprecher der Gruppe "Christen in der FDP-Bundestagsfraktion", teilte mit: "Ein außergewöhnlicher Papst beendet sein Papsttum auch außergewöhnlich. Sein bei seinem Amtsantritt formuliertes Selbstverständnis, ein ‚einfacher Arbeiter im Weinberg des Herrn‘ zu sein und somit sein Selbst dem Dienst im Amt unterzuordnen, prägt auch seine Entscheidung auf den Amtsverzicht." Meinhard habe für die Entscheidung des Papstes höchsten Respekt. Weiter sagte er: "Angesichts der aktuellen Situation in der katholischen Kirche ist sich Papst Benedikt bewusst, dass es eines starken Oberhauptes der katholischen Kirche bedarf. Wir brauchen eine glaubwürdige katholische Kirche, die in Demut als leidenschaftliche und menschliche Botschafterin der christlichen Werte auftritt. Alle Christen sollten wir alle Papst Benedikt XVI in unsere Gebete mitaufnehmen."

Der Vorsitzende der SPD-Bundestagsfraktion Frank-Walter Steinmeier hat großen Respekt vor der Rücktrittsentscheidung von Papst Benedikt XVI. geäußert. "Papst Benedikt hat sein Amt in einer durch vielfältige Umbrüche gekennzeichneten Zeit angetreten und seiner Kirche mit seiner großen geistlichen und intellektuellen Autorität Orientierung gegeben und Maßstäbe gesetzt", sagte Steinmeier.
Unvergessen sei seine vorsichtige Öffnung zu den Kirchen der Reformation. "Ich als Protestant wünsche mir, dass die katholische Kirche unter seinem Nachfolger diesen Weg der Öffnung mit Nachdruck weiter verfolgt." Katholiken und Protestanten verbinde viel mehr als sie trenne, sagte Steinmeier.

Andrea Nahles, Generalsekretärin der SPD, sprach von einer „historischen Entscheidung“ Benedikts XVI., die „ihm sicher nicht leicht gefallen ist.“ Mit seinem theologischen Werk sei er mit „aller Überzeugung dafür eingetreten, dass der christliche Glaube nicht nur Bekenntnis fordert, sondern auch Vernunft und Verantwortung.“ Ihm gebühre für die „mutige Entscheidung höchste Achtung“. Nahles dankte Benedikt XVI. für dessen Einsatz für die Wahrung der Menschenrechte. Er habe versucht, „Brücken zwischen Religionen und Weltanschauungen und zwischen säkularer und christlicher Welt“ zu bauen.

Der engagierte evangelische Christ und CDU-Generalsekretär Hermann Gröhe sagte, der Papst habe Gläubigen in aller Welt Orientierung und Halt gegeben. "Sein Wirken war und ist geprägt durch einen eindrucksvollen persönlichen Glauben und eine herausragende intellektuelle Kraft." Anderen Konfessionen und Religionen begegne er stets mit großem Respekt. (pro/dpa)

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