Bürger fragen, Kanzlerin antwortet – auf „YouTube“

Angela Merkel hat nun auch "YouTube" für sich entdeckt. Die Bundeskanzlerin nutzt die Internet-Plattform für den digitalen Bürgerdialog. Seit Freitag beantwortet sie Fragen auf dem entsprechenden Video-Kanal der Bundesregierung.
Von PRO

Exakt einen Monat ist es her, dass Merkels Sprecher Steffen Seibert die Internet-Gemeinde dazu aufrief, sich mit Fragen direkt an die Bundeskanzlerin zu richten. Mehr als 108.000 Mal wurde der Appell seitdem angeklickt, fast 10.000 Nutzer beteiligten sich aktiv innerhalb von drei Wochen. Das Interesse an der Fragerunde habe die Erwartungen der Bundesregierung weit übertroffen, sagte Seibert am Freitag. Aus den zum Teil identischen Beiträgen wurde ein Katalog mit 1.790 Fragen erstellt. Daraus wiederum durften die User in der vergangenen Woche anschließend per Klick die zehn populärsten auswählen, die die mit Hilfe der Web-Anwendung "Google moderator" gewichtet und nach Beliebtheit priorisiert wurden.

Am Freitag gab Merkel – in umgekehrter Reihenfolge – nun die ersten Antworten auf "YouTube". Sie arbeitete in acht Minuten und 41 Sekunden die Fragen zehn bis sieben der Hitliste ab, die ihr von dem freien Journalisten Torsten Föste vorgetragen wurden: Etwa warum sich ausgerechnet Großverdiener nicht am System der gesetzlichen Krankenkassen beteiligen müssen oder warum Abgeordnete über die Höhe ihrer Diäten selbst entscheiden.

"Etwas altbacken"

Blogger Markus Beckedahl, von den Grünen als Sachverständiger in die Enquete-Kommission Internet und Digitale Gesellschaft berufen, zeigte sich von der Premiere wenig überzeugt. Ein Bürgerdialog werde nur simuliert, da keine Rückfragen möglich seien, kritisierte er im Gespräch mit der Nachrichtenagentur dpa. "Da bietet das Netz sehr viel bessere Möglichkeiten." Diese Aktion mit YouTube-Fragen wäre vor zehn Jahren vielleicht innovativ gewesen, "aber im Jahr 2011 sieht das etwas altbacken aus."

Unterdessen wies Merkel in ihrem ersten Antwort-Video als "kühne Behauptung" den Vorwurf zurück, ihr gingen Bürgerfragen ins eine Ohr rein und aus dem anderen wieder raus. "Ich bin aus Leidenschaft Politikerin, und deshalb finde ich die Fragen, die mir gestellt werden auch sehr spannend", sagte die Kanzlerin. Aus diesem Grunde gebe sie sich auch Mühe, wahrheitsgemäß und so zu antworten, "wie die User das natürlich auch erwarten, dass man sich Gedanken macht und sich in die Situation hinein versetzt".

Cannabis-Freigabe statt Einsatz für verfolgte Christen


Und das wird die Kanzlerin am Montag, dem 21. und Mittwoch dem 23. November fortsetzen, wenn weitere Antwort-Videos freigeschaltet werden. Ganz zum Schluss äußert sich Merkel zu der allerersten der Top-Ten-Fragen. Dabei geht es nicht etwa um die Euro-Krise, die Rente mit 67, Mindestlohn oder Problemen mit dem deutschen Bildungssystem. Nein, die beliebteste Frage ist die des Deutschen Hanfverbands: "Wie stehen Sie zur Forderung, den bestehenden Schwarzmarkt für Cannabis durch einen regulierten Markt mit Jugend- und Verbraucherschutz (…) zu ersetzen und mehr Suchtprävention über Cannabissteuern zu finanzieren?"

Keine Chance auf eine Antwort hat hingegen die Frage eines Users mit dem "YouTube"-Namen "justjuannez": "Christen werden in vielen Regionen der Erde verfolgt, inhaftiert, bis zum Tod gefoltert. Was unternimmt die Bundesregierung, um diesem Unrecht entgegen zu treten und was wird die Bundesregierung in Zukunft unternehmen?" Diese Frage erscheint erst auf Rang 1.121. (pro/dpa)

http://www.youtube.com/user/bundesregierung?v=jstPfMyM5rw&feature=pyv&ad=8690658159&kw=bundesminister
Helfen Sie PRO mit einer Spende
Bei PRO sind alle Artikel frei zugänglich und kostenlos - und das soll auch so bleiben. PRO finanziert sich durch freiwillige Spenden. Unterstützen Sie jetzt PRO mit Ihrer Spende.

Ihre Nachricht an die Redaktion

Sie haben Fragen, Kritik, Lob oder Anregungen? Dann schreiben Sie gerne eine Nachricht direkt an die PRO-Redaktion.

Offline, Inhalt evtl. nicht aktuell

PRO-App installieren
und nichts mehr verpassen

So geht's:

1.  Auf „Teilen“ tippen
2. „Zum Home-Bildschirm“ wählen