„Christen müssen zuspitzen, aufregen und zum Weiterdenken anregen.“ Dazu hat Bruder Paulus Terwitte im Rahmen des Katholikentags in Leipzig aufgerufen. Die Kirche brauche Theologen, denen man anmerke, dass sie von dieser Welt sind, und die mutiger werden, bestimmte Dinge anzusprechen.
Bruder Paulus Terwitte hat auf dem Katholikentag seine Glaubensbrüder dazu aufgerufen, zuzuspitzen und die Menschen zum Weiterdenken anzuregen
In den Medien werden fromme Menschen gesucht, die quer denken und die Probleme ihrer Zeit ansprechen. Dazu hat Bruder Paulus Terwitte im Zuge des Katholikentags ermutigt. Die Menschen sollten Theologie lernen, um ihre Mitmenschen auf das Grundsätzliche zu bringen.
Der Kapuzinermönch und Medienexperte – er war mehrere Jahre Gastgeber einer Talksendung im Fernsehen – betonte, dass es Gott in der Krippe im wahrsten Sinne des Wortes kurz gemacht habe: „Jesus war für die Menschen einfach interessant. Wenn Gott nicht mehr interessant ist, weiß ich nicht, was er ist“, sagte Bruder Paulus. Jesus habe sich auf seine Mitmenschen eingelassen. Das wünsche sich der Mönch von frommen Menschen auch. Mit seiner Medienpräsenz erhoffe er sich, Gott auf die Bühne zu bringen und sich für ihn aus dem Fenster zu lehnen: „Ich muss bei Trost sein, um andere zu trösten.“
Fromme Menschen sind die, die ihr Handwerk verstehen
Bruder Paulus diskutierte mit anderen Podiumsteilnehmern, inwiefern der Glaube Esprit haben muss. Der Freiburger Moraltheologe Eberhard Schockenhoff bemängelte, dass Theologen oft nicht mehr als spirituelle Anreger und Denker ihrer Zeit wahrgenommen werden. Einige seien in der Vergangenheit sogar daran gehindert worden, frei Theologie zu betreiben. Frömmigkeit heiße aber nicht, auf das zu verzichten, was wissenschaftliche Arbeit ausmacht. Martin Luther habe Menschen als fromm definiert, wenn sie ihr Handwerk verstünden. Das Besondere am Christentum sei, dass Gott sich in einer lebendigen Person offenbart.
Die Dominikanerin Kerstin-Marie Berretz beobachtete, dass Menschen jedes Alters der Theologie gegenüber offen seien. „Sie haben aber gar keine Idee davon, wie man eine Beziehung zu Gott aufbauen kann. Esprit und Frömmigkeit fehlen, weil die Orte fehlen, an denen sie das erfahren.“ Es brauche heute deswegen authentische Zeuginnen und Zeugen des Christentums. Ordensschwester Ruth Stengel wünschte sich Theologie als dienende Wissenschaft, die zur Beziehung führen muss. „Ich muss mich fragen, wie es vor anderen Menschen Bestand hat.“
Der 100. Katholikentag ist am Sonntag mit einem Gottesdienst mit rund 20.000 Teilnehmern zu Ende gegangen. In seiner Abschlusspredigt rief der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Reinhard Kardinal Marx, alle Katholiken und Christen anderer Konfessionen dazu auf, sich in die Politik einzumischen. „Wir wollen als Kirche nicht den Staat ersetzen“, sagte er. Es gelte aber, die Prinzipien des Evangeliums in die Gesellschaft hineinzutragen, die Menschen in den Mittelpunkt zu stellen und nach Lösungen im Sinne der Menschen zu suchen.
Christen müssten deutlich machen, dass an bestimmten Prinzipien nicht zu rütteln sei, sagte Marx und nannte die Flüchtlingspolitik als Beispiel. „Wenn jemand an unsere Grenze kommt, dann muss er menschlich behandelt werden. Dann muss er ein faires Verfahren bekommen.“ Und es müsse klar sein, dass Menschen nicht in Krieg und Verfolgung zurückgeschickt würden. Der Katholikentag stand unter dem Motto „Seht, da ist der Mensch“. Rund 40.000 Teilnehmer waren zu dem fünftägigen Laientreffen in die Messestadt gekommen. Sie diskutierten über politische und kirchliche Themen, beteten und feierten gemeinsam. (pro)
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