„National Federation of Atheist, Humanist and Secular Student Societies“ (AHS) lautet der offizielle Name der Föderation, deren Gründung am Donnerstag in London gefeiert wurde. Eng verbunden ist sie mit der „British Humanist Organisation“, dem Verband der britischen Humanisten. Deren Präsident, Norman Ralph, beschreibt die Ziele der Gruppe in einer Pressemitteilung so: „Indem die AHS verschiedene Studentengruppen aus dem ganzen Land zusammenbringt, unterstützt die Gruppe Studenten darin, einen sicheren Ort zu schaffen, an dem sie ohne Zensur über atheistische, humanistische und säkulare Thematiken diskutieren kann.“
„Müssen atheistische Debatte an Unis verbreiten“
Chloe Clifford-Frith, Pressesprecherin der AHS, ergänzt: „Wir leben in einer Welt, wo religiöse Regierungen Ehebrecher und Homosexuelle hinrichten, wo Frauen und Minderheiten grundlegende Freiheiten abgesprochen werden und wo arglistige Behauptungen über Verhütung und wissenschaftliche Forschung kursieren.“ Clifford-Frith ist überzeugt: „Wir sind privilegiert (…) in einem solchen Land zu leben, wo wir diese Debatte führen können, und deswegen müssen wir sie an unseren Unis und darüber hinaus verbreiten.“
Die Gruppe wird unterstützt von einer Reihe Prominenter, etwa von dem Philosophen Anthony Clifford Grayling und dem „Guardian“-Kolumnisten Polly Toynbee. Der Bekannteste unter ihnen ist Richard Dawkins, Autor des Bestsellers „Der Gotteswahn“. In einem Grußwort an die Mitglieder zitiert ihn der Verband: „Warum wird der Religion solch ein besonderer Status in der Regierung, der Kultur und den Medien gegeben? Warum soll der Glaube an eine höhere Macht ein Kennzeichen von größerer moralischer Stärke, Charakter und Scharfsinn sein? Die AHS sagt in aller Öffentlichkeit, dass der Glaube dies nicht ist.“
Atheisten können nicht vom Glauben abhalten
Die Gruppe plant landesweite Kampagnen, in denen sie diesen „besonderen Status“ der Religion bekämpfen will. Dazu zählten etwa Sitze im britischen Oberhaus für religiöse Leiter oder die finanzielle Unterstützung glaubensgebundener Schulen durch den Staat.
Dawkins‘ Buch „Der Gotteswahn“ stand auch hierzulande lange Zeit in den Bestsellerlisten. Ob das Erstarken atheistischer Meinungen in öffentlichen Debatten Menschen aber wirklich vom Glauben abbringt, ist eher fraglich. Der Kölner Soziologe und Professor Wolfgang Jagodzinski wertete die deutschen Ergebnisse der „Werte-Studie“ aus, in der die europäische Bevölkerung unter anderem zu ihrer Religiosität befragt wurde. Dabei kommt er zu dem Ergebnis, dass „trotz verstärkter öffentlicher Aktivitäten der Atheisten die Zahl der Menschen, die sich als überzeugte Atheisten bezeichnen, seit 1981 kaum zugenommen hat“. Der Wert liege in Westdeutschland bei rund 10 Prozent, in Ostdeutschland aber bei über 20 Prozent. (PRO)