Bpb zeigt christliches Engagement für Demokratie

"Christen in der Demokratie" lautet der Titel einer am heutigen Montag erscheinenden Publikation der Bundeszentrale für politische Bildung (bpb). In der neuesten Ausgabe der Zeitschrift "Aus Politik und Zeitgeschichte" kommen Bischof Wolfgang Huber, Erzbischof Wolfgang Zollitsch oder auch Religionssoziologe Thomas Schirrmacher zu Wort.
Von PRO

Bereits im Februar hatte Thomas Krüger, Leiter der Bundeszentrale für politische Bildung, angekündigt, „die gesamte Bandbreite christlichen Engagements“ in der Gesellschaft abbilden zu wollen. Zwei Publikationen sind geplant, die erste ist nun erschienen. In der Ausgabe „Christen in der Demokratie“ der wöchentlich erscheinenden Zeitschrift „Aus Politik und Zeitgeschehen“ (APuZ) äußern sich Vertreter der Landeskirchen aber auch aus dem evangelikalen Spektrum überwiegend positiv zum Engagement der Christen für die Demokratie.

Schirrmacher: Evangelikale sind nicht undemokratisch

So betont Thomas Schirrmacher, Direktor des Internationalen Instituts für Religionsfreiheit der Weltweiten Evangelischen Allianz, die ausnahmslose Aufgeschlossenheit christlicher Theologen gegenüber der Demokratie. Eine Durchsicht deutsch- und englischsprachiger Ethikentwürfe der vergangenen zwanzig Jahre habe gezeigt, dass keiner der Theologen eine undemokratische Staatsform verteidige. „Ist es Zufall, dass […] die säkularen, protestantischen und katholischen Länder aus dem ehemaligen Einflussbereich der Sowjetunion recht schnell zu funktionierenden demokratischen Systemen wurden, die orthodoxen Länder nur zum Teil […] und die islamischen gar nicht?“, fragt er, betont in seinem Beitrag jedoch auch, dem Islam die Demokratiefähigkeit damit nicht absprechen zu wollen.

Den Vorwurf, Evangelikale seien eine Gefahr für die Gesellschaft , lehnt Schirrmacher ab. Zum einen zeige sich, dass ein Großteil der weltweiten Evangelikalen demokratisch lebe und sich für demokratische Werte einsetze, zum anderen hielten sich viele Evangelikale von der Politik fern und böten allein deshalb kein wie auch immer geartetes Gefahrenpotenzial. Die Jerusalemer Urgemeinde sei in jedem Fall eine „eher pazifistische“ und gänzlich unpolitische Bewegung gewesen.

Zollitsch: „Mehr Zeugnis wagen!“

Der katholische Erzbischof Robert Zollitsch ruft im APuZ-Heft dazu auf, „mehr Zeugnis zu wagen“. Christen seien dazu berufen, der Gesellschaft zu zeigen, was es heißt, in Verantwortung vor Gott und den Menschen zu leben. Christliche Wertorientierungen in der Politik betonten die Würde des Menschen, die Achtung der Menschenrechte und die Ausrichtung am Gemeinwohl. „Christen können nicht darauf verzichten, sich in die Politik einzumischen“, schließt er daraus.

Der evangelische Bischof Wolfgang Huber, Ratsvorsitzender der EKD, liefert in der bpb-Publikation einen geschichtlichen Abriss christlichen Engagements in der deutschen Demokratieentwicklung. „Christen, wohin das Auge schaut!“, schreibt er und untermauert seine These durch zahlreiche Beispiele. „Vom römisch-katholischen ‚Gründungs‘-Kanzler Konrad Adenauer über den pragmatischen Verantwortungsethiker Helmut Schmidt, der sich freilich im hohen Alter nur noch mit Einschränkungen als Christ bezeichnen möchte, bis hin zur evangelischen Bundeskanzlerin, der Pastorentochter Angela Merkel, haben Christen auch dem politisch wichtigsten Amt der deutschen Demokratie ihren Stempel aufgedrückt“, schreibt Huber.

Glaube markiert die Grenze zwischen privat und öffentlich

Etwas kritischer klingen hingegen die Worte des Theologieprofessors Friedrich Wilhelm Graf. Zwar hätten die großen Kirchen maßgeblichen Anteil an der Entwicklung der Demokratie, der individuelle Glaube markiere aber zugleich eine Grenze zwischen dem Privaten und dem Öffentlichen, die nicht zur Disposition demokratischer Willensbildung stehe. Demokratie, so schreibt er weiter, sei eine Herrschaftsform, „die Unterschiede zulässt, keinen moralischen oder religiösen Vergemeinschaftungszwang kennt und dem Individuum einen großen, aber immer gefährdeten und umkämpften Eigenraum des Privaten lässt“.

Krüger, Leiter der bpb, war Ende vergangenen Jahres in die Kritik geraten, weil eine Ausgabe der Schülerzeitung „Q-rage“ Artikel enthielt, die sich kritisch mit der evangelikalen christlichen Bewegung in Deutschland befassten. „Q-rage“ wird vom Netzwerk „Schulen ohne Rassismus – Schulen mit Courage“ herausgegeben, das Netzwerk wird von der bpb gefördert. In einem Beitrag wurden Christen als intolerant, verfassungsfeindlich, gefährlich und dumm gebrandmarkt. Daraufhin kündigte die Bundeszentrale zwei Publikationen, unter anderem über Christen und Demokratie an. (PRO)

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