Boten der Hoffnung im Drogensumpf

Junge evangelische Christen machen in Mexiko mit einer gewagten und ungewöhnlichen Aktion auf die Gewalt im Land aufmerksam. Sie wollen die Menschen der nordmexikanischen Grenzstadt Juárez, die wegen ihrer Drogenkartelle als eine der gefährlichsten Städte der Welt gilt, mit einer missionarischen Aktion und christlichen Botschaften zur Umkehr bewegen.
Von PRO

Die 25 Jugendlichen orientieren sich in der Kampagne "Wenn mein Volk sich demütigt, dann werde ich ihr Land heilen" an dem ähnlich lautenden Bibelvers aus 2. Chronik 7,14. Sie postieren sich in Engelsgewändern an wichtigen Straßenecken, um ihre Botschaft zu verkünden. Statt zu schweigen, wollen sie auf das Unrecht aufmerksam machen. Im Drogenkrieg der Stadt wurden in den vergangenen Jahren tausende Menschen getötet.

"In Jesus Christus findest du Frieden"

"Korrupter Polizist, suche nach Christus", "In Jesus Christus findest du Frieden" oder "Zerrüttete Familien finden Antwort bei Christus", lauten die Botschaften, die die Jugendlichen auf Kartons sowohl an die Bürger als auch an jene Verbrecher richten, die Ciudad Juárez mit Gewalt überzogen haben. Unter dem Gewand stehen die jungen Männer auf einem Stuhl, damit die Figur noch größer scheint. Dabei haben sie sich auch öffentliche Orte wie das Rathaus oder die Staatsanwaltschaft ausgewählt.  "Ein Engel ist ein Bote, und wir wollen eine Botschaft von Frieden und Hoffnung an die Bevölkerung weitergeben in diesen schwierigen Zeiten", zitiert die Nachrichtenagentur dpa Carlos Mayorga.

Der 32-Jährige koordiniert diesen etwas anderen Protest. Die Idee sei entstanden, weil die Bevölkerung in Zeiten der Unsicherheit Worte der Ermutigung brauche, so Mayorga. Obwohl sich viele kriminelle Gruppen dadurch herausgefordert fühlen könnten, betont er, dass er keine Angst vor möglichen Konsequenzen habe. Weil die Menschen die Aktion mehrheitlich begrüßten, solle die Kampagne nun auf die Kommunen des Umlandes ausgeweitet werden.

Herzen und Gewissen der Kriminellen erreichen

Mehr als um Konfrontation oder um neue Anhänger für die evangelische Kirche gehe es ihm darum, "Herzen und Gewissen der Kriminellen zu erreichen." Mayorga sagt: "Wir haben keine Angst, weder vor dem Killer, noch vor dem korrupten Polizisten. Wir vertrauen voll auf Gott." Er beklagt die fast hoffnungslose Lage mit einer nie dagewesenen Gewalt. Dennoch könne diese auch als Chance verstanden werden, dass die Menschen aus ihrer Apathie erwachen. "Wir wollen die Bevölkerung einladen zu reagieren, auf die Straße zu gehen und dass sie sich von der Angst nicht besiegen lassen."

"Es gehört schon sehr viel Mut dazu gegen die allgemeine Stimmung und Lethargie im mexikanischen Volk vorzugehen", erklärt Dr. Joachim Kauffmann, Vorsitzender der "Freunde Mexikanischer Indianer-Bibelzentren e.V.", gegenüber pro. "Wem es möglich ist, der zieht aus diesen Gegenden weg. Hier stehen Menschen auf und sorgen für etwas, was tiefer geht als politische Apelle."

Ciudad Juárez liegt an der Grenze zu den USA. 1993 geriet die Stadt mit einer andauernden Mordserie in die Schlagzeilen. Viele der Morde wurden bisher nicht aufgeklärt. (pro)

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