Ein islamischer Geistlicher hatte das wohl geistig zurückgebliebene Mädchen angezeigt und ihm vorgeworfen, den Koran geschändet zu haben. Rimsha saß daraufhin drei Wochen in Untersuchungshaft, bevor sie Anfang September gegen Kaution freigelassen wurde. Zuvor war der Imam festgenommen worden, weil er dem Mädchen beschädigte Koranseiten in die Tasche geschmuggelt haben soll. "Es gibt stichhaltige Belege, dass der Imam die Beweise gefälscht hat, um das christliche Mädchen zu belasten", sagte der Ermittler laut der Deutschen Presse-Agentur (dpa).
Ein Fall für das Jugendgericht?
Wie "Welt Online" meldet, soll der Fall an ein Jugendgericht übergeben werden. Grund sei ein medizinisches Gutachten, wonach das Mädchen erst 14 Jahre alt sein soll, erklärte ein örtlicher Richter am Montag. Der Anwalt eines Nachbarn von Rimsha, der das Mädchen zunächst beschuldigt hatte, erhob Einspruch gegen das Gutachten. Er muss sich dazu aber jetzt an das Jugendgericht wenden. Auch die Staatsanwaltschaft widerspricht einem Gutachten, demzufolge das Mädchen 14 Jahre alt sein und einen niedrigen Intelligenzquotienten haben soll.
Anfang des Monats hatte die pakistanische Polizei den islamischen Geistlichen Hafiz Mohammed Khalid Chishti festgenommen, der das Verfahren ins Rollen gebracht hatte. Der Imam wird verdächtigt, gefälschte Beweisstücke vorgelegt zu haben. Mitarbeiter des Geistlichen sagten den Ermittlern, dass dieser selbst den von Rimsha verbrannten Papieren Seiten aus dem Koran hinzugefügt habe. In Pakistan kann die Beleidigung des Propheten Mohammed mit dem Tod bestraft werden. Die Verbrennung von Koranversen kann mit lebenslanger Haft geahndet werden. Eine Freilassung gegen Kaution in einem Blasphemiefall gab es in Pakistan noch nie. Etwa 97 Prozent der rund 180 Millionen Pakistaner sind Muslime. Fälle von Gotteslästerung lösen in dem Land häufig große öffentliche Empörung aus.
Die Polizei hatte das Mädchen inhaftiert, nachdem Zeugen beobachtet haben wollen, wie es am 16. August verbrannte Koranseiten mit sich herumgetragen beziehungsweise entsorgt hatte. Der Fall hatte zu Unruhen zwischen Muslimen und Christen geführt. Wie die britische Zeitung "The Guardian" berichtete, habe der islamische Geistliche Muslime gegen Christen aufgestachelt, indem er die verbrannten Koranseiten beim Abendgebet gezeigt hatte. Anschließend war es zu wütenden Demonstrationen der Muslime gegen die Christen gekommen. Aus Angst vor Racheakten flohen Christen aus dem Viertel. Wie gefährlich Kritik an dem Gesetz ist, mussten im vergangenen Jahr zwei prominente Politiker erfahren. Der christliche Minister für Minderheiten, Shahbaz Bhatti, und der Gouverneur der Provinz Punjab, Salman Taseer, wurden wegen ihrer Haltung ermordet. (dpa/pro)