Die Deutsche Bischofskonferenz hat gemeinsam mit der Caritas ein Schwerpunktheft zur Christenverfolgung im Irak präsentiert. Solange der Islam im Irak Staatsreligion sei, hätten andere Religionen keine Chance.
Von PRO
18. Dezember 2014
Foto: pro
Erzbischof Ludwig Schick und Peter Neher, Präsident des Deutschen Caritasverbandes, machen auf die Lage der Christen im Irak aufmerksam
Der Präsident des Deutschen Caritasverbandes, Peter Neher, hat für mehr Diplomatie im Irak-Konflikt plädiert. Allein mit militärischen Mitteln würden die Probleme dort langfristig nicht gelöst, sagte der Prälat in Berlin. Dennoch könne in der aktuellen Situation militärisches Eingreifen notwendig sein, um das Schlimmste zu verhindern. Ähnlich äußerte sich der Vorsitzende der Kommission Weltkirche der Deutschen Bischofskonferenz, Erzbischof Ludwig Schick. Er forderte von der Politik diplomatische Gespräche mit den Staaten, die der Terrororganisation Islamischer Staat (IS) Waffen lieferten. Schick betonte im Hinblick auf deutsche Waffenlieferungen an die Kurden im Kampf gegen den IS noch einmal die Position der Katholischen Kirche. Krieg sei nicht die Lösung von Konflikten, aber in einer Notwehrsituation sei es nötig, dem Angreifer die Waffe aus der Hand zu schlagen.
Die Deutsche Bischofskonferenz stellte in Berlin gemeinsam mit dem Caritasverband die neue „Arbeitshilfe“ vor, ein Heft der Initiative „Solidarität mit verfolgten und bedrängten Christen unserer Zeit“. Schwerpunktland ist diesmal der Irak. Das „Zweistromland“ ist eine Kernregion vieler biblischer Ereignisse. Der aktuelle Konflikt könne die Christen von dort endgültig vertreiben, befürchtet Erzbischof Schick. Dabei seien gerade sie auch in muslimisch geprägten Ländern eine Art Ferment, indem sie auf eine menschenfreundliche und hilfsbereite Gesellschaft hinwirkten. Die christlichen Kirchen setzten sich in diesen Regionen wesentlich für Bildung, medizinische Versorgung und einen guten Umgang mit behinderten Menschen ein, sagte Schick.
Autonomiegebiet nur für Christen?
Seinen Angaben nach leben noch zwei- bis dreihunderttausend Christen im Irak, vor 2003 seien es noch anderthalb Millionen gewesen. In den letzten Monaten habe es eine lawinenartige Auswanderungswelle gegeben. Die Bischöfe vor Ort wollten, dass das Christentum präsent bleibe. Doch „dafür braucht’s Frieden“, sagte der Erzbischof. Als kurzzeitige Maßnahme könnte er sich ein Autonomiegebiet für irakische Christen vorstellen. Im Gespräch sei dafür schon einmal die Ninive-Ebene gewesen. Caritasverbandschef Neher betonte aber, das sei ein Plan aus einer anderen Zeit, eine Realisierung sei im Moment unvorstellbar. Längerfristig, so auch Schick, müsse der Irak ein demokratisches Land werden. Solange der Islam Staatsreligion sei, könnten sich weder Christen noch andere Gruppierungen halten.
Von allen weltweit verfolgten Religionen machen laut Schick die Christen 75 Prozent aus. Die Katholische Kirche setze sich aber nicht exklusiv, sondern exemplarisch für verfolgte Christen ein. „Wenn wir uns für die Christen und die Religionen einsetzen, dann tun wir das auch immer für die Wahrung der Menschenrechte.“ Prälat Neher schilderte die Lage der Flüchtlinge im Irak als dramatisch. Die Caritas biete an vielen Standorten Unterstützung. 13 000 Hilfsgüterpakete seien seit August verteilt worden. Der Hilfsbedarf sei vielfältig: „Das reicht von der Zusatznahrung für junge Mütter über Schulmaterial für Kinder bis hin zu Windeln für inkontinente alte Menschen.“ Aktuell mache die Kälte den Menschen am meisten zu schaffen. Kaum einer der Flüchtlinge sei darauf vorbereitet. Eine zentrale Aufgabe sei es deshalb, die Notunterkünfte winterfest zu machen.
26. Dezember: Tag für verfolgte Christen
Der Caritaspräsident äußerte sich erfreut über die Solidarität der Menschen in Deutschland. Es gebe großzügige Spenden an die in der Region tätigen weltkirchlichen Hilfswerke wie Caritas, Misereor oder Missio. „Insgesamt sind uns in diesem Jahr bereits 8,6 Millionen Euro an Spenden für die irakischen und syrischen Flüchtlinge anvertraut worden“, so Neher. Erzbischof Schick verwies auf den Stephanustag, den die Katholiken seit 2012 jährlich am 26. Dezember als „Gebetstag für verfolgte und bedrängte Christen“ begehen. „Immer wieder wird gefragt: Was können wir tun? Wir können beten“, sagte Schick. Ein weiteres sei, sich für die Christen im Irak zu interessieren und ihre Situation wahrzunehmen. Bewegungen wie Pegida verurteilte der Erzbischof als nicht hilfreich, das mache die Situation nur noch schlimmer. Ängste würden geschürt und Menschen in Gruppen separiert. „Das ist nicht christlich, weil es nicht menschlich ist“, sagte Schick. Wichtig sei es, die Flüchtlinge hier menschenwürdig zu behandeln. (pro)
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