Bischof Mixa: Kirche muss „nerven“

B e r l i n (PRO) - "Vor allem wenn es um Fragen des Lebensschutzes, um Ehe und Familie oder um Fragen des Friedens geht", dann muss die Kirche nerven, davon ist der Augsburger Bischof Walter Mixa überzeugt. Und deshalb will er sich auch weiterhin in die Debatte um Krippenplätze, Sterbehilfe und die Höhe von Minaretten einmischen. In einem Interview mit der Tageszeitung "Die Welt" vertritt Mixa seine Überzeugungen mit viel Leidenschaft.
Von PRO

Der Bischof ist dafür bekannt, ein Mann klarer Worte zu sein. Besonders wenn es um Familienpolitik geht. Anfang des Jahres geriet er mit Familienministerien Ursula von der Leyen aneinander und warf ihr vor, Frauen zu „Gebärmaschinen“ zu degradieren. Im Gespräch mit „Welt“-Autor Gernot Facius sagte Mixa, dass er seine Aussagen zur Familienpolitik nicht bedauere. „Wäre ich nicht so deutlich geworden, wäre das Thema unter den Tisch gefallen. Das hat mit den Mechanismen unserer Mediengesellschaft zu tun.“ Die Anfeindungen gegen seine Person könne er hinnehmen, denn es sei glücklicherweise gelungen, „Ehe und Familie, die ins Abseits gekommen waren, wieder in den Mittelpunkt des Interesses zu stellen. 30 Jahre hatte man nicht darüber gesprochen. Jetzt ist diese Frage wieder ins gesellschaftliche Gespräch gekommen.“ In Bezug auf die geplante Ausweitung des Betreuungsangebots für Kleinkinder schlägt Mixa einen versöhnlichen Ton an. „Dass wir für bestimmte Notsituationen Krippenplätze brauchen, ist gar keine Frage. Aber die Politik darf nicht die Ausnahmeregelung zum Normalfall machen.“

Überdimensionierte Moscheen: „Demonstrative Herausforderung“

Ebenso deutlich wie zu der Familienpolitik von der Leyens äußert sich Mixa auch zum Dialog mit dem Islam. Trotz den Gemeinsamkeiten wie der „Ehrfurcht vor dem einen und wahren Gott“ oder dem „Zeugnis für den Lebensschutz“ und der „Wertschätzung der Familie“ stoße ein theologischer Dialog schnell an seine Grenzen, sagte der Bischof. Im Islam gebe es schlicht zu viele unterschiedliche Glaubensrichtungen, die den Koran auch auf unterschiedliche Art und Weise auslegen würden. Die hohe Bandbreite des Islam habe den Nachteil, dass es „keine gemeinsame, verbindliche Autorität“ für theologische Grundsatzfragen gebe.

In der Debatte um die Höhe von Minaretten und der Größe von Moscheen plädiert Mixa für mehr Gelassenheit. „Die muslimische Bevölkerung in Deutschland macht gerade mal vier Prozent aus.“ Gleichwohl lehnt der Bischof „überdimensionierte“ muslimische Bauwerke ab und fordert die Muslime auf, die „christliche Mehrheitskultur“ zu respektieren. Provokative Moscheenamen wie beispielsweise „Eroberungsmoschee“ weist Mixa ebenfalls zurück. „Im Miteinander unterschiedlicher Kulturen und Religionen sollte immer der Eindruck eines feindseligen Programms vermieden werden.“

Lebensschutz als ökumenische Herausforderung

In der aktuellen Diskussion um das Verbot aktiver Sterbehilfe in Deutschland vertritt der Bischof ebenfalls einen klaren Standpunkt. Die umstrittene Schweizer Sterbehilfe-Organisation Dignitas verurteilt er scharf. „Für mich zeigt sich schon in dem Namen Dignitas ein Missbrauch. Dignitas heißt Würde. Würde des Menschen. Sie ist unantastbar, vom Anfang bis zum Ende. Und bei Dignitas wird der Begriff in das Gegenteil verkehrt. Eine totale Verdrehung der Wahrheit!“, so Mixa gegenüber „Welt“-Autor Facius.

Erst am Montag hatte „Dignitas“ mit der Ankündigung eines Freitods für Schlagzeilen gesorgt. Die Organisation hat nach eigenen Angaben einen Freiwilligen gefunden, der in Deutschland einem schwer kranken Menschen beim Suizid helfen will und dafür bewusst eine Strafverfolgung in Kauf nimmt. Laut dem Leiter der Gruppe, Ludwig Minelli, soll dadurch ein juristischer Präzedenzfall geschaffen werden.

Beim Thema Lebensschutz beschäftigt Mixa jedoch nicht nur die Menschenwürde am Ende des Lebens, sondern auch am Anfang. Er bedauert, dass die katholische und die evangelische Kirche in der Debatte um die Stammzellenforschung unterschiedliche Standpunkte einnehmen. Für sein Verständnis müsste bei der Diskussion dieses Themas die Ökumene ansetzen. Theologische Fragen nach dem Amtsverständnis oder dem gemeinsamen Abendmahl seien zunächst zweitrangig. „Aber bei Fragen, die das christliche Menschenbild betreffen, sollten alle Christen mit einer Zunge sprechen. Das ist mein dringender Wunsch“, so Mixa.

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