Bischof Huber: „Keine Abgrenzung zu Evangelikalen“

Der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Bischof Wolfgang Huber, hat die positive Zusammenarbeit zwischen der Landeskirche und evangelikalen Christen betont. "Ich bin außerordentlich irritiert über Stimmen, die der Kirche eine Abgrenzung, Ausgrenzung oder Verweigerung des Dialogs nahe legen wollen", sagte Huber im "Deutschlandradio Kultur".
Von PRO

In dem Beitrag, der am Dienstag ausgestrahlt wurde, nahm der EKD-Ratsvorsitzende in einem Interview Stellung zu Vorwürfen, evangelikale Christen seien eine Gefahr für die Landeskirche. Aufmacher des Beitrags war die Evangelisationsveranstaltung ProChrist, die derzeit in Chemnitz stattfindet. Das Spektrum innerhalb der evangelikalen Bewegung reiche „von Gemäßigten, die ein unauffälliges Dasein in den Landeskirchen führen, bis hin zu Fundamentalisten, die etwa den Kreationismus vertreten“, hieß es in dem Beitrag. „Evangelikale leben ihren Glauben offen und suchen das Bekenntnis, mit dem Fischaufkleber auf dem Auto.“ Evangelikale hätten Zulauf, den Landeskirchen liefen die Mitglieder in Scharen davon.

Bischof Huber nahm in dem Interview Stellung etwa zu der Frage, ob ProChrist „amerikanische Verhältnisse“ nach Deutschland bringe. „In Deutschland müssen wir uns nicht auf amerikanische Verhältnisse einstellen“, so Huber. „Im Kern sind die Evangelikalen, die in einer pietistischen Tradition leben, in den Landeskirchen eingebunden.“ ProChrist könne nicht als amerikanisch geprägt bezeichnet werden, der Redner, Pfarrer Ulrich Parzany, sei jahrzehntelang Generalsekretär des CVJM Deutschland gewesen, erläuterte der EKD-Ratsvorsitzende.

Über ProChrist würden derzeit viele Menschen erreicht, „die in der Folge der DDR-Geschichte den Glauben verloren haben“. Behauptungen, wonach er selbst mehr und mehr zu evangelikalen Christen tendiere, erteilte Huber eine Absage. „Wer jetzt behauptet, Bischof Huber sei evangelikal geworden, der verdreht die Debatte.“

Keine Konkurrenz zu Landeskirchen

Auch Befürchtungen, wonach evangelikal geprägte Gemeinden in Konkurrenz zu den Landeskirchen stünden, kann Huber nicht teilen. Wenn sich Pfarrer der Landeskirchen Sorgen machen, dass sich Jugendliche weniger in der eigenen Kirche engagierten, sondern etwa in Freikirchen „abwandern“, müsse eine Kirchengemeinde eben eigene Formen der Gottesdienstgestaltung schaffen, die Jugendliche interessieren. „In die Begegnung mit einer Veranstaltung wie ProChrist sollte man offen und vorurteilsfrei hineingehen. Wenn es inhaltlich etwas zu kritisieren gibt, dann soll man das kritisieren. Aber man soll jetzt keine Angstfiguren aufbauen“, so Huber.

Auch sein Engagement für ProChrist oder das Christival begründete Huber: „Ich weiß genau, dass ProChrist einen großen Überschneidungsbereich mit unseren Kirchen hat und ich habe es erlebt, dass auch beim Christival viele junge Leute aus den Landeskirchen teilgenommen haben. Ich habe es noch nie einleuchtend gefunden, dass Abgrenzung oder eine Verweigerung des Dialogs hilfreich sein sollen. Daher bin ich außerordentlich irritiert über diejenigen Stimmen, die uns eine Abgrenzung, Ausgrenzung oder Verweigerung des Dialogs nahe legen wollen“, sagte der EKD-Ratsvorsitzende.

Zudem müsse man sich nicht nur die Frage stellen, ob sich die evangelische Kirche durch das Engagement der Evangelikalen verändert habe, sondern auch, ob sich die Evangelikalen durch die Landeskirche verändert hätten. Dies sei durchaus der Fall. „Evangelikale meinen nicht mehr, ihre eigene Rechtgläubigkeit durch Abgrenzung von der Landeskirche zu definieren.“

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