Bischof Huber: Immer mehr Kinder wachsen ohne Bücher auf

B e r l i n (PRO) – In der frühen Kindheit werden die Voraussetzungen für Lesefähigkeit und Interesse an Büchern geschaffen. Daran erinnerte Bischof Wolfgang Huber bei der Jahrestagung des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels am Dienstag in Berlin. Er appellierte an Eltern und Lehrer, aber auch Verlage und Buchhändler, sich ihrer Verantwortung als Vermittler zwischen Kindern und Büchern bewusst zu werden.
Von PRO

In seiner Rede sagte der EKD-Ratsvorsitzende: „Bücher erweitern das Lebenswissen und vermitteln, wie Menschen anderswo leben. Sie erwecken auch den Sinn für Geschichte.“ Menschen, die Bücher lesen, würden eingeführt in die „Kunst des Lebens“.

Die Sehnsucht nach Orientierung und „Überlebenswissen“ spiegele sich in der Fülle der Ratgeberliteratur wider. Auch wenn diese Ratgeber an Grenzen stießen, sollte das neue Interesse an gutem Rat in Lebens- und Überlebensfragen nicht verächtlich gemacht werden, so Huber.

Kinder hätten ein Recht, lesen zu lernen. Dieses Recht könne sich nicht nur auf die Fähigkeit erstrecken, Straßenschilder und Beipackzettel zu entziffern oder Behördenformulare auszufüllen. „Kinder haben ein Recht auf gut erzählte Geschichten; sie haben, davon bin ich überzeugt, auch ein Recht auf gut erzählte biblische Geschichten, weil diese Geschichten unsere Kultur wie eine Tiefengrammatik geprägt haben.“

Immer mehr Kinder wachsen ohne Bücher auf

Huber sieht in Deutschland dramatische Entwicklungen, die die Bildungsforschung aufzeige. „Immer mehr Kinder wachsen in Wohnungen auf, in denen es keine Bücher gibt. Der Graben zwischen denen, die bei erstklassiger Förderung schon im Vorschulalter lesen können … und denen, die bis zur Pubertät nie selbstständig ein ganzes Buch gelesen haben, wird wieder größer.“

Er wies auf die Gefahr für Kirche, Kultur und Gesellschaft hin, die dadurch entstehe, dass Menschen durch mangelnde Bildung nicht zur Selbständigkeit gelangten und sich deshalb politisch, ideologisch und auch religiös manipulieren ließen.

Bücher seien ein vorzügliches Mittel zur Integration von Kindern aus Migrantenfamilien, denn sie vertieften den Sinn für eine Sprache und vermittelten Werte. Jedes Kind, das lesen könne, habe dadurch die Möglichkeit, spielerisch einen Zugang zu kulturellen Leitvorstellungen unserer Gesellschaft zu bekommen. Daher forderte der Bischof, Erstleseförderung und spielerische Lektüreerfahrung in die „Programme des Deutschlernens“ einzubeziehen.

Die Bibel bezeichnete Huber als das „ausgezeichnete unter den Büchern, weil es das Überlebenswissen in den weiten Horizont von Gottes Perspektive auf den Menschen stellt“.

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