Rezension

Biografie über den Schöpfer von Amazing Grace

Das anrührende Lied „Amazing Grace“ hat Weltruhm errungen. Der Roman „Die Melodie der Gnade“ erzählt die Lebensgeschichte seines Schöpfers: dem geläuterten Sklavenhändler John Newton.
Von Johannes Blöcher-Weil
Von den übelsten Abgründen der Seefahrt zum Liederdichter: ein neues Buch erzählt die Lebensgeschichte von John Newton, dem Autor von „Amazing Grace“

Das Leben von John Newton hatte viele Höhen und Tiefen. Weil er mitten im Leid die erstaunliche Gnade Gottes erfuhr, verfasste er das Lied „Amazing Grace“. Es zählt bis heute zu den beliebtesten Kirchenliedern der Welt. Der Historiker Bruce Hindmarsh und Autor Craig Borlase erzählen in dem Roman „Die Melodie der Gnade“ die Lebensgeschichte seines Schöpfers.

Und die hat es in sich. Im England des frühen 18. Jahrhunderts tritt John Newton in die Fußstapfen seines Vaters. Er fährt zur See und erlebt alles, was zum Seefahrertum gehört: jede Menge Alkohol, kranke Besatzungen und beißenden Spott über das Christentum, an dem er sich rege beteiligt. Newton diente auch als Kapitän auf Kriegs- und Sklavenschiffen und genoß sein Leben in vollen Zügen.

Basis des Buchs sind historischen Quellen. Newton verschleppte Sklaven von Westafrika nach Amerika. Als er 1748 in einen Sturm geriet, wurde ihm seine eigene Endlichkeit bewusst. Er wollte in Zukunft so leben, „als ob das Evangelium wahr ist“. Dies hinderte ihn nicht daran, weiter auch Sklaverei zu betreiben.

Mit dem Ende der Seefahrt machte er Ernst mit dem Glauben

Dass er Hunderte Menschenleben auf dem Gewissen hatte, beschäftigte ihn noch sein gesamtes Leben. Als er aus gesundheitlichen Gründen nicht mehr zur See fahren konnte, machte er Ernst mit seinem Glauben. Er wechselte seinen Beruf und bekämpfte als Geistlicher die Sklaverei. Diese Wandlung beschreiben die Autoren im Buch eindrucksvoll.

Gemeinsam mit William Cowper dichtete Newton mehrere geistliche Lieder. Dabei hatte er durch seine eigene Lebensgeschichte verstanden und für sich angenommen, dass ihn Gottes Gnade errette. Diese Gewissheit beeinflusste sein Wirken und war Grundlage für das Lied, das es zu Weltruhm brachte.

„Gnade und Barmherzigkeit sind real, aber wir müssen unseren Beitrag leisten“, wurde zum Credo von Newton. Am 1.Januar 1773 wurde das Lied zum ersten Mal vorgetragen. Ein Sünder wird von Gott gerettet und möchte von dieser „Amazing Grace“ allen weitererzählen.

Kraftvoll und mit viel Instinkt

Die Autoren zeigen, welche Kraft diese Erlösung besitzt. Denn auch dafür ist Newtons Leben ein gutes Beispiel. Newton ist ein Mann, der nach unüberlegten Entscheidungen Dinge bereut und der begreift, dass ihm vergeben werden und er Gott ähnlicher werden kann. Dafür hat er seine ganze Kraft aufgewendet und mit seinem Instinkt richtig gehandelt.

Nicht nur das Lied trat seinen Siegeszug an und wurde zum Sinnbild der Erweckungs- und der Bürgerrechtsbewegung in den USA. Auch bei vielen anderen Anlässen wie der Beisetzung Reagans oder der Amtseinführung Biden wurde es gespielt. Auch der Kampf gegen den Sklavenhandel gewann an Fahrt. Neun Monate bevor Newton starb, wurde das Dekret erlassen und 1833 endgültig abgeschafft.

Der Roman über Newton ist nicht nur ein spannendes Zeugnis dieser Zeit, das Buch zeigt auch, was mit und durch Gottes Gnade möglich ist. Und dass nicht nur seit Erscheinen des Liedes vor mehr als 250 Jahren.

Bruce Hindmarsh/Craig Borlase, „Die Melodie der Gnade – John Newton und die erstaunliche Geschichte hinter dem Lied ‚Amazing Grace’“, Hänssler 2025, 302 Seiten, 23,70 Euro, ISBN 9783775162425 

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