Bilder aus der Bibel in US-Serie

Die amerikanische Fantasy-Reihe „Supernatural“ enthält zunehmend Elemente aus der Bibel. Das fand die österreichische Religionswissenschaftlerin Lisa Kienzl heraus. Dies zeige, dass es weiter ein starkes Bedürfnis nach mystischen, religiösen und spirituellen Erzählungen in der Gesellschaft gebe, sagt sie.
Von PRO
Die Serie „Supernatural”, die seit 2005 erfolgreich läuft, enthält viele Bezüge zum Neuen und Alten Testament, analysierte die österreichische Religionswissenschaftlerin Lisa Kienzl
In „Supernatural“ kämpfen zwei Männer gegen das Böse, das in Form von Dämonen, mystischen Fabelwesen oder dem Teufel die Welt bedroht. „Figuren und Symbole aus ganz verschiedenen Religionen treten auf, dominant sind jedoch Elemente der jüdisch-christlichen Tradition“, sagte Kienzl gegenüber pro. Die Fantasy-Erfolgsserie läuft seit 2005, in Deutschland ist sie derzeit auf ProSieben MAXX und Sky zu sehen. Die Religionswissenschaftlerin untersuchte die Folgen für ihre Dissertation an der Katholisch-Theologischen Fakultät der Universität Graz. „Supernatural ist keine christliche Fernsehserie, sie verwendet aber jüdisch-christliche Elemente, um ein Narrativ zu konstruieren“, sagt Kienzl. „Dabei wird deutlich, dass zentrale Themen des Christentums aufgegriffen werden, die jedoch breiter gefasst sind: Ethische und moralische Fragen von Gut und Böse, Erlösung, Aufopferung oder Liebe.“ Jesus komme darin gar nicht vor. Klassische Erzählungen aus dem Alten oder Neuen Testament würden aber erstaunlich bibelgetreu aufgegriffen, etwa die vier apokalyptischen Reiter oder der Teufel im Kampf gegen Erzengel Michael. Die Engel schlagen mit Flügeln, Dämonen werden mit religiösen Symbolen wie Weihwasser besiegt. Besonders seit dem 11. September 2001 folgten mehr US-Produktionen dem Trend zur simplen Welterklärung, so die Wissenschaftlerin. Kienzl, die auch die Diskussionen der Fangemeinde in den USA und Europa analysierte, erklärt: „Interessanterweise wurden gerade die jüdisch-christlichen Figuren vom Publikum sehr positiv aufgenommen.“ Gerade in Serien, die sich in Wechselwirkung mit dem Publikum weiterentwickeln, spiegele sich das Bedürfnis nach einer Welt, die einfach und in Ordnung ist, sich von der eigenen Welt abhebe.

Patriarchales Geschlechterbild aus dem Alten Testament

Die Wissenschaftlerin interessierte sich besonders für die Inszenierung von Männlichkeit und die Medialisierung von Religion. In „Supernatural“ förderten jüdisch-christliche Versatzstücke wesentlich patriarchal-hegemoniale Elemente in der Darstellung von Männlichkeit, erklärt Kienzl. Frauen seien in der Serie eher Beiwerk. Die Männer übernähmen die Führung, Alkohol sei ein zentral mit Männern verbundenes Thema. Die Medialisierung von religiösen Elementen zeige, dass kein Rückgang, sondern eine Veränderung des Zugangs zur Religion zu erkennen ist. Die Bibel werde in der Serie nicht wertend beurteilt, sondern als Realität. Engel und Dämonen würden als real existierende Wesen dargestellt. „Supernatural“ treffe einen Trend der Zeit, sagt Kienzl zum Erfolg der Serie. „Damit ist aber nicht nur die Beschäftigung mit dem Übernatürlichen, sondern auch mit dem Religiösen gemeint. Insbesondere ist auch ein apokalyptisches / post-apokalyptisches Setting wichtig.“ Damit zeige sich, dass es ein Interesse an großen, religiösen, mythologischen Erzählungen gibt. Dabei gehe das Interesse weniger von einer religiösen Zuschauerschaft aus, im Gegenteil: „Ein eher christliches Publikum lehnte die Serie sogar ab.“ (pro)
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