Passen Religion und Wissenschaft unter einen Hut? Dieser Frage geht die Welt in einem Artikel nach. Ein Blick in die Kirchengeschichte zeigt, dass es geht.
Von PRO
Foto: Wikipedia
Michelangelos „Erschaffung des Adam“ (hier ein Ausschnitt) gilt als Sinnbild für die göttliche Schöpfung
Ein Artikel der Welt vom Dienstag untersucht das Verhältnis von Naturforschung und Gottesdienst. Unter dem Titel „Glaube und Vernunft“ erklärt Autor Hannes Stein, warum sich Ratio und Religion nicht kategorisch ausschließen. Er kommt zu dem Schluss: „Naturforschung war immer auch Gottesdienst“. Das Argument, dass die Ratio sich gegen die Religion in einem quasi aufklärerischen Prozess durchgesetzt und diese überwunden habe, verortet Stein im Reich der Mythen, das „mit der historischen Wirklichkeit nicht das Mindeste zu tun hat“.
Rabbiner und Kirchenväter des Mittelalters hätten gewusst, „dass ihre heiligen Schriften nicht buchstäblich zu verstehen waren“. Vielmehr hätten sich die Geistlichen der Religionen in alter Zeit immer auf der Höhe der jeweiligen wissenschaftlichen Erkenntnis befunden. „Naturforschung war also Gottesdienst“, schreibt Stein. So hatte der Mönch Nikolaus Kopernikus „nicht das geringste Problem damit, die Sonne in das Zentrum seines Weltbildes zu rücken – und weiterhin an Gott zu glauben“.
Auch der Prozess der Kirche gegen Galilei sei sehr viel komplexer gewesen, als Vertreter der Aufklärung ihn später dargestellt hätten. Zudem gebe es „keinen Anhaltspunkt dafür, dass Galilei jemals etwas anderes gewesen wäre als ein treuer Kirchensohn“. Auch Isaac Newton, der Entdecker des Gravitationsgesetzes, sei Protestant gewesen, Erbgesetze und die Urknalltheorie gingen auf katholische Christen zurück.
Bibel ist kein Physiklehrbuch
„Nicht im Traum“ wäre es nach Auffassung des Autors dem großen französischen Rabbiner Raschi im Zusammenhang mit dem Schöpfungsbericht in den Sinn gekommen, „die Bibel mit einem Physiklehrbuch zu verwechseln“. Auch für Rabbiner Samson Raphael Hirsch stimme die Evolutionstheorie „auf das Vollkommenste mit dem Judentum überein und erwecke in ihm Ehrfurcht vor dem Schöpfer“.
Das Vorurteil, dass Ratio und Religion „natürliche Fressfeinde seien“ sei nach Meinung des Autors dem Umstand geschuldet, dass Gott in seiner Gerechtigkeit „die Dummköpfe ziemlich gleichmäßig auf alle Seiten verteilt“ habe und es daher „nicht nur furchtbar dumme und brutale Atheisten, sondern auch furchtbar dumme und brutale Gläubige“ gebe. Dazu rechnet Stein „jene Protestanten in Amerika, die meinen, sie müssten die Bibel auf Teufel komm raus wörtlich nehmen“ wie „die islamischen Extremisten jeder Sparte und Couleur“.
Gerade fromme Amerikaner lehnten komischerweise die Evolutionstheorie ab, „als ob es dem Allmächtigen unmöglich wäre, durch genetische Abstammung aus dem Tierreich ein Wesen entstehen zu lassen, das den göttlichen Funken der Freiheit, der Liebe und der Vernunft in sich trägt“, schreibt Stein.
Der Autor kommt zu der Erkenntnis: „Beim Anblick der fundamentalistischen Irren dieser Erde möchte man einen Moment lang entsetzt zum Atheismus konvertieren. Bis man sich daran erinnert, dass Gott uns auch um ihretwillen das moralische Gesetz gegeben hat.“ (pro)
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