„Bibel in der Sprache lesen, in der man träumt“

Fritz Goerling hat als Mitarbeiter des Missionswerkes "Wycliff" an über 30 Übersetzungen des Neuen Testamentes mitgearbeitet. Im Interview mit der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung" (FAZ) erklärt er, warum rund 6.000 Mitarbeiter viel Zeit und Energie einsetzen, um die Bibel auch in seltene Sprachen zu übersetzen.
Von PRO

"Die Herausforderung ist, genau zu übersetzen, auch wenn die Wortschätze der Sprachen nicht übereinstimmen", erklärt der Übersetzer Fritz Goerling im FAZ-Interview. "Die Menschen sollen die Bibel in der Sprache lesen können, in der sie träumen." Die Bibel solle für jeden verständlich sein, deshalb fördert "Wycliff" Bibelübersetzungen in seltene Sprachen. Bei den Übersetzungen arbeiten die Übersetzer immer mit Universitäten zusammen. Das Interview mit Goerling unter der Überschrift "Manchmal müssen wir zuerst die Schrift erfinden" steht in der Samstagsausgabe der FAZ.

Goerling betreute viele Jahre lang die Übersetzung des Alten Testaments in die Sprache der Jula, einer kleinen afrikanischen Volksgruppe in Westafrika. Jula ist die Muttersprache von rund einer Million Menschen und wird von weiteren vier Millionen im Land als Handelssprache genutzt. 98 Prozent von ihnen sind Muslime.

"Nur Gott kann bekehren, wir streuen den Samen aus"

Goerling hat auch mitgeholfen, eine Schrift für Jula zu entwickeln. Bevor er seinerzeit an die Elfenbeinküste gereist sei, habe er Jula an der Sorbonne studiert, sagt er gegenüber FAZ-Autorin Julia Lauer. Mithilfe der Einheimischen habe das Team passende Symbole aus dem internationalen phonetischen Alphabet zusammengesucht, um diese Sprache niederzuschreiben. Goerling wollte mit der neuen Schrift die Übersetzung der Bibel für die Menschen an der Elfenbeinküste ermöglichen. Bereits 1993 wurde das Neue Testament in Jula fertig gestellt. Innerhalb kürzester Zeit waren 4.000 der 5.000 gedruckten Exemplare verkauft. Diese Nachfrage ermutigte die "Wycliff"-Mitarbeiter, die Übersetzung des Alten Testamentes zu beginnen. 2012 soll die übersetzte Fassung in Druck gehen. Fritz Goerling wird daran nicht mehr mitarbeiten, er musste aus Krankheitsgründen in den Ruhestand gehen.

Auf die Frage der FAZ-Autorin, wie viele Muslime er bekehrt habe, antworte der 67-Jährige: "Nur Gott kann bekehren, nicht wir. Mit der Übersetzung streuen wir nur den Samen dafür aus." "Wycliff" verbreite die Botschaft Jesu. Die könne man annehmen oder ablehnen. Er selbst sei befreundet mit einem muslimischen Professor an der Universität von Abidjan: "Er will mich bekehren und ich ihn. So ist das."

Nach Angaben von "Wycliff" arbeiten die Mitarbeiter der Missionsgesellschaft in über 1.300 Volksgruppen. Etwa 2.300 weitere hätten noch kein einziges Wort der Bibel in ihrer eigenen Sprache. (pro)

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