Bethke: „Erlösung nicht am Fließband vermitteln“

Die Menschen haben Jesus gezähmt, verwestlicht und neutralisiert. Um dem zu begegnen, hat der Amerikaner Jefferson Bethke sein neues Buch geschrieben. In „Jesus war kein Christ – und andere überraschende Nachrichten“ möchte er deutlich machen, worum es beim Christsein tatsächlich geht. Eine Rezension von Johannes Weil
Von Johannes Blöcher-Weil
Hat ein neues Buch veröffentlicht, in dem er sich mit Grundsätzen des Glaubens befasst: Jefferson Bethke

Im frühen Christsein von Jefferson Bethke hat es nie viel Raum für innere Kämpfe und Versagen gegeben. Vielleicht ist es ihm deswegen so wichtig, viele Dinge zu hinterfragen und ein Bild von Jesus und dem Glauben zu zeichnen, das den Menschen hilft und sie nicht abschreckt. Sein neuestes Buch trägt den Titel „Jesus war kein Christ – und andere überraschende Nachrichten“.

Bethke beobachtet, dass viele Leute die Tatsache aus der Geschichte streichen, dass Jesus Jude war und dieser Hintergrund das Evangelium prägte. Bedingung für Bethkes Verständnis vom Glauben ist, dass Gott die Menschen so liebt, wie sie sind. Wenn dies nicht der Fall sei, „dann wird uns nicht interessieren, was er uns zu sagen hat“.

Jesus kreativ wie ein Arzt

Der Gesellschaft wirft er vor, dass sie die Erlösung industrialisiere und sie am Fließband vermittele. Jesus sei aber immer kreativ auf die Bedürfnisse der Menschen eingegangen, je nachdem, was sie in dem Moment brauchten: wie ein Arzt. Die Erlösung nehme auch einen wichtigen Raum ein, eines der umfassendsten Themen der Bibel sei aber, dass Gott bei seinen Menschen wohnen möchte.

Bethkes Buch zeichnet sich durch die vielen praktischen Beispiele aus, die er den neun Kapiteln voranstellt. Gott habe sich auf unsere Ebene begeben und kümmere sich um uns, wie ein Vater, der auf dem Teppich mit seinem Kind spiele. Der Autor wünscht sich, dass Menschen von Gott niemals eine vorgefasste Meinung haben.

Kritisch findet er die weit verbreitete emotionale Leere in der Gesellschaft: „Die Vernetzung macht uns immer effektiver, aber gleichzeitig sind wir immer weniger miteinander verbunden“, schreibt er. Weil Menschen zu Jesus gehören, hätten sie aber schon alles, was sie brauchten. Damit könnten sie in der eigenen Identität ruhen.

Der Autor bemängelt, dass die Menschen keine Stille mehr aushalten können. Dabei seien genau das die Momente, in denen Gott sprechen könne. Ruhepausen seien extrem wichtig für die Seele. Stille schüchtere die Menschen ein und viele hätten Angst davor, unwichtig zu sein. Der siebte Tag der Schöpfung war der erste Tag von Adam und Eva, verdeutlicht er. Der Zweck des Sabbats bestehe auch darin, uns zu erinnern, dass wir frei sind.

Kirche hat es nicht geschafft, ihre Botschaft zu verkündigen

Viele Götzen versprächen das, was nur Gott geben könne. Heutige Götzen seien unter anderem Alkohol, Geld und sexuelle Erfüllung. Die Menschen würden dann zu dem, was sie anbeteten: „Jesus ist der Einzige, der zuerst sein Leben für dich gegeben hat, bevor er deines fordert.“ Der Kirche wirft er vor, dass sie es nicht geschafft hat, die Einladung zum Reich Gottes, die alle Menschen einschließt, allen zu verkünden.

Für Christen gehe es darum, den Himmel hier auf Erden in jedem Bereich unserer Beziehung zu Gott, zu anderen und zu uns selbst Wirklichkeit werden zu lassen. Er schreibt dem Leser in sein Aufgabenheft, darüber nachzudenken, wie er Gottes Reich dienen könne. Eine wichtige Eigenschaft für Jesus-Nachfolger und der Schlüssel für ein gesundes Christenleben sollte die Dankbarkeit sein.

Masken fallen lassen und offen und ehrlich sein

Sehr deutlich bezieht er Stellung zu den Narben und Verletzungen des Lebens. Menschen dürften ihre Masken fallen lassen, offen und ehrlich sein. Er betont, dass Jesus in allen Bereichen Heilung und neues Leben schenken kann. Für das Zusammenleben der Menschen wünscht er sich vor allem Gemeinschaft. Jesus habe nie nur geistliche Fakten weiter gegeben, sondern „kam in das Leben der Menschen hinein und ließ die Wahrheit bei Tische ruhen“. Selbst das Abendmahl habe er genutzt, um den Menschen das Kreuz zu erklären.

Jesus-Nachfolge bedeutet nicht nur die Fakten zu kennen, sondern auch gemeinsam mit ihm an einem Tisch zu sitzen, bilanziert Bethke. Diese Momente dürften wir nutzen, um still zu sein und zuzuhören. Viele Menschen hätten ihrem Glauben der Kindheit den Rücken gekehrt, weil sie Jesus nie wirklich gekannt haben. Dagegen sei es unglaublich schwer, eine Person zu vergessen, die man gekannt, geliebt und von der man Vergebung erlebt hat.

Mit dieser Person möchte Bethke am Tisch sitzen und das wünscht er auch seinen Lesern. Vor allem die starken Bilder und die eigene Offenheit, in denen er über Depressionen, Ehekrisen und Drogen spricht, machen ihn authentisch und das Buch gut nachvollziehbar. Dies führt dazu, dass der Leser eine Vertrautheit zum Autor und zu Jesus aufbauen kann und dass man das Buch mit großem Gewinn lesen kann.

Jefferson Bethke im pro-Interview

Jefferson Bethke ist verheiratet und lebt mit seiner Familie auf Hawaii. Er ist Mitinhaber einer Firma mit Namen Claro Candles. Bekannt wurde er durch sein Video „Why I Hate Religion, But Love Jesus“. Auf Facebook und Instagram lässt der Autor eine breite Öffentlichkeit an seinem Familienleben teilhaben. (pro)

Jefferson Bethke: „Jesus war kein Christ - und andere überraschende Nachrichten“, Gerth Medien, 256 Seiten, 15 Euro, ISBN 9783957341747 Foto: Gerth Medien
Jefferson Bethke: „Jesus war kein Christ – und andere überraschende Nachrichten“, Gerth Medien, 256 Seiten, 15 Euro, ISBN 9783957341747

Von: jw

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