Bei ihrer Arbeit in der Redaktion sind Journalisten tagtäglich traurigen und dramatischen Bildern und Berichten ausgesetzt. Im Minutentakt erreichen uns Geschichten aus der ganzen Welt von Menschen, die leiden – unter Kriegen, Katastrophen oder an Krankheiten. Erst am Donnerstag lief die Geschichte von vier in Ägypten entführten Christen über den Ticker. Die Entführer fordern ein Lösegeld von umgerechnet 70.000 Euro. Die Gläubigen waren auf dem Weg zu einer für sie heiligen Stätte, als die Verbrecher sie aufgriffen.
In einer amerikanischen Onlinezeitung war diese Woche zu lesen, dass nicht nur Kriegsberichterstatter, sondern auch jene Reporter, die im sicheren Büro sitzen, deswegen posttraumatische Stresssymptome entwickeln können. Uns als pro-Redaktion begegnen schlechte Nachrichten meist dann, wenn es um Christenverfolgung geht. Wir erfahren von Geschwistern, die im Gefängnis sitzen, oder gar enthauptet, verbrannt oder vergewaltigt werden, weil sie unseren Glauben teilen. Das schmerzt, und wir haben es uns zur Aufgabe gemacht, auf derartiges Unrecht immer wieder hinzuweisen.
Ich persönlich muss aber auch zugeben: Täglich solche Nachrichten zu hören, führt bei mir zu einem gewissen Abstumpfen. Erst recht dann, wenn ich die Nachricht professionell einordnen und bewerten muss, oder wenn wir in der Redaktionskonferenz entscheiden müssen, ob und wie wir ein Thema behandeln. Werden 200 Christen bei einem Anschlag getötet, berichten wir darüber. Bei 20 eventuell auch noch. Aber bei zweien? Oftmals sind wir gezwungen, eine Auswahl zu treffen, welche Toten wir erwähnen, und welche nicht. Und wenn wir Kriterien wie Anzahl der Opfer, Motivation der Täter, Ort des Geschehens und politische Tragweite anlegen, vergessen wir manchmal, dass hinter diesen Geschehnissen Menschen sind. Menschen, die ermordet wurden, Kinder, die ohne Eltern aufwachsen, Eltern, die ihre Kinder begraben müssen.
Am Dienstag hatte ich die Gelegenheit, Naghmeh Abedini zu treffen. Sie ist die Ehefrau von Saeed Abedini, der seit 2012 in einem iranischen Gefängnis sitzt, weil er sich vom Islam zum Christentum bekehrt hat. Etwa 100 Hauskirchen hat er in 30 iranischen Städten gegründet, für insgesamt acht Jahre soll er deswegen in Haft bleiben. Seine Frau und die beiden Kinder haben seit der Inhaftierung nicht mit ihm sprechen können. Naghmeh versucht unermüdlich, Unterstützung für ihren Mann zu mobilisieren – diese Woche im Bundestag und im Europäischen Parlament.
Es war bewegend, dieser tapferen Frau zuzuhören. „Meine Kinder weinen jede Nacht“, sagte sie. „Keine Familie soll diesen Schmerz empfinden müssen.“ Erst in der persönlichen Begegnung mit Naghmah konnte ich die Tragweite hinter der Geschichte, die uns seit Jahren in der Berichterstattung bewegt, angemessen erfassen. Das hat mich neu motiviert, für verfolgte Christen zu beten. Mein Wunsch ist, dass unsere Berichterstattung auch Ihnen, liebe Leserinnen und Leser, Impulse zum Gebet gibt! (pro)