„Besser ein kalter Frieden als ein heißer Krieg“

"Es gibt für Israel keine militärischen Optionen, den Iran daran zu hindern, eine Atommacht zu werden." Das sagte der Nahost-Korrespondent Johannes Gerloff am Samstag während der 117. Allianzkonferenz in Bad Blankenburg. In seinem Vortrag ging er sowohl auf den Iran als auch auf das israelisch-ägyptische Verhältnis und Syrien ein.
Von PRO

"Ich wundere mich, dass die deutschen Medien in der Syrienfrage so gut Bescheid wissen, was gut und was schlecht ist", sagte Gerloff in Bezug auf das Assad-Regime und die Aufständischen in Syrien. Die größten Fragen aus israelischer Sicht seien: "Was passiert mit den Chemiewaffen? Wissen wir, wo die Lager sind, was damit gemacht wird und in welche Hände sie kommen?" Gerloff betonte, er wisse nicht, wie es im Nahen Osten weitergehe, jedoch gebe es in der Region viele Länder, "die Israel von der Landkarte löschen wollen".

Gerloff thematisierte auch den Iran: "Das iranische Regime wird nicht müde, immer wieder zu sagen, dass es Israel von der Landkarte wischen will." Wenn deutsche Zeitungen schreiben würden, "Israel fühlt sich bedroht" sei das jedoch falsch – "Israel ist bedroht!", so der in Jerusalem lebende Journalist. Geschichtlich betrachtet, bestehe eine Verbindung zwischen dem Iran und Israel und auch die iranische Bevölkerung sei nicht judenfeindlich, "aber die Drohungen gegenüber Israel kommen aus dem Iran". Aus einer israelischen, militärischen Quelle wisse Gerloff: "Es gibt für Israel keine militärischen Optionen, den Iran daran zu hindern, eine Atommacht zu werden", das müsse der Westen machen. Der Journalist denkt zudem, "dass wir bei dem Konflikt mit dem Iran längst im dritten Weltkrieg sind". Dieser Konflikt sei "ein Geheimdienst-Krieg und wir stecken da mit drin, der läuft nicht ohne den BND (Bundesnachrichtendienst, Anm. d. Red.)."

Weiter nahm der Korrespondent Bezug auf das Verhältnis zwischen Ägypten und Israel. "Der Friede mit Ägypten war immer ein Frieden, der kalt war. Aber besser ein kalter Frieden als ein heißer Krieg." Ein wichtiger Punkt sei das Geschehen im Sinai, der zu Ägypten gehört. Dieser sei ein "zerklüftetes Gebiet" und dort herrschten Drogen-, Menschen- und Organhandel. Der Sinai wäre derzeit "nicht kontrollierbar" und eine Problemlösung sei aktuell nicht in Sicht.

In Afrika den "großen Bruder sehen"

Bei einem anderen Vortrag hat sich der Bundestagsabgeordnete Frank Heinrich (CDU) dafür eingesetzt, in Afrika nicht mehr den "bedürftigen Kontinent" zu sehen. Lange Zeit habe der Westen sich herablassend gegenüber Afrika verhalten. "Dabei haben wir uns versündigt", sagte der Politiker aus Chemnitz. Vielmehr sollten die Deutschen in dem Kontinent einen "großen Bruder" im Sinne eines Partners sehen.

Heinrich wies auch auf die Rolle Chinas in Afrika hin. Chinesische Firmen würden sehr schnell an Aufträge gelangen, weil die bürokratischen und technischen Regulierungen nicht so strikt seien wie in Europa. Manche afrikanischen Regierungen hätten lange mit Europäern über ein Projekt verhandelt, ohne dass es zu einem Ergebnis gekommen sei. Firmen aus China hingegen würden viel schneller handeln können, wenn es zum Beispiel um den Bau eines Staudamms gehe. Allerdings arbeiteten sie auch mit einem niedrigeren Standard, was die Nachhaltigkeit und die Menschenrechte angehe. Der ehemalige Heilsarmee-Offizier regte an, "in Ausnahmefällen" die "Spitzen" der eigenen Ansprüche herunterzuschrauben, um langfristig mehr zu erreichen.

Die 117. Allianzkonferenz findet vom 1. bis 5 August statt. Sie wird seit 1886 durch die Deutsche Evangelische Allianz (DEA) in Bad Blankenburg organisiert. Seitdem fiel sie während der Kriegszeit und einmal in den 1980er Jahren wegen einer Überschwemmung aus. Bis Sonntag erwartet die DEA 2.500 Teilnehmer. Während der Konferenz werden Gottesdienste, Seminare und unterschiedlichste Freizeitaktivitäten veranstaltet. (pro)

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