Besonders fromme Weihnachts-„Zeit“

Die aktuelle Ausgabe der Wochenzeitung "Die Zeit" zu Weihnachten greift an zahlreichen Stellen christliche Themen auf. Der Leser erfährt etwas über den Glauben verschiedener prominenter Personen. Bundeskanzlerin Angela Merkel erklärt, was Weihnachten für sie bedeutet.
Von PRO
"Der kindliche Gottessohn erinnert uns an die eigene Verwundbarkeit, aber gibt auch Zuversicht", schreibt Bundeskanzlerin und Pfarrerstochter Angela Merkel in einem Gastbeitrag in der "Zeit". "Weihnachten ist und bleibt für mich ein Zeugnis lebendigen Glaubens in unserer Gesellschaft. Wir singen und beten in Gottesdiensten. Wir treffen uns mit Freunden und Familienangehörigen." Die Kanzlerin fährt fort: "Ohne Weihnachten würde letztlich uns allen etwas fehlen – ob wir nun an die Geburt des Gottessohnes glauben oder nicht."

Im Bundeskanzleramt hänge ein großer Herrnhuter Stern. Er erinnere an den Stern, der bei der Geburt Jesu in Bethlehem geschienen habe. "Das Bild dieses in einem armseligen Stall geborenen Kindes zeigt uns die Verletzlichkeit des Menschen, unsere eigene Verletzlichkeit. Mit ihr waren wir auch im zurückliegenden Jahr immer wieder konfrontiert." Merkel erinnert etwa an die Soldaten in Afghanistan, die Ölpest im Golf von Mexiko, einen Vulkanausbruch, der den Flugverkehr ausgesetzt habe und an die  notwendige Stärkung des Euro. Weiter schreibt Merkel: "Der Glaube an die Geburt des Gottessohns gibt uns die Kraft, die Augen vor unseren Problemen nicht zu verschließen, freudig auf das zu schauen, was wir schon geschafft haben, und vorzusorgen für diejenigen, die nach uns kommen." Es stellten sich Hoffnung und Zuversicht umso mehr ein, je mehr der Mensch darauf vertraue, "dass es auch etwas jenseits des uns bekannten Lebens gibt". "Was wäre die Geburt Christi ohne seine Auferstehung, die ihn zum Erlöser für uns alle macht?"

Helmut Schmidts schwindender Glaube

Der Glaube des ehemaligen Bundeskanzlers und Mitherausgebers der "Zeit" Helmut Schmidt sei im Laufe der Zeit immer mehr verblasst. "Je älter er wird, desto weniger glaubt Helmut Schmidt an die Existenz Gottes", schreibt der langjährige Weggefährte Schmidts und ehemalige Herausgeber der "Zeit" Theo Sommer in der Beilage "Christ und Welt", die aus der ehemaligen Wochenzeitung "Rheinischer Merkur" hervorgegangen ist. Diese Beilage erhalten nur die ehemaligen Abonnenten des "Rheinischen Merkur" sowie "Zeit"-Abonnenten, die sie extra bestellen.

Schmidt sei als Protestant getauft und konfirmiert worden. Er "verstand sich als Christ und glaubte an Gott als wirklich existent", schreibt Sommer. Auch ihre Ehe schlossen Schmidt und seine Frau Loki kirchlich. Doch "mit dem eigentlichen Glauben" haperte es früh. Die Kernaussagen der Bibel erschlossen sich ihm nicht, und die Zweifel wuchsen, etwa dass Eva aus einer Rippe Adams stammen und Jesus von einer Jungfrau geboren sein könne. Für Schmidt war Gott lange Zeit der "Herr der Geschichte", eher unpersönlich und diffus. Im Jahr 1997 antwortete er in einem Interview auf die Frage, ob er an Gott glaube: "Schon, wenn auch etwas weniger als früher." Später sagte er, er habe seine Schwierigkeiten damit, sich als Christ zu bezeichnen. Dennoch dachte der Politiker nie daran, aus der Kirche auszutreten. "Obschon ich in den Augen vieler Kirchenleute vielleicht nur ein schlechter Christ bin, so bin ich doch von der Notwendigkeit der Moral überzeugt, die das Christentum im Laufe von Jahrhunderten entfaltet hat", sagte Schmidt einmal.

"Das Neue Testament fasziniert mich sehr"

Der Nachfolger Margot Käßmanns im Amt des Landesbischofs der Evangelischen Kirche von Hannover, Ralf Meister, widerspricht in seinem Gastbeitrag in der Zeitung der Auffassung, Weihnachten sei zu einem Konsumfest verkommen. "Wer meint, mit dieser fröhlich-kommerziellen Umwandlung der Vorweihnachtswochen ist die ursprüngliche Auslegung christlicher Tradition verraten, irrt." Vielmehr sei Schenken Ausdruck der Urbotschaft von Weihnachten: "Die Veränderung unserer Welt durch die Geburt Christi ist ein Geschenk." Zur vielfach kritisierten "Kommerzialisierung" von Weihnachten komme eben auch eine immense Spendenbereitschaft hinzu, die in dieser Zeit immer hoch sei. "Diese Geste bindet sich direkt an den Weihnachtsursprung: Hilfloser als ein Kind in der Krippe konnte Gott nicht kommen."

Der Direktor des Kriminologischen Forschungsinstituts Niedersachsen (KFN), Christian Pfeiffer, schreibt in der "Zeit" darüber, dass er lange mit sich gerungen habe, ob er Jura oder Theologie studieren sollte. "Das Neue Testament fasziniert mich sehr – vor allem die ethischen und philosophischen Lebensfragen, die es aufwirft", so Pfeiffer. Auch wenn er sich gegen die Theologie entschied, sagt er von sich: "Als Christ lebe und engagiere ich mich heute dennoch: Seit 12 Jahren predige ich – sowohl in der Kirche als auch in Gefängnissen. Es ist jedes Mal wieder eine Herausforderung, in 15 Minuten etwas Sinnvolles über Christus und Christen zu sagen."

Menschenrechte sind Frucht der Reformation

Ein christliches Thema greift auch der Leiter des Max-Weber-Kollegs der Universität Erfurt und Professor für Soziologie, Hans Joas, in seinem Beitrag auf. Er schreibt über den alten Streit von Philosophen und Theologen darüber, ob die Menschenrechte einen religiösen Ursprung haben oder ob sie eine Erfindung der Aufklärung sind. Der Text ist Teil eines Vortrages, den Joas anlässlich der Verleihung des Bielefelder Wissenschaftspreises an ihn gehalten hat.

Die einen Forscher sagen, die Erklärung der Menschenrechte im Jahr 1789 sei aus dem Geist der französischen Revolution hervorgegangen, der antiklerikal und religionsfeindlich gewesen sei. Viele andere Wissenschaftler vertreten hingegen die Ansicht, dass die Menschenrechte einem christlichen Menschenbild zu verdanken sind. "Für mich ist keine der beiden Positionen haltbar", schreibt Joas. Sein Erklärungsansatz fußt auf der "Heiligkeit des Lebens". Der Glaube an die Menschenrechte sei das Ergebnis eines "Sakralisierungsprozesses, in dem jedes einzelne menschliche Wesen in immer stärker motivierender und sensibilisierender Weise als heilig angesehen und dieses Verständnis im Recht institutionalisiert wird".

Der Historiker und Staatsrechtler Georg Jellinek (1851 – 1911) habe eine religiöse Wurzel für die amerikanische Unabhängigkeitserklärung und die verschiedenen "Bills of Rights" ausgemacht. Ein langer Lernprozess habe die Protestanten dazu inspiriert, Religionsfreiheit nicht nur für ihr eigenes Bekenntnis zu erkämpfen, sondern auch für andere Religionen. "Was man bisher für ein Werk der Revolution gehalten hat, ist in Wahrheit eine Frucht der Reformation und ihrer Kämpfe", schrieb Jellinek. Die Französische Revolution habe zum ersten staatlich geförderten Angriff auf das Christentum in Europa geführt, erinnert Joas.

Ein streng katholischer Guttenberg

Enoch zu Guttenberg, der Vater des Bundesverteidigungsministers, schwankt nach eigenen Angaben zwischen Atheismus und Agnostizismus, heißt es in der "Zeit"-Beilage "Christ und Welt". Als Dirigent musiziere er "zum Ruhme des Allerhöchsten" und spreche von "uns Christen", er besuche regelmäßig die Messe – und doch schließe er ein Leben nach dem Tod aus. Er habe sich zu lange mit der Evolutionslehre beschäftigt, schreibt die "Zeit", um den "Kernsatz christlicher Offenbarung ungebrochen glauben zu können". "Ich schließe aber nicht aus, eines Tages wieder glauben zu können", erklärt Enoch zu Guttenberg.

Die Kinder- und Jugendpsychotherapeutin Christa Meves hat eine ungewöhnliche Glaubensbiographie: Im Alter von 62 Jahren konvertierte sie aufgrund der Liberalisierung der Evangelischen Kirche zum Katholizismus. Meves war von 1978 bis 2006 Mitherausgeberin der Wochenzeitung "Rheinischer Merkur". Die 85-Jährige hat in ihrem Leben 120 Bücher größtenteils zum Thema Familie geschrieben, 1985 erhielt sie das Bundesverdienstkreuz erster Klasse. Im Porträt von "Christ und Welt" lobt sie den Papst: "Wie Benedikt den Relativismus kritisiert – bewundernswert. Der ganze Mann ist ein Wunder." Meves gilt besonders wegen ihrer Ablehnung der Homosexualität und dem "klassischen" Rollenverständnis von Mann und Frau als umstritten. Die erfolgreiche Autorin lässt sich davon nicht beirren: 2010 hat sie mehr als 60 Vorträge gehalten. (pro)
http://www.bundesregierung.de/nn_1264/Content/DE/Namensbeitrag/2010/12/2010-12-22-bkin-merkel-die-zeit.html
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