Besitz einer Bibel ist in vielen Ländern lebensgefährlich

Über 100 Millionen Christen haben keinen Zugang zu einer Bibel. Das zeigt eine neue Studie der „Stiftung Bibel Liga“. Sie konstatiert weltweit eine „geistliche Hungersnot“.
Von Johannes Blöcher-Weil
Menschen in Mosambik freuen sich darüber, dass sie eine Bibel in Händen halten

Weltweit haben mehr als 100 Millionen Christen keinen Zugang zur Bibel. Das geht aus der ersten „Bible Access List“ hervor, einem Forschungsprojekt mehrerer christlicher Organisationen. Häufig sorgten Verbote, sozialer Druck oder religiöser Extremismus dafür, dass die Menschen keine Bibel hätten.

Darüber hinaus scheitere es an Armut, Analphabetismus, fehlenden Übersetzungen oder mangelnder Infrastruktur. „Es herrscht eine geistliche Hungersnot“, erklärt der Mitbegründer der „Bible Access List“, Wybo Nicolai. Die Menschen hätten zwar Interesse an Gottes Wort, müssten aber viele Hürden überwinden: „Viele haben noch nie eine Bibel in ihrer Sprache oder zu einem erschwinglichen Preis gesehen und oft fehlt ihnen jede Möglichkeit, überhaupt an eine zu gelangen.“

Die Studie basiert auf Umfragen, Experteninterviews, Feldbeobachtungen und detaillierten sozio-ökonomischen Indikatoren aus 88 Ländern. „In vielen Ländern sind Verfolgung und Bibelmangel nicht nur zwei parallele Herausforderungen. Sie verstärken sich gegenseitig“, heißt es in dem Positionspapier. Der Besitz einer Bibel sei in vielen Ländern lebensgefährlich.

In Somalia ist der Zugang zur Bibel am schwierigsten

Die strengsten Einschränkungen beim Bibelzugang gibt es laut Erhebung in Somalia. Dahinter rangieren Afghanistan, der Jemen, Nordkorea und Mauretanien. In der Demokratischen Republik Kongo, in Nigeria, Äthiopien und Indien fehlen über 10 Millionen Bibeln. Platz 5 nimmt China ein, wo es zwischen 5 und 10 Millionen Exemplare sind.

Für den Leiter der „Stiftung Bibel Liga“, Reinhard Knödler, zeige der Bericht, „dass der Zugang zu Gottes Wort keinesfalls selbstverständlich ist“. Er begegne auf seinen Reisen vielen Menschen, die sehr emotional seien, wenn sie endlich ihre erste eigene Bibel in Händen hielten. Diese helfe dabei, die Menschen zu mündigen Christen zu machen. Auch das Philippus-Programm der weltweiten Bibel Liga wolle Menschen befähigen, Gottes Wort zu verstehen und anzuwenden, verdeutlicht Knödler. Auch mit Hörbibeln wolle man den praktischen Herausforderungen begegnen.

„Dringend gemeinsam handeln“

In dem Befund sehen die Herausgeber nicht in erster Linie ein „humanitäres oder logistisches Problem“, sondern einen geistlichen Notstand. Die weltweite Kirche müsse dringend gemeinsam handeln, um den aktuellen Missstand zu beheben.

Die „Bible Access Initiative” ist ein Zusammenschluss mehrerer Organisationen, die jährlich eine globale Übersichtsliste erstellt, wie frei oder eingeschränkt der weltweite Zugang zur Bibel ist. Die Initiative wurde von „Open Doors International“ und der „Digital Bible Society“ ins Leben gerufen.

Die „Stiftung Bibel Liga“ setzt sich dafür ein, dass jeder Mensch Zugang zu einer für ihn verständlichen Bibel hat. Dazu sammelt sie Spenden, um bedürftige Gemeinden in über 40 Einsatzländern mit Bibeln, Kursmaterial und Schulungen zu unterstützen. Die Arbeit hat ihren Ursprung in den USA. Seit 1996 gibt es einen deutschen Zweig, den Reinhard Knödler leitet.

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