Berlin: Christ wird Kultursenator

Der designierte Berliner Kultursenator Joe Chialo legt Wert auf das ‚C‘ im CDU-Parteinamen. Nächstenliebe und Hilfsbereitschaft sind dem ehemaligen Ordensschüler wichtig.
Von Norbert Schäfer
Chialo

Nachdem die Landes-SPD in Berlin für eine Koalition mit der CDU gestimmt hat, haben am Montag auch die Mitglieder der Christdemokraten auf einem Landesparteitag einer schwarz-roten Koalition in Berlin zugestimmt. Damit hat die CDU gute Aussichten darauf, mit Landeschef Kai Wegner erstmals seit 2001 wieder den Regierungschef zu stellen.

Mit auf der Regierungsbank im Roten Rathaus säße dann der bekennende Christ Joe Chialo als neuer Kultursenator des Landes –  der vermeintlichen „Hauptstadt des Atheismus“ – Berlin. Wegner hatte den Musikmanager am Montag für den Posten vorgestellt. Chialo ist zwar CDU-Mitglied, gilt aber in der Berliner Landespolitik bisher noch als ein unbeschriebenes Blatt. Am Mittwoch wollen CDU und SPD den Koalitionsvertrag unterzeichnen und am Donnerstag Wegner im Abgeordnetenhaus zum ersten Regierenden Bürgermeister wählen.

„Partei der Werte“

Das ‚C‘ seiner Partei ist dem Christen Christ Joe Chialo wichtig. Auch, weil die damalige Bundeskanzlerin Angela Merkel flüchtenden Menschen aus Syrien, Afghanistan und den Ländern Afrikas bedingungslos Hilfe in Not angeboten hat, „Das war das ‚C‘. Das war christlich. Sie handelte gegen ungemein viele Widerstände, auch innerhalb der eigenen Partei. Und sie handelte so, wie eine Christin handeln muss: Liebe deinen Nächsten! Hilf denen, die sich selbst nicht helfen können!“, schreibt Chialo in einer Autobiografie. In einer Partei, in der sich nach seiner Einschätzung die Vorsitzende Humanität und christlichen Glauben leiten ließ und in der es einen klaren moralischen Kompass gibt, wollte sich Chialo engagieren. Für den gläubigen Katholiken ist die CDU nach eigenem Bekunden „vor allem eine Partei der Werte“.

In der 2022 veröffentlichten Autobiografie unter dem Titel „Der Kampf geht weiter. Mein Leben zwischen zwei Welten“ hat Chialo nicht nur seinen Werdegang beschrieben, sondern auch Einblicke in sein Glaubensleben gewährt. Demnach waren bereits Eltern und Großeltern gläubige Christen. Als Sohn einer tansanischen Diplomatenfamilie wurde Chialo 1970 in Bonn geboren und wuchs in der Stadt auf.

Von der Fräsbank, über die Rock-Musik auf die Regierungsbank

Als seine Eltern 1979 nach Schweden versetzt wurden, blieben er und sein Bruder im katholischen Internat der Salesianer im Kloster Marienhausen in Rüdesheim-Aulhausen. Sein Abitur machte Chialo am christlichen Gymnasium in Neunkirchen-Seelscheid. Der designierte Kultursenator Berlins hat eigenen Angaben zufolge seine ideologische Basis bei den katholischen Geistlichen bekommen. „Die Patres waren weltoffen und konservativ, und damit CDU-nah. Über die Weltpolitik wurde fast jeden Abend gesprochen“, schreibt Chialo.

Nach einer Ausbildung zum CNC-Fräser brach Chialo ein Studium ab, arbeitete dann zunächst als Türsteher, Sänger einer Rock-Band und in der Musik-Branche, bevor er eigene Musik-Labels gründete. Auch die politische Karriere des designierten Kultursenators verlief nicht geradlinig. Erst 2016 trat Chialo in die CDU Berlin ein. In den 1990er Jahren war er noch Mitglied bei den Grünen gewesen. Bei der Bundestagswahl 2021 wurde der Vater einer Tochter von der CDU als Direktkandidat für den Wahlkreis Berlin-Spandau – Charlottenburg Nord aufgestellt, unterlag aber seinem Mitbewerber von der SPD. Auf dem CDU-Bundesparteitag im Januar 2022 wurde Chialo mit dem besten Ergebnis aller Kandidaten in den Bundesvorstand der CDU gewählt.

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