Weiter heißt es in der Bestandsaufnahme: „Das Interesse an religiösen Themen lag in dem gesamten Jahr 2005 und liegt auch heute höher als in den neunziger Jahren und noch am Beginn dieses Jahrhunderts“, schreibt Professorin Köcher. Religion habe eine neue Anziehungskraft.
Immer mehr sagen: „Glaube gibt Kraft und Trost“
„Der Kreis, der sich als religiös einstuft, liegt etwa seit 1995 stabil bei knapp 50 Prozent der Bevölkerung.“ Ebenso viele Menschen orientierten sich an christlichen Wertevorstellungen oder vertrauten in die Kraft des Gebetes. „Der Kreis, für den die Religion große Bedeutung hat, der aus dem Glauben Kraft, auch Trost zieht, hat sich seither langsam, aber stetig von 35 auf 42 Prozent erhöht.“
Interesse am Glauben bei immer mehr Jüngeren
Völlig unerwartet sei zudem bei den Jüngeren die Einstellung über Glaube und Kirche in Bewegung geraten. „Der Anteil, der aus den Glaubensüberzeugungen Kraft zieht, hat sich seit der Mitte der neunziger Jahre in der Altersgruppe zwischen 16 und 29 Jahren von 18 auf 26 Prozent erhöht, bei jenen zwischen 30 und 44 Jahren von 27 auf 34 Prozent“, so Allensbach.
Diese Entwicklungen seien nicht erst durch die Ereignisse des Jahres 2005, den Tod von Papst Johannes Paul II. und die Wahl des deutschen Kardinals Ratzinger zum Nachfolger, entstanden, sondern durch sie befestigt worden. „Auf der Suche nach Orientierung wenden sich viele fragend Religion und Kirche zu.“
„Erkennen Kirchen die neue Offenheit?“
Die Frage sei jedoch, ob „die Kirchen überhaupt gerüstet sind, die neue Offenheit der Gesellschaft zu erkennen und aufzunehmen. Durch jahrzehntelange hervorragende Finanzausstattung der Kirchen sind große, umtriebige Apparate entstanden“, bemerkt Renate Köcher kritisch.