Beleidigungen anstatt konstruktiver Kritik

Der Tonfall, mit dem Medienmacher kritisiert werden, hat sich in den vergangenen Wochen verschärft. Leider sind auch Christen daran beteiligt. Ein Kommentar von Martina Schubert
Von PRO
Ein scharfer Kommentierton findet sich online immer wieder

Die Chefredakteurin der Zeitung Christ & Welt, Christiane Florin, hat jüngst mehrere Hass-Botschaften erhalten. Der Grund: Sie hatte eine Anzeige des katholischen Hilfswerks „Kirche in Not“ abgelehnt, weil diese das Wort „Meinungsdiktatur“ enthielt. In einem Editorial hatte Florin ihre Entscheidung damit begründet, dass „Meinungsdiktatur“ keine Kritik an der Demokratie, sondern Diffamierung und „Pegida-Vokabular“ sei. Einige der teils empörten und hasserfüllten Reaktionen hat Florin nun mitsamt den Namen der Verfasser veröffentlicht. Durch die Veröffentlichung wird einem großen Leserkreis bekannt, welchen Beleidigungen Journalisten oft ausgesetzt sind. Unter anderem beschimpften sie Kommentatoren als „Himmlerschlampe“, „Hure“ und „pseudochristlicher Dreck“.
Am Dienstag berichtete pro über eine Studie, in der Forscher der Frage nachgingen, inwieweit Vorbehalte gegen den Islam durch Informationen über diese Religion abgebaut werden können. Der Forschungsleiter des Universitätsklinikums Hamburg-Eppendorf, Steffen Moritz, sagte uns, dass er sogar Gewaltandrohungen erhalten habe: „Kritiker können mir natürlich den berechtigten Vorwurf machen, dass ich Zitate aus dem Kontext gerissen habe und den Islam in ein besonders gutes Licht tauche.“ In dem Beitrag kommt zudem ein Islamwissenschaftler mit Kritik an der Studie zu Wort.

Das Christsein abgesprochen

Und schließlich in eigener Sache: Auch wir in der pro-Redaktion bekommen immer wieder Zuschriften von Lesern, die persönlich beleidigen, statt konstruktiv zu kritisieren. Ein Leser sprach einer unserer Kolleginnen gar ihr Christsein ab: „Für mich haben Sie als ‚Christin‘ keinerlei Würde, keinerlei Anstand vor Gott und nicht einmal so etwas wie Selbstachtung!“, kommentierte er auf unserer Internetseite. Ein nicht gläubiger Kommentator schrieb darunter, wie schlimm er es findet, dass Christen so aufeinander losgehen.
Wieso fällt es vielen Menschen immer schwerer, sich mit anderen Meinungen inhaltlich auseinanderzusetzen? Die Tageszeitung Die Welt vermutet soziale Netzwerke wie Facebook als eine der Ursachen. Durch Freundschaften, Likes und Abos Gleichgesinnter bekämen viele nur noch das zu lesen, was sich mit ihrer eigenen Perspektive deckt. Das kann Ressentiments verstärken. Wenn ich es mir abgewöhne, mich mit anderen Meinungen zu beschäftigen, ist dies kontraproduktiv für die Debattenkultur.
Beleidigende Leserbriefe erhält wohl jede Redaktion. Bei christlichen Medien kommt noch der religiöse Aspekt hinzu. Und dann wird es leider oft persönlich. Christen sollten auch beim Kommentieren die Nächstenliebe nicht außer Acht lassen.
Wir danken allen unseren Lesern für die Zuschriften, die in einer großen Mehrheit hilfreich sind. Wir wünschen uns eine konstruktive Debatte mit unseren Nächsten. Es wäre schön, wenn wir als Christen vorangehen könnten und eine wertvolle Debattenkultur pflegen. Dafür ist sicher hilfreich, wenn ich mich als Kommentierender frage, wie ich mich persönlich fühlen würde, wenn mein Kommentar an mich selbst ginge. (pro)

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