Steve Stapp ist der Vater, den Scott sich immer gewünscht hatte. Als seine Mutter ihn nach der Scheidung von Scotts leiblichem Vater heiratet, fühlt sich der Junge wie im Himmel. Steve kümmert sich um Scott wie seinen eigenen Sohn. Er nimmt sich Zeit für ihn und steht ihm mit Rat und Tat zur Seite. Schließlich adoptiert Steve den Jungen.
Tallahassee
Doch die neugewonnene Familienidylle hält nicht lange an. Steve Stapp entpuppt sich als erzkonservativer Christ und strenger Vater, der hinter allem Weltlichen den Teufel vermutet. Gitarren und Rock’n Roll bezeichnet er als Instrumente des Satans. Wenn er Scott beim Hören seiner Lieblingsband "U2" erwischt, hagelt es harte Strafen. Auslegungen und Predigten zu Büchern der Bibel zu schreiben ist da noch ein geringeres Übel. Seine Erziehungsmethoden rechtfertigt Steve mit Christus. "Wenn ich dich bestrafe, bestraft Gott dich", sagt er seinem Sohn. Scott glaubt ihm. Er kennt es nicht anders. Und so lebt er mit der ewigen Angst vor der Sünde, übt sich in Selbstbeherrschung und Perfektionismus.
Als Scott aber herausfindet, dass Steve die von ihm verfassten "Strafpredigten" als seine eigenen verkauft, kommt er ins Zweifeln. Als Steve immer gewalttätiger wird und anfängt, die Mutter zu schlagen, reißt er aus. Der Kontakt nach Hause bricht mehr und mehr ab. Mit dem College beginnt für Scott ein neues Leben. Parties, Alkohol und Drogen halten Einzug. Über einige Umwege schafft er es schließlich auf die "Florida State University" nach Tallahassee. Dorthin, wo sein großes Vorbild, der Sänger Jim Morrison, studierte. Mit einigen Freunden gründet er eine Band – der Beginn von "Creed". Die Jungs treffen die richtigen Leute, schreiben die richtigen Songs und schaffen den Einstieg ins Musikgeschäft.
Jaclyn
Es folgt das Leben eines Rockstars. Scott Stapp, Mark Tremonti, Brian Marshall und Scott Phillips kosten es voll aus. Allein von 1997 bis 2001 veröffentlicht "Creed" drei Alben, davon halten sich zwei über 70 Wochen auf Platz eins der amerikanischen Charts. Die Band erhält den "Grammy" und gewinnt die "MTV Musik Awards". Doch die ganze Zeit kämpft Scott mit Depressionen. Je größer der Druck wird, desto mehr flüchtet er sich in Alkohol und Drogen. Er nennt es "Selbsttherapie". Dann scheitert Scotts Ehe mit Hillaree, er ist nun alleinerziehender Vater. Das Leben auf Tour geht trotzdem weiter, nun mit seinem Sohn Jagger.
Erst als er Jaclyn, die "Frau seiner Träume", kennen lernt, wendet sich Scotts Leben. Sie gibt ihm Halt und steht auch in Zeiten von tiefster Depression zu ihm. Langsam kommt er heraus aus dem Sumpf aus Alkohol und Drogen. Und nach und nach findet er eine neue Verbindung zu Gott.
Vergebung
Obwohl er die meiste Zeit nicht zu Scotts Lebensstil passt, zieht sich sein Glaube wie ein roter Faden durch das Buch, das bisher nur auf Englisch erschienen ist. Es beginnt mit dem Aufwachsen in einer christlichen Familie, es folgt die verzerrte Darstellung eines strafenden Gottes durch Scotts Vater Steve. Auf dem Höhepunkt seiner Karriere und in seinen tiefsten Depressionen sucht Scott immer wieder nach Jesus. Manchmal funktioniert das Beten, manchmal verzweifelt er beinahe, weil Gott für ihn unerreichbar scheint. Am Ende entdeckt er Gott ganz neu. "Die einzige Möglichkeit, es zu schaffen, war durch Gottes Gnade. Langsam, Tag für Tag", schreibt Scott am Ende seines Buches.
Scott Stapp nimmt kein Blatt vor den Mund. Nicht, wenn es um die Verfehlungen in seinem Leben geht und auch nicht, wenn er von Gottes Liebe und seiner Gnade spricht. Man mag Scotts Ansichten nicht immer teilen – aber darum geht es auch nicht. Es geht um das ehrliche Bekenntnis eines Menschen zu seinen Fehlern und zu Gott. Durch das Eingeständnis, dass er Gott mehr braucht als Ruhm, Erfolg und Karriere, erlebt Scott Befreiung und Erlösung. Der Leadsänger von "Creed" stellt für sich fest: "Wenn du einem Gott der Liebe dienst, ist Vergebung möglich." (pro)
Scott Stapp / David Ritz: "Sinner’s Creed", Tyndale House Books, 320 Seiten, Hardcover, ISBN: 978-1414364568, 24,99 $.