Bekanntester Evangelist: Billy Graham ist 90 Jahre alt

Man nennt ihn "Maschinengewehr Gottes" oder den "evangelikalen Papst". Welche Namen ihm auch gegeben werden, eines ist unbestritten: Billy Graham ist einer der einflussreichsten und bekanntesten Christen des 20. Jahrhunderts. Er ist nicht nur Evangelist und Buchautor, sondern auch Gründer renommierter christlicher Zeitschriften und Rundfunksender. Am Freitag wurde Billy Graham 90 Jahre alt.
Von PRO

Vielleicht hat Billy Graham an seinem Geburtstag Bilanz gezogen über die insgesamt 60 Jahre seines Lebens, in denen er als Erweckungsprediger auf der ganzen Welt tätig war. Der Baptistenpastor sprach vor 210 Millionen Menschen und in 185 Ländern, bevor er im Jahr 2000 beschloss kürzer zu treten. Seiner Berühmtheit tat das keinen Abbruch. Noch 2006 wurde er zum 50. Mal unter die zehn meistbewunderten Männer in den USA gewählt, im Oktober dieses Jahres lief „Billy: The early years“ in den US-Kinos an. Der Film zeigt, wie Graham vom Teenager zu einem der bekanntesten Evangelisten weltweit heranwächst.

Vom Baptistenpastor zum bekanntesten Evangelisten

Graham beginnt seinen Dienst 1939. Nach seiner Ordination graduiert er am „Wheaton College“ in Illinois und heiratet 1943 seine Frau Ruth Bell. Graham engagiert sich in „Youth for Christ“, gründet aber schon wenige Jahre später, 1950, seine eigene evangelistische Organisation, die „Billy Graham Evangelistic Association“ (BGEA), die heute von einem seiner Söhne, Franklin Graham, geleitet wird. Die BGEA produziert Filme, ein Radio- und Fernsehprogramm und veröffentlicht eine Zeitungskolumne sowie das Magazin „Decision“ (Entscheidung). Seit 1957 gibt Graham die Zeitschrift „Christianity Today“ heraus. Er selbst hat 27 Bücher geschrieben, unter anderem das 1977 erschienene Werk „How to be born again“ (Wie man wiedergeboren wird), das mit der größten Erstauflage der Geschichte (800.000 Exemplare)gedruckt wurde und seine Memoiren „Just as I am“ (So wie ich bin), die 1998 auch in deutscher Sprache im Brunnen Verlag erschienen sind. Zuletzt brachte der Hänssler-Verlag 2007 „Jedes Leben – eine Reise“ heraus, ein Buch in dem Graham Menschen jeden Alters Rat drüber gibt, wie sie ihr Leben konsequent mit Gott führen können.

Graham hat bis heute auch deshalb nichts von seiner Popularität eingebüßt, weil sein Dienst weit über den eines Predigers und Evangelisten hinausging. Im Laufe der Jahre war er seelsorgerischer Berater verschiedener US-Präsidenten, unter anderem von Richard Nixon, der einst gesagt haben soll, Graham kenne mehr internationale Persönlichkeiten als er selbst. John Connally, ehemaliger Gouverneur von Texas, bezeichnete Graham einst als „das Gewissen Amerikas“. „Keine andere Persönlichkeit dieses Jahrhunderts, lebend oder tot, hat so intime Gespräche mit Machthabern und Berühmtheiten unserer Zeit geführt“, schreibt David Aikman, früherer Korrespondent des „Time Magazine“ in seinem Buch „Great Souls“ und zählt Treffen mit Winston Churchill, Michail Gorbatschow oder Papst Johannes Paul II. auf.

Graham begründete „Neue Evangelikale Bewegung“

Zeit seines Lebens hat Graham sich für die Ökumene eingesetzt. 1990 sagte er gegenüber Aikman: „Ich habe festgestellt, dass Gott seine Menschen an allen möglichen Orten und in allen möglichen Kirchen und Gruppen hat. Ich habe viele Leute in der katholischen Kirche, Geistliche wie Laien, getroffen, die ich für wiedergeborene Christen halte. Sie mögen andere theologische Ansichten als ich vertreten, aber ich glaube sie sind Teil der Gemeinde Jesu. Also erachte ich sie als Brüder und Schwestern.“ So gilt Graham heute nicht nur als Begründer der „Neuen Evangelikalen Bewegung“, sondern auch als einer der Geistlichen, die sich gegen ein antikatholisches Dogma stellen und die Geschwisterlichkeit aller Christen weltweit betonen.

Allein die Auflistung der Preise und Ehrungen, die Graham im Laufe seines Lebens erhielt, könnte fast ein weiteres Buch füllen. So erhielt er etwa den „Ronald Reagan Presidential Foundation Freedom Award“ im Jahr 2000, mit dem sein Engagement für den Frieden gewürdigt wurde, 1996 erhielt er die Goldmedaille des amerikanischen Kongresses, eine der höchsten zivilen Auszeichnungen in den USA, und 1982 den „Templeton Foundation Prize“ für Verdienste im Bereich der Religion. 1966 wurde er mit dem „Big Brother Award“ für seinen Einsatz in der Kinderwohlfahrt geehrt. Aikmann schreibt, der einzige große internationale Preis, den Graham bisher nicht erhalten habe, sei der Friedensnobelpreis.

2005 predigte Graham vor 242.000 Menschen

Selbst mit 90 Jahren wird Graham nicht müde, seine Lebenserfahrungen niederzuschreiben. Derzeit arbeitet er an einem Buch, in dem es um das Altern gehen soll. Mit dem Werk, so sagt er, wolle er seine Leser emotional und spirituell auf das Altsein vorbereiten, eine Zeit, die die erfüllendste im Leben sein könne. Trotz des Todes seiner Frau Ruth im vergangenen Jahr bringt Graham diesen Lebensabschnitt nicht alleine zu. Der Prediger hat fünf Kinder, 19 Enkel und zahlreiche Urenkel. Heute sagt Graham: “Ich freue mich immer mehr darauf, wenn ich wieder mit meiner Frau vereint im Himmel bin und keiner von uns jemals wieder physische Schmerzen durch das Altern oder durch Krankheiten erleben muss.“ Graham selbst ist an Parkinson und Krebs erkrankt.

Dass es ihn trotz seiner körperlichen Einschränkungen noch heute auf die Kanzel zieht, bewies er eindrücklich im Jahr 2005. In New York sprach er bei einer Großveranstaltung vor 242.000 Zuhörern. Es war die letzte seiner Großevangelisationen, durch die er im laufe seines Lebens bekannt geworden war.

Feier im Kreise der Familie

Seinen Geburtstag feiert der 90-Jährige, der sich immer bemühte, trotz seiner Popularität ein weitgehend normales Leben zu führen, heute im Kreise seiner Familie. “Ich habe niemals erwartet, so lange zu leben und es fällt mir schwer zu glauben, dass ich das Alter von 90 Jahren erreicht habe“, sagte er jüngst in einem Interview. “Jeder Tag ist ein Geschenk Gottes, ganz egal, wie alt wir sind. Ich habe erkannt, dass wir, nur weil wir physisch durch das Alter schwächer werden, nicht zwangsläufig auch geistlich schwächer werden. Tatsächlich sollten wir geistlich stärker werden, weil unsere Augen auf die Ewigkeit und den Himmel gerichtete sein sollten – auf die Dinge also, die wirklich wichtig sind.“ (PRO)

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