Beim Marathon das Ziel verfehlt

Einen Marathon laufen, ohne ins Schwitzen zu kommen, davon träumen die meisten Sportler. Das Buch "Marathon zu Gott" des Journalisten Frank Hofmann versucht, die Grundlagen des christlichen Glaubens etappenweise zu vermitteln. Es enthält – analog zur Marathonstrecke - 42,2 Wegmarken, mit theologischen Fragen und ebenso vielen Antworten.

Von PRO

Der 49-jährige Autor wurde von seinen Eltern im christlichen Glauben
erzogen. Am Ende seiner Schullaufbahn interessierte er sich intensiv für
Philosophie – "immer auf der Suche nach der bleibenden Orientierung".
Ziel seines Buches sei es deswegen, eine Brücke von der Rationalität zur
Theologie zu bauen – und das Stein für Stein.



In den ersten zehn Kapiteln des Buches stellt er Fragen zu Gott, die folgenden zehn Etappen beschäftigt er sich mit Jesus

Christus, und zur Halbzeit des Marathons landet der Leser bei Hofmanns Interpretation des Heiligen Geistes. Die zweite Teilstrecke beschäftigt sich der erfahrene Journalist mit christlicher Ethik und den "Möglichkeiten, Bedrohungen und Aussichten eines christlich fundierten Lebens". Wie bei einem Marathon üblich, hat der Autor nach einer bestimmten Wegstrecke "Verpflegungsstationen" eingerichtet, mit biblischen Gedanken, die stärken sollen.


Gelassen mit einer starken Botschaft im Rücken


Im ersten Buchteil muss sich der Leser trotz der überschaubaren Kapitel extrem konzentrieren, die wichtigsten Gedankengänge Hofmanns zu verfolgen. Zum Teil sehr wissenschaftlich beantwortet er die Fragen, welche Eigenschaften Gott aus seiner Sicht hat und worin der Sinn des Lebens besteht. Gott ist für Hofmann eine Kraft, die "uns ganz durchdringt und auf die wir nicht von außen schauen können". Mit dieser starken Botschaft im Rücken, könnten die Menschen durchaus gelassener mit abweichenden Meinungen umgehen. Die entscheidende Botschaft Gottes in der Bibel sei das nahende Gottesreich, das keinen Platz für selbstgerechte Frömmigkeit lasse.



Im zweiten Abschnitt bringt Hofmann einige theologisch sehr fragwürdige Thesen. Für ihn ist weder die "legendarische" Jungfrauengeburt für das Verständnis von Jesus Christus entscheidend noch sind Jesu Wundertaten zwingender Bestandteil einer christlichen Orientierung. Die Ostergeschichte sei sogar ohne die leibliche Auferstehung Jesu Christi denkbar, und mit einem "Blankoscheck Gottes" zur Vergebung der menschlichen Sünden kann sich Hofmann nicht anfreunden. Jesu Tod am Kreuz interpretiert er als die äußerste Radikalisierung der bedingungslosen Liebe Gottes. "Auf diese Weise hat sich Gott mit allen Leidenden aller Zeiten solidarisiert."

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Ethik als stärkstes Argument für das Christentum
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Der Weg zum Glauben führt für Hofmann über das Verstehen, Erkennen und Abwägen zum Entscheiden. In diesem Prozess sei die mit Jesu Lehre verbundene Ethik eines der stärksten Argumente für das Christentum und die größte denkbare Herausforderung für Menschen. Barmherzigkeit gegenüber den Hilfsbedürftigen, Demut im alltäglichen Umgang mit den Nächsten und Sanftmut gegenüber Untergebenen, Gegnern und Schutzbefohlenen zeigten den Weg zum Ideal christlicher Nächstenliebe.



An den für Marathonläufer meist schlimmsten Kilometern stellt Hofmann die Frage nach dem Teufel. Im "Schlussteil" begleiten den Leser mehr oder weniger drängende Fragen, etwa ob es Engel gibt und ob die Kirchen Sakramente brauchen. Auch hier bietet Hofmann interessante Interpretationen, ob diese immer zielführend sind, sei dahingestellt. Auf der letzten Etappe fragt er, wie es im Himmel aussieht.



Inhaltlich abgerundet wird das Buch durch ein Interview mit der ehemaligen EKD-Ratsvorsitzenden Margot Käßmann, selbst leidenschaftliche Läuferin, sowie Tipps, wie man das Laufen mit Bibeltexten einüben kann. Insgesamt ein spannender Ansatz für ein Buch, fraglich ist jedoch, ob Hofmann mit manchen seiner theologischen Aussagen nicht das Ziel verfehlt. (pro)

Frank Hofmann, Marathon zu Gott: Ein spiritueller Trainingsplan, Gütersloher Verlagshaus, 17,95 Euro, 192 Seiten. Der Autor arbeitet seit 1983 für verschiedene Medien, unter anderem als Ressortleiter für "auto motor und sport", für den "stern", sowie als Chefredakteur für "Men’s Health". Seit 2007 ist der begeisterte Marathonläufer Chefredakteur eines Laufmagazins.

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