Beim Gebet der Abgeordneten ist Politik tabu

Der Thüringer CDU-Bundestagsabgeordnete Albert Weiler ist Katholik, Mitveranstalter eines Gebetsfrühstücks für Abgeordnete und er setzt sich für Christen in der Türkei ein. Am Dienstag war er Gast in der Berliner Vetretung der Deutschen Evangelischen Allianz.
Von Anna Lutz
Albert Weiler (rechts im Bild, CDU) war am Dienstag zu Gast bei Uwe Heimowski, dem Politikbeauftragten der Deutschen Evangelischen Allianz

Albert Weiler hat sein Leben lang gebetet. „Und in den wichtigen Fragen ist mir auch geholfen worden“, sagte er am Dienstag im Rahmen einer Gesprächsreihe der Deutschen Evangelischen Allianz in Berlin. Regelmäßig lädt das evangelikale Netzwerk Abgeordnete des Deutschen Bundestages zum Gespräch in kleiner Runde ein. Der Katholik Weiler sprach über seinen Glauben, den von ihm mitveranstalteten Gebetskreis für Abgeordnete im Deutschen Bundestag und die Armenien-Resolution im Jahr 2016, die er mitinitiiert hat.

Sonntags in den Gottesdienst

Als Kind sei der sonntägliche Gottesdienstbesuch Pflicht gewesen, erklärte Weiler. Er sei katholisch erzogen worden – so fromm, dass er und seine Frau auf Wunsch des Vaters noch nach der standesamtlichen Trauung in getrennten Zimmern übernachten mussten. Die kirchliche Trauung folgte erst einige Monate später. Negativ habe er die Strenge nicht empfunden und auch vom Glauben habe es ihn nicht abgebracht. „Ich habe Verantwortung und die habe ich auch zu tragen.“ Diese Lehre hat Weiler nach eigenen Worten aus seiner religiösen Erziehung gezogen.

Der Glaube prägt auch das politische Leben des CDU-Abgeordneten. Ein bis zwei Dutzend Abgeordnete kommen auf seine Einladung hin jeden Freitag in Sitzungswochen zusammen, um gemeinsam zu beten. Weiler organisiert die Treffen gemeinsam mit einem SPD-Kollegen. Die Politiker lesen gemeinsam die Herrnhuter Losungen des aktuellen Tages, diskutieren ein geistliches Thema und beten gemeinsam das Vaterunser.

Beten mit der AfD

Der Kreis ist sowohl konfessions- als auch parteiübergreifend. Es kommen Politiker aller Fraktionen, auch einige der AfD. „Man bekommt da einen anderen Zugang zueinander“, sagte Weiler am Dienstagabend. Sogar zu jenen Kollegen, mit denen man sich im Parlament nicht gut verstehe oder wo der Ton auch mal rauer sei: „Ich wünsche mir den Umgangston, den wir im Gebetsfrühstück pflegen, auch im Plenum.“ Gerade mit einigen Abgeordneten von der AfD sei das nicht leicht. Manches Mitglied anderer Fraktionen stoße sich auch an der Teilnahme der Rechten am Gebet. Doch für Weiler gilt: „Hier ist einer so gleich wie der andere.“ Es gelte die Regel: Keine Parteipolitik beim Gebetsfrühstück. Daran hielten sich alle Teilnehmer, zumindest meistens.

Weiler gehörte zu jenem Kreis an Politikern, die vor drei Jahren die Armenien-Resolution im Bundestag initiierten. In Cem Özdemir (Grüne), Volker Kauder (CDU) und Andrea Nahles (SPD) habe er damals Mitstreiter gefunden – und nicht zuletzt in Kanzlerin Angela Merkel (CDU) selbst. Am 2. Juni 2016 stufte der Deutsche Bundestag die an den Armeniern begangenen Massaker von 1915 im Osmanischen Reich als Völkermord ein. Die Türkei reagierte empört. Trotz diplomatischer Probleme steht Weiler zu der Entscheidung. „Wir haben schon 1915 die Augen geschlossen“, sagte er im Gespräch mit Uwe Heimowski, dem Politikbeauftragten der Evangelischen Allianz. Es verbiete sich, heute wieder wegzusehen.

Auch 2019 bewegt ihn das Thema Türkei noch – und ganz besonders die Lage der Christen dort. Zu wenig werde über die schlechte Situation seiner Glaubensgeschwister am Bosporus gesprochen, auch in der eigenen Fraktion. „Wir sind nunmal die CDU/CSU und haben das C vorne stehen. Da sollte man das auch thematisieren“, findet Weiler.

Von: Anna Lutz

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