Ein Münsteraner Pfarrer hat die Hoffnung verloren, dass Kirche wieder relevanter in der Gesellschaft wird. Kirchenmitglieder kämen selten bis gar nicht mehr in den Gottesdienst. Das reicht dem Geistlichen nun, und er geht ins Kloster. Pfarrer sollten aber die Chance nutzen, bei den seltenen Kirchenbesuchen das Evangelium zu verkünden. Ein Kommentar von Martina Schubert
Von PRO
19. Februar 2016
Foto: Hans Spiegl
Ein Pfarrer predigt während eines Konfirmationsgottesdienstes: Kirchenmitglieder kommen immer seltener zum Gottesdienst, oft nur noch zu Feiertage oder bestimmten Anlässen
Der Münsteraner Pfarrer Thomas Frings ist schon lange betrübt über die mangelnde Glaubensleidenschaft zahlreicher Kirchenmitglieder. Ein von einer Braut im Traugottesdienst gesungenes Helene-Fischer-Lied setzte ihm schließlich so zu, dass er nun ins Kloster geht. Der Pfarrer der katholischen Heilig-Kreuz-Gemeinde in Münster kritisiert eine Service-Mentalität der Kirchenbesucher und den gesellschaftlichen Bedeutungsverlust der Kirche.
Zahlreiche Kirchenmitglieder kämen immer seltener in den Gottesdienst, wenn überhaupt, dann nur noch zu Weihnachten, zu einer Taufe, Beerdigung oder Hochzeit – aber dann solle alles perfekt laufen, erklärte Frings gegenüber pro. Am Sonntag schrieb der Geistliche auf der Facebook-Seite seiner Gemeinde: „Der Anspruch, dass diese seltene Feier dann serviceorientiert, fehlerlos und auf hohem Niveau ‚geliefert‘ werden soll, und die Ahnungslosigkeit nicht Weniger ist für mich immer schwerer auszuhalten.“
Er sieht sich selbst als einen kreativen Pfarrer, in seiner Gemeinde herrsche Leben und die Mitgliederzahlen seien sogar gestiegen. Trotzdem: In Frings‘ Gemeinde kämen rund 90 Prozent der Mitglieder seltener als ein Mal im Jahr am Sonntag in den Gottesdienst, 70 Prozent nicht einmal zu Weihnachten.
Das ist symptomatisch für den Zustand der Volkskirchen in Deutschland: Bei den Katholiken ging laut der Deutschen Bischofskonferenz 2013 deutschlandweit etwa jeder zehnte Katholik jeden Sonntag in den Gottesdienst, bei der Evangelischen Kirche waren es nur drei bis vier von hundert Kirchenmitgliedern im Jahr 2014.
Die Kirche verliert immer mehr an Relevanz im persönlichen Glauben und Leben ihrer Mitglieder. Mit Synoden, Erhebungen und Umfragen versucht sie, gegenzusteuern. Leider ohne erkennbaren Erfolg. Vielleicht ist ein Grund dafür, dass sie sich mitunter zu wenig um ihre eigentliche Kernkompetenz kümmert: die Verkündigung des Evangeliums. Heute entsteht der Eindruck, Kirchen beschäftigen sich teils eher mit Politik, als dass sie die frohe Botschaft der Auferstehung Jesu verkünden. Das ist schade und fatal. Denn somit läuft sie Gefahr, sich nicht mehr von anderen gesellschaftlichen Institutionen zu unterscheiden.
Wenn Kirchenmitglieder nur zu Weihnachten, zu Beerdigungen und zur Hochzeit in die Kirche kommen, sollten die Pfarrer genau dies als Chance nutzen. Wenn sie in diesen Gottesdiensten nur seichtes Evangelium predigen, um keine Schäfchen, die noch Kirchenmitglied sind, abzuschrecken, ist dies der falsche Weg. Vielleicht ist der Besucher das letzte Mal in der Kirche. Vielleicht ist aber auch jemand das erste Mal bewegt von Christi Botschaft. Die Chance, die Kirchenbesucher durch das Evangelium anzurühren, darf nicht verpasst werden. (pro)
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