Im April diskutiert die badische Landessynode die Frage, ob homosexuelle Pfarrerinnen und Pfarrer gemeinsam im Pfarrhaus wohnen dürfen. Doch schon vor der Entscheidung bezieht die Landeskirche nun Stellung. Am 24. Februar hatte Wolf-Dieter Steinmann das Thema Homosexualität in einer Morgenandacht aufgegriffen. Er persönlich fände es richtig, wenn homosexuelle Partner miteinander im Pfarrhaus leben könnten, sagte er da, und weiter: "Ich finde, man muss die verschiedenen Lebensverhältnisse sehen, um zu verstehen, was biblische Sätze heute bedeuten. In den Passagen, in denen die Bibel von gleichgeschlechtlicher Sexualität spricht, geht es nicht um Lebenspartnerschaften. Ich kann darum eine homosexuelle Partnerschaft heute nicht mehr als ‚Gräuel‘ verstehen, weil ich dann die Nächstenliebe missachten würde. Für mich bedeutet Nächstenliebe, dass ich Sexualität und Glück des anderen nicht unmöglich mache, sondern achte und ihm gönne, wenn er verantwortlich lebt." Seine Worte stehen seit dem 15. März auch auf der Webseite der badischen Landeskirche.
Gegenüber pro hatte Steinmann schon im Februar erklärt, er habe selten so viele Reaktionen auf eine Andacht erhalten, wie auf diese. Die meisten seien kritisch gewesen. "Wenn jemand Gegenargumente hat, kann ich gut damit umgehen", erklärte er damals. Auf die Frage, ob das Thema "Homo-Ehe im Pfarrhaus" überhaupt in eine Verkündigungssendung gehöre, antwortete er: "Auch jene, die nichts mit Kirche zu tun haben, sollen an dieser lebendigen Debatte teilhaben können." Doch auch für christliche Hörer könnten Andachten wie seine zur Klärung beitragen.
Gegen die Veröffentlichung der Landeskirche protestiert die Evangelische Vereinigung für Bibel und Bekenntnis in Baden. Ihr Vorsitzender Hermann Traub vermutet, dass die Internet-Redaktion die geplante Entscheidung der Synode beeinflussen will. Gegenüber der evangelischen Nachrichtenagentur "idea" sagte er, die Synodalen sollten so wohl "einseitig weichgekocht werden, bevor sie endgültig entscheiden können". (pro)