Es ist der teuerste Film aller Zeiten. "Avatar – Aufbruch nach Pandora", der seit dem 17. Dezember 2009 auch in Deutschland in den Kinos läuft, stammt von Regisseur James Cameron. Der hat ein Händchen für teure – und erfolgreiche Spielfilme: er schuf 1997 mit "Titanic" den bis dahin teuersten Film aller Zeiten, der von "Avatar" nun jedoch mit Produktionskosten von 350 Millionen Dollar überholt wurde. Auch den Rang von "Titanic" als erfolgreichster Film aller Zeiten macht Cameron sich selbst streitig: Schon nach drei Wochen spielte "Avatar" weltweit 1,14 Milliarden Dollar (800 Millionen Euro) ein und liegt damit nun auf Platz zwei. Kein Wunder, dass Cameron, der sich bei der Oscarverleihung vor zwölf Jahren zum Missfallen des Publikums lautstark zum "König der Welt" ausrief, vor kurzem mitteilte, bereits einen zweiten Teil von "Avatar" zu planen.
In dem computeranimierten 3D-Film geht es um eine knallbunte Fantasiewelt namens Pandora, die Lichtjahre von der Erde entfernt existiert. Die Menschen haben dort eine Kolonie errichtet und bauen in Minen einen kostbaren Rohstoff ab. Die Handlung spielt im Jahr 2154. Die Natur ist farbenfroh, und zwischen den Ur-Einwohnern, den Na’vi, und der Tier- und Pflanzenwelt herrscht Einklang, die Seelen gelangen nach dem Tod ins ewige Gedächtnis der fremden Welt.
Der erste indigene Präsident Boliviens, Evo Morales, lobte "Avatar" dafür, indirekt vor dem Ausbeuten der Umwelt zu warnen. "Spiegel Online" nannte "Avatar" einen "Indianerfilm" mit Anleihen von Karl May. "Nur dass die Indianer hier drei Meter groß und hellblau sind." Der Kritiker urteilt: "Menschen und Alien-Indianer sind in diesem Film samt und sonders Pappkameraden ohne jede Tiefe."
Film propagiere "Anbetung der Schöpfung"
Der Vatikan warnte vor kurzem jedoch vor einer bestimmten Botschaft, die in dem Film transportiert werde. In der Zeitung des Vatikan, "L’Osservatore Romano", erschienen am Sonntag gleich drei Artikel zu "Avatar". "So viel verblüffende, hinreißende Technik, aber wenige aufrichtige Emotionen", hieß es da. Der Film werde von einer Spiritualität vereinnahmt, die mit einer Anbetung der Schöpfung anstatt des Schöpfers zu tun habe. "Das Besondere an diesem Film ist sein visueller Eindruck und weniger seine Geschichte, die kaum wirklich neu ist." Die Zeitung schreibt weiter: "Cameron konzentriert sich darauf, die Fantasiewelt Pandora zu erschaffen und hat einen ziemlich faden Ansatz." Dennoch, heißt es abschließend, sei das "Spektakel" den Preis für die Kinokarte wert. In Italien kommt der Film am heutigen Freitag in die Kinos.
Auch der Radiosender des Vatikan findet deutliche Worte in seiner Kritik: Ökologie werde zunehmend zur "Religion des Jahrtausends" erhöht. Vatikan-Sprecher Federico Lombardi warnte davor, aus der Natur eine Gottheit zu machen. "Die Natur ist nicht mehr länger eine Schöpfung, die es zu verteidigen gilt, sondern eine Gottheit, die man anbetet." Der Film sei in diesem Sinne ein "Wink in Richtung dieser Pseudo-Doktrinen". Der Sender prophezeit jedoch, dass "Avatar" kaum in die Annalen der Filmgeschichte eingehen werde.
Gerade Papst Benedikt XVI. wurde wegen seiner wiederholten Aufrufe zum Umweltschutz auch "Grüner Papst" genannt. Doch der Pontifex wies stets darauf hin, dass es gefährlich sei, die Natur über den Menschen zu stellen. Das, so der Papst, würde zu neu-heidnischen Haltungen führen. Der Apostel Paulus warnt im Römerbrief (Kapitel 1, 25) davor, das Geschöpf zu verehren statt dem Schöpfer zu dienen.
Selbstmordabsichten unter jugendlichen Kino-Besuchern
Dass "Avatar" Menschen offenbar ganz besonders beeindrucken kann, zeigten Berichte von Teenagern, die nach dem Ansehen des Films angeblich Selbstmordabsichten bekundeten. In dem Film können die Menschen im Körper eines Avatars weiterleben, wenn sie ihr menschliches Dasein beenden. Das tut etwa die Hauptperson des Films. Auf einer Fan-Webseite mit dem Titel "Naviblue" schrieb ein User: "Seitdem ich Avatar gesehen habe, bin ich deprimiert. Ich habe die wunderbare Welt von Pandora und all die Na’vi gesehen und ich möchte einer von ihnen sein. Ich habe sogar die Selbstmord-Phantasie, dass ich nach meinem Tod in einer Welt ähnlich der von Pandora wiedergeboren werde und alles so wie in Avatar ist." Wie der Nachrichtensender CNN berichtet, soll es bereits einige solcher Leidbotschaften von Besuchern nach der Kinovorstellung gegeben haben.
Auch der 17-jährige Spieledesigner Ivar Hill aus Schweden berichtet laut CNN von Depressionen infolge von "Avatar": "Als ich heute Morgen aufwachte, nachdem ich gestern das erste Mal Avatar gesehen hatte, erschien mir die Welt… grau. Es fühlte sich an, als hätte mein ganzes Leben, alles was ich getan und wofür ich gearbeitet habe, seinen Sinn verloren. Ich sehe einfach keinen Grund mehr… überhaupt noch irgendetwas zu machen. Ich lebe in einer sterbenden Welt."
Der Filmkritiker Stefan Tiess schreibt auf dem Film-Portal "Moviepilot": "Wir müssen bedenken, dass durch die stärkere Erlebnisfixierung des Kinos auch der Abgrund zwischen Film-Zauber und Alltags-Ödnis tiefgreifender wird." (pro)