'The F-Word', so heißt eine Ausstellung, die ab dem 2. Oktober in Gundelfingen bei Freiburg zu sehen ist. 'F' steht für 'Forgiveness' also für 'Vergebung'. In Wort und Bild werden wahre Geschichten über Schuld und Versöhnung gezeigt.
Von PRO
27. September 2010
Foto: Kate / flickr
Ein 14-Jähriger erschoss Azims 20-jährigen Sohn, als dieser gerade Pizza auslieferte. Anna und ihr Bruder wurden jahrelang von ihrem Vater sexuell missbraucht. Sasha ist vier Jahre alt und hat Schilddrüsenkrebs, eine Folge der weltweit größten Atomenergie Katastrophe in Tschernobyl. Seine Eltern sind heute körperbehindert. Menschen, die Opfer wurden von Gewalt, staatlicher Willkür oder menschlichem Versagen. Sie hätten allen Grund, mit ihrem Schicksal zu hadern und zu hassen. Aber sie haben sich entschlossen, den Tätern zu verzeihen. Die Ausstellung zeigt etwa 60 solcher bewegenden Geschichten. ‚The F-Word‘ ist zum ersten Mal in Deutschland zu sehen und tourt bis Ende März 2011 durch verschiedene deutsche Städte, darunter Wuppertal, Dresden, Aachen und Freiburg.
Als Schirmherr macht sich der südafrikanische Bischof und Nobelpreisträger Desmond Tutu für die Ausstellung stark, die seiner Meinung nach mit Fotos von Tätern und Opfern gleichermaßen konfrontiert "Diese Bilder sind zutiefst aufrüttelnd und reden zu uns über unsere eigenen Vorurteile und unsere Gebrochenheit", kommentiert Tutu. Marina Canacuzino, Initiatorin der Ausstellung, wurde durch ihre Arbeit als Journalistin auf das Thema ‚Vergebung‘ aufmerksam. Als 2003 der Iran-Krieg Schlagzeilen machte, bewegten Canacuzion, zwischen all den Rufen nach Vergeltung, vor allem Geschichten der Versöhnung. Sie befragte Menschen aus unterschiedlichen Kulturen über ihren Umgang mit Verletzung, Leid und Versagen. Daraus entwickelte sie gemeinsam mit dem Fotografen Brian Moody eine Ausstellung mit Fotos und Texten über Schuld und Versöhnung. "Ich will nicht propagieren, nicht predigen" sagt Canacuzino, "ich will etwas zu bedenken geben."
Weltweit war die Ausstellung bereits an über 350 Orten zu sehen. Die Übersetzung ins Deutsche regte Martin Kasemann an. Er ist Leiter von ‚Koogito‘, einem Verein, der Ausstellungen und Projekte nach Deutschland holt, "die Menschen helfen und unsere Gesellschaft weiter bringen", sagt Kasemann gegenüber pro.
Vergebung durch Verstehen
Aufgrund der positiven Reaktion auf die Ausstellung in Großbritannien, gründete Canacuzino im Januar 2004 die Organisation "The forgiveness Project". Dies ist ein Verein, der Menschen zu einem Klärungsprozess ermutigen möchte, damit Wunden aus der Vergangenheit heilen. Canacuzino ist überzeugt, das nur Verstehen Vergebung bewirken könne. Deshalb führt "The forgiveness Project" Seminare in britischen Gefängnissen durch, bei denen Betroffene erzählen, wie sie die Gewalttat erlebten, um den Insassen die Folgen ihres Handelns bewusst zu machen. Des Weiteren drehen sie Filme, in denen Straftäter ihre Lebensgeschichte aufarbeiten und mitteilen. Dies soll Opfern verstehen helfen, unter welchen Umständen Menschen zu Kriminellen werden können. Manchmal organisiert der Verein auch Treffen zwischen Tätern und ihren Opfern, um eine Aussprache zu ermöglichen. Verständnis sei meist der einzige Weg, ein Trauma zu überwinden, sagt Canacuziona. Der Präsident des Obersten Gerichtshofes von England und Wales, Harry Kenneth Woolf, unterstützt die Organisation: "Derartige, die Gerechtigkeit stärkende Programme können grundlegende Hilfen sein, die Rückfälle junger Straftäter zu reduzieren."
In Gundelfingen wird die Ausstellung umrahmt von einer multimedialen Lesung mit Michael Jentzsch. Er ist Autor des Bestsellers ‚Blutsbrüder‘, der derzeit in Hollywood verfilmt wird. Sein Buch erzähle von seiner eigenen verzweifelten Suche nach Vergebung, sagte Jentzsch in einem Interview mit ‚koogito‘. "Jahrelang plagten mich Schuldgefühle. Vergebung hat meine Seele befreit". Des Weiteren begleitet die Ausstellung der Vortrag ‚Lebenskunst Vergebung – Befreiender Umgang mit Verletzungen‘ von Martin Grabe, Chefarzt der Psychotherapeutischen Abteilung der Klinik Hohe Mark. (pro)
http://www.theforgivenessproject.com
http://koogito.org
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