Aus Satire wird bitterer Ernst



Der Vorschlag, Mohammed zum Chefredakteur seiner aktuellen Ausgabe zu machen, hat weitere Konsequenzen für das französische Satireblatt "Charlie Hebdo". Nach dem Brandanschlag in der vergangenen Woche wurde auch noch die Internetseite gehackt. Jetzt geht die heftige Auseinandersetzung weiter und überträgt sich sogar auf andere Blätter.


Von PRO

Der Hacker, der die Seite manipuliert hatte, droht nun auch der Zeitschrift "Libération" mit einer Cyberattacke. Wie die deutsche Tageszeitung "taz" berichtet, hatten die "Libération"-Mitarbeiter ihren "Hebdo"-Kollegen "journalistisches Asylrecht" gewährt. Der mit dem Spitznamen "Big Apple" agierende Hacker hat unterdessen dem türkischen Korrespondenten der französischen Sonntagzeitung "Le Journal du Dimanche" Auskunft über  Vorgehen und Motivation gegeben.



Der 20-jährige junge Mann mit dem bürgerlichen Namen Ekber sei ein großer Bewunderer des türkischen Premierministers Recep Tayyip Erdogan. Zurzeit lässt er sich an der Universität Isik zum Informatikingenieur ausbilden. Die Idee der Zeitschrift habe er als "maßlose Respektlosigkeit gegenüber dem Propheten Mohammed" empfunden und reagiert: "Dieser Publikation musste die Antwort erteilt werden, die sie für solche Dummheiten verdiente", zitiert die "taz". Von der Satire-Zeitschrift selbst hatte er bis dato noch nichts gehört.



"Friedliche Form des Protestes gewählt

"

Aus diesem Grund hatte er die Startseite manipuliert und gegen eine in türkischer und englischer Sprache verfasste Botschaft ausgetauscht: "Unter dem Deckmantel der Pressefreiheit greift ihr mit euren gehässigen Karikaturen den großen Propheten des Islam an. Der Fluch Gottes soll euch treffen. Wir werden in der virtuellen Welt euer Fluch sein." Ekber gehört der Gruppe "Akincilar" an, die laut "taz"-Angaben bereits 6.000 solcher Attacken verübt haben soll: mit einer Vorliebe für israelische, armenische und kurdische Internetinhalte, die politisch nicht in ihr Weltbild passten.



Von dem Brandanschlag distanzierte sich Ekber, da dieser "nur die Aktion von Leuten sein könne, die sich der Religion als Vorwand" bedienten. Er habe die friedliche Form des Protestes gewählt und sieht sich sogar im Recht. Jetzt hat er die Ausgabe der "Libération" mit dem Titel "Die Liebe ist stärker als der Hass" in den Fokus genommen. Auf der dortigen Titelseite ist die Karikatur eines Islamisten zu sehen, der sich mit einem "Charlie Hebdo"-Zeichner innigst küsst. "Wenn ‚Libération‘ fortfährt, solche Zeichnungen zu publizieren, werden wir uns auch mit dieser Zeitung beschäftigen", drohte Ekber bei seinem Treffen mit dem Journal du Dimanche. (pro)

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