Laut einer repräsentativen Umfrage im Auftrag der "Apotheken Umschau" glaubt jeder zweite Deutsche nicht daran, dass das Modell der Monogamie funktioniert. 53 Prozent der Befragten gaben an, den wenigsten Paaren gelänge es, sich während ihrer gesamten Ehe oder Partnerschaft immer treu zu bleiben. Eine Scheidung ist nach Ansicht eines Großteils der Befragten kein großer Skandal: 80 Prozent der Deutschen halten eine solche Trennung für "keine große Sache mehr, das kommt ja in den besten Familien vor". Dabei sind Männer wie Frauen der gleichen Meinung. Für die Erhebung befragte das Marktforschungsinstitut GfK in Nürnberg 2.028 Personen ab 14 Jahren, darunter 1.040 Frauen und 988 Männer.
Der Hamburger Diplompsychologe und Paartherapeut Oskar Holzberg erklärt die Einstellung zu Ehe und Partnerschaft in der aktuellen Ausgabe der "Apotheken Umschau" mit dem gesellschaftlichen Wandel: "Unsere Kultur ist nicht mehr so partnerschaftsunterstützend wie früher, das Ehegelübde nicht mehr so bindend. Alles beruht viel stärker auf Freiwilligkeit." Sich zu trennen bedeute keine gesellschaftliche Ausgrenzung mehr – auch nicht für die Frau. "Zwei Drittel aller Scheidungen werden mittlerweile von Frauen eingereicht", berichtet auch Sozialpsychologin Elke Rohmann von der Ruhr-Universität Bochum in dem Gesundheitsmagazin. Frauen seien unabhängiger geworden, seien nicht mehr bereit, um jeden Preis Kompromisse in der Ehe einzugehen – nur um nicht alleine die Kinder großzuziehen oder sich finanziell sicherer zu fühlen.
Prinzenhochzeit zeigt Traum vom Glück
Laut Statistischem Bundesamt gaben sich 2009 rund 378.000 Paare das Ja-Wort, etwa gleichviele, wie in den Jahren zuvor. Geschieden wurden rund 185.000 Paare, etwa 6.000 weniger als 2008. Zahlen, die Markus Spieker, Autor von "Mono – Die Lust auf Treue", nur zu gut kennt. In seinem Buch schreibt er darüber, warum Beziehungen so oft scheitern, erklärt aber auch: "Jeder sehnt sich nach einer dauerhaften Partnerschaft." Monogamie sei keineswegs ein Auslaufmodell, sagt er auf Anfrage von pro. "Treue ist den Menschen nach wie vor wichtig", findet Spieker. Sie sei aber in der Tat immer schwieriger zu realisieren. Der Wunsch nach Selbstverwirklichung, einer flexiblen und mobilen Lebensführung und die eigenen hohen Ansprüche stünden dem "stabilen Wunsch", eine Partnerschaft zu führen, oft im Wege. Laut Glücksforschung stehe aber fest: "Beziehungen machen glücklich, Trennungen sorgen für Schmerz."
Den "kollektiven Traum von funktionierenden Ehen" verdeutliche derzeit etwa der Hype um die Hochzeit des britischen Prinzen William und seiner Verlobten Kate Middleton. "Warum sitzen denn am Freitag alle vor dem Fernseher?", fragt Spieker und antwortet selbst: "Weil sie vom Eheglück träumen." Auf die Frage, wie Beziehungen denn auch in einer schnelllebigen Zeit gelingen können, hat er eine simpel klingende Antwort: "Wenn gute Menschen einen guten Willen haben." (pro)