Aufruhr durch anti-islamischen Film

Mohammed als Frauenheld und Mörder: Ein anti-islamischer Film sorgt weltweit für Aufruhr. Viele Medien und Politiker sehen in der Amateurproduktion "Innocence of Muslims" die Ursache für die Anschläge auf die US-Botschaft im libyschen Bengasi.
Von PRO

Der Macher des Films "Innocence of Muslims" (Die Unschuld der Muslime) weist dem Propheten Mohammed mehrere Rollen zu und zeichnet damit ein bestimmtes Bild von ihm: Mohammed tritt als Kinderschänder, als Frauenheld und als Mörder auf. Im Islam gilt die Darstellung Allahs oder seines Propheten als verwerflich. Zahlreiche Politiker und Medien werten den amateurhaft gedrehten Film als einen Affront gegen die muslimische Welt – unter anderem weil der Film immer wieder betont, dass kritische Christen und Juden angeblich von Mitgliedern der islamischen Gemeinde umgebracht worden seien.

Schon Anfang Juli sei der 14-minütige Trailer zu dem angeblich zweistündigen Film bei YouTube von dem Nutzer Sam Bacile hochgeladen worden, berichtet das "Wall Street Journal". Allerdings habe es bis zum Jahrestag des 11. September kaum Beachtung gefunden. Erst mit dem tödlichen Terroranschlag auf vier amerikanische Diplomaten in Bengasi an diesem Dienstag, bei dem auch der US-Botschafter Chris Stevens ums Leben kam, hat sich die Anzahl der Zuschauer täglich erhöht. Vergangene Woche war schließlich eine arabischsprachige Version des Films auf der Onlineplattform veröffentlicht worden. Experten ermitteln nun in zwei Richtungen: Zum einen vermuten sie einen Zusammenhang zwischen dem Video und dem Terroranschlag auf das US-Konsulat in Libyen, zum anderen verfolgen sie auch die Spur eines exakt vorbereiteten Anschlags an dem geschichtsträchtigen Datum. YouTube hat derweil verschiedene Teile von "Innocence of Muslims" in Ägypten und Libyen blockiert.

Identität des Filmproduzenten unklar

Nach Informationen des "Wall Street Journal" heißt der Autor, Regisseur und Produzent des Films Sam Bacile, ein Entwickler von Immobilienprojekten. Der angeblich 52-Jährige solle sowohl amerikanischer, als auch israelischer Staatsbürger sein. Diese Informationen sind jedoch bisher nicht bestätigt. Ranghohe israelische Vertreter gaben an, dass ihnen dieser Mann nicht bekannt sei und in keinem offiziellen Register auftauche.

Wie die "New York Times" schreibt, habe sich ein Mann unter dem Namen Sam Bacile in einem Interview zu dem Film geäußert. Er habe mit der Produktion eine provokante, politische Stellungnahme geben wollen, in der er die islamische Religion verurteile. Der Film sei ferner nur mit Hilfe von mehr als hundert jüdischen Spendern realisiert worden. Doch auch diese Angaben gelten inzwischen als zweifelhaft, so die amerikanische Zeitung.

Pastor Terry Jones billigt Film

Im Verdacht steht scheinbar auch ein vorbestrafter koptischer Christ aus Ägypten, der in der Umgebung von Los Angeles wohnt, schreibt die Tageszeitung "Die Welt". Wie Journalisten der Nachrichtenagentur AP herausfanden, habe der Kopte Nakoula Basseley Nakoula angegeben, als Manager für das Videoprojekt tätig gewesen zu sein. Jedoch stritt er ab, Sam Bacile zu sein. Aus Gerichtsunterlagen gehe laut AP jedoch hervor, dass Nakoula mehrere Pseudonyme habe wie Mark Basseley Youssef, Youssef M. Basseley und Nicola Bacily, die dem Namen des Filmautors ähnlich sind.

Aufmerksamkeit erregte das Video auch, nachdem sich der umstrittene amerikanische Pastor und Islamkritiker Terry Jones in die Debatte eingeschaltet hat. Laut der "Welt" hat er die Filmproduktion gutgeheißen und angekündigt, Videoauszüge in seiner Gemeinde zu zeigen. Jones hatte mit einer Koran-Verbrennung Anfang des Jahres 2011 tödliche Proteste in der islamischen Welt ausgelöst. Aufgebrachte Muslime töteten infolge der Buchverbrennung 21 Menschen, darunter 7 UN-Mitarbeiter.

Tathergang schwer rekonstriuerbar

Noch immer wird über den Tatablauf des Anschlags auf die Außenstelle der US-Botschaft in Bengasi spekuliert. Neben den vier Toten wurden drei weitere Botschaftsangestellte verletzt. Wie die "Welt" berichtet, haben am Dienstag Demonstranten gegen den Film protestiert. Später seien bewaffnete Kämpfer zu der Gruppe hinzugestoßen und hätten einige Teilnehmer aufgefordert, mit ihnen das amerikanische Botschaftsgebäude anzugreifen. Die Anzahl der Terroristen ist bislang noch unklar. Jedoch sollen sie sich bis in die frühen Morgenstunden des Folgetages ein schweres Feuergefecht mit amerikanischen Sicherheitsbeamten geliefert haben. Die Terroristen waren mit Sturmgewehren des Typs AK-47 ausgestattet. Experten untersuchen nun, ob die Extremisten zur islamischen Terrorgruppe Al-Kaida oder Ansar al-Scharia gehören.

Politiker bestürzt

Derweil äußerten sich weltweit zahlreiche Politiker zu dem Vorfall in Bengasi. "Die USA missbilligen jeden absichtlichen Angriff auf die religiösen Gefühle von Andersgläubigen", sagte die amerikanische Außenministerin Hillary Clinton. Auch in Libyen zeigen sich Politiker entsetzt über den Anschlag. Parlamentspräsident Mohammed Magariaf entschuldigte sich im Namen des libyschen Volkes bei den Amerikanern. Abderrahman Schalgam äußerte in einer Sitzung des UN-Sicherheitsrates Bedauern über den Tod von Chris Stevens. Er sei ein "wahrer Freund des libyschen Volkes" gewesen. "Wir können nicht verstehen, warum einige Menschen diesen wunderbaren Menschen töten konnten." Überdies hat die ägyptische Muslimbruderschaft den Anschlag verurteilt, wie es in der "Welt" heißt. Wer gegen den Film demonstrieren wolle, solle seinen Ärger friedlich zum Ausdruck bringen.

Bundesaußenminister Guido Westerwelle (FDP) zeigte sich bestürzt über die Vorfälle. Er forderte die Regierung in Libyen auf, sich gegen Terrorismus und religiösen Fanatismus zu wenden. Extremismus und Intoleranz dürften keinen Platz haben. Die Wahl des neuen Ministerpräsidenten Mustafa Abu Schagur sein "ein weiterer wichtiger Schritt des neuen Libyen auf dem Weg zu wirklich demokratischen Verhältnissen". (pro)

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