„Auf die Kraft des Gebets kann man vertrauen“

Die Evangelische Allianz Bayreuth hat sich am Dienstag dem Thema „Verfolgte Christen – Einsatz für die Religionsfreiheit, damit die Hoffnung wächst“ gewidmet. CSU-Politiker Hartmut Koschyk legte Wert auf das Gebet für die Verfolgten und lehnte einen EU-Beitritt der Türkei ab. Die Gäste von SPD, Bündnis 90/Die Grünen und FDP forderten außerdem eine Änderung des Asylrechts in Deutschland.
Von PRO

Ado Greve, Öffentlichkeitsreferent des Hilfswerks Open Doors, machte darauf aufmerksam, dass 70 Prozent aller Menschen in Ländern leben, in denen sie ihren Glauben nicht frei wählen können. In Nigeria, der Nummer 13 auf dem von der Organisation herausgegebenen Weltverfolgungsindex, habe die Einführung der islamischen Rechtsordnung Scharia im Norden zum Beispiel zu starker Benachteiligung der Christen geführt. Regelmäßig würden Christen dort gezielt ermordet und  hunderte Häuser und Kirchen zerstört. „Uns sind 791 Christen namentlich bekannt, die im vergangenen Jahr in Nigeria wegen ihres Glaubens gestorben sind“, sagte Greve. Christenverfolgung sei aber vor allem ein geistlicher Konflikt, betonte er. Deshalb sei Gebet besonders wichtig. Es gehe bei der Verfolgung hauptsächlich darum, das Evangelium zum Schweigen zu bringen. Open Doors unterstütze deshalb die Christen vor Ort, damit sie weiter das Wort Gottes verkünden könnten.

Wolfgang Baake, Beauftragter der Deutschen Evangelischen Allianz am Sitz des Bundestags und der Bundesregierung, betonte ebenfalls die Wichtigkeit des Gebets. Außerdem solle das Thema Christenverfolgung verstärkt an die Öffentlichkeit getragen werden. Baake rief deshalb dazu auf, Politiker über die Lage der Christen in den betroffenen Ländern zu informieren. „Wir sind deren Füße und Hände. Wenn wir in unserem freien Land uns nicht für verfolgte Christen einsetzen, wer soll es sonst tun?“, fragte Baake.

Religionsfreiheit als Kriterium zum EU-Beitritt

Auch Hartmut Koschyk, Bundestagsabgeordneter der CSU, betonte, dass Gebet im Vordergrund stehen müsse. „Auf die Kraft des Gebets kann man vertrauen“, erklärte er. Außerdem sollten Politiker, Wirtschaftsvertreter und Journalisten in den betroffenen Ländern offensiv den Kontakt mit den Christen vor Ort suchen. Das sei eines der wichtigsten Signale an die örtlichen Machthaber.

Hermann Hiery, Bundestagskandidat der FDP, gab zu bedenken, dass die arabische Welt in der Vergangenheit öfter „vor den Kopf gestoßen worden“ sei. Daher habe sich in vielen muslimischen Ländern und eine Ablehnung des Christentums entwickelt. Politiker müssten deshalb verständnisvoll aufeinander zugehen. Hiery erklärte weiterhin, mit militärischen Maßnahmen dürfte der Problematik nicht begegnet werden. „Auf keinen Fall dürfen Kriege unterstützt werden“, sagte er.

Sabine Steininger, Bundestagskandidatin von Bündnis 90/Die Grünen forderte, den Schutz des Menschenrechts auf Religions- und Glaubensfreiheit zum Thema bei EU-Beitrittsverhandlungen zu machen. Glaubensfreiheit müsse zum Kriterium für die Aufnahme eines Landes in die EU gemacht werden. Anette Kramme, Bundestagsabgeordnete der SPD, erörterte die Möglichkeit, verstärkt Kontakt zu Botschaften aufzunehmen. Auch internationale Konferenzen und Sanktionen gegen Länder mit Christenverfolgung seien eine Möglichkeit, gegen die Problematik vorzugehen.

Schließlich widmeten sich die Teilnehmer der Diskussionsrunde dem Thema Beitrittsverhandlungen der Türkei zur EU. Hiery gab zu bedenken, dass die Türkei geografisch nur zu zehn Prozent zu Kontinentaleuropa gehöre. Die Europäische Union müsse sich zuerst einig werden, was sie grundsätzlich für Ziele verfolge, bevor sie Beitrittsverhandlungen beginne, erklärte der FDP-Politiker. Kramme sagte, es könne erst ernsthafte Diskussionen mit der Türkei über einen EU-Beitritt geben, wenn die Menschenrechte im Land gewährleistet seien. Die jüngsten Ereignisse in der Türkei, wie die Proteste auf dem Taksim-Platz, hätten jedoch gezeigt, dass Veränderungen möglich seien und von der Bevölkerung gefordert würden. Steininger sagte, nur, wenn man an einem Tisch sitze, könnten Missstände beim Namen genannt werden und deren Beseitigung zu einem Aufnahmekriterium gemacht werden. Koschyk lehnte einen EU-Beitritt der Türkei ab. „Wir können kein Vertrauen haben, dass sich die Dinge in der Türkei wirklich ändern“, sagte er. Der Umgang mit politisch Andersdenkenden im Land sei katastrophal.

Veranstaltungsort war die Evangelische Kreuzkirche in Bayreuth. Etwa 400 Besucher kamen zu den Kurzvorträgen mit anschließender Podiumsdiskussion. (pro)

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