Auf dem Weg zum islamischen Wohlfahrtsverband

Am Montag hat sich Innenminister Thomas de Maizière mit Vertretern islamischer Verbände getroffen und die neuen Themen für die Deutsche Islamkonferenz festgelegt. Unter anderem grübeln die Teilnehmer darüber nach, wie ein islamischer Wohlfahrtsverband entstehen kann.
Von PRO
Innenminister Thomas de Maizière will die Deutsche Islamkonferenz auf neue Beine stellen
Viel Kritik hatte es zuletzt an der Deutschen Islamkonferenz gegeben. Dem ehemaligen Innenminister Hans-Peter Friedrich warfen Medien, Muslime und Opposition seinerzeit vor, Muslime einseitig als Sicherheitsrisiko zu betrachten. Thomas de Maizière kündigte bereits im Januar öffentlichkeitswirksam an, die Konferenz zu reformieren. Am Montag gab es ein zweites Treffen von Verbänden und Vertretern des Bundesinnenministeriums in Berlin. Nun steht das neue Programm fest. Statt Sicherheitsfragen diskutieren die Teilnehmer, wie der Islam in Deutschland stärker integriert werden kann: Wohlfahrt und Seelsorge sind die großen Themen der neuen Runde. Ein „Gesprächsforum mit dem Islam und für den Islam“ soll die Konferenz sein, sagte de Maizière nach dem Treffen. Zum einen will das Forum deshalb erörtern, wie ein islamischer Wohlfahrtsverband entstehen könnte. Muslime in Deutschland sollten Pflege und Kinderbetreuung genießen können, die auf ihre religiösen Bedürfnisse Rücksicht nimmt, sagte der Minister, gab aber auch zu, dass das Vorhaben kein leichtes sei.

Muslimische Diakonie?

Ein muslimisches Pendant zu Caritas oder Diakonie zu gestalten, birgt Herausforderungen. Eine betrifft die Frage nach einer Anerkennung der islamischen Gemeinden durch den Staat sowie jene, nach einer zentralen Vertretung der Muslime in Deutschland. Nach wie vor ist unklar, für wen die einzelnen Verbände stehen und für welche nicht. Anders als bei den Volkskirchen gibt es nach wie vor keine Institution, die sich als repräsentativ für die Gläubigen betrachtet. Man wolle aus den Ideen anderer lernen, erklärte de Maizière. Die Diakonie kündigte bereits am Montag an, ihre Erfahrungen gerne weiterzugeben und die Muslime bei ihrem Vorhaben unterstützen zu wollen. Ein zweiter Themenkomplex betrifft die Seelsorge. Muslimen soll die religiöse Teilhabe ermöglicht werden: Durch Mitwirken in Haftanstalten, Gefängnisse, Krankenhäusern oder bei der Bundeswehr. Ebenfalls ganz nach christlichem Vorbild.

Wenige Experten statt vieler Interessen

Auch strukturell stellt das Innenministerium die Konferenz auf neue Beine. Es soll einen Lenkungsausschuss, bestehend unter anderem aus Vertretern des Ministeriums, der Integrationsbeauftragten und den islamischen Verbänden, etwa dem Zentralrat der Muslime in Deutschland und der Türkisch-Islamische Union der Anstalt für Religion (DITIB), geben. Dieser wiederum setzt einen Arbeitsausschuss aus 20 bis 25 Personen ein. Institutionen wie Einzelpersonen, die sich mit den jeweils zu besprechenden Themen besonders auskennen, werden Teil der Gruppe. Damit wird das bisherige Plenum ersetzt und deutlich schlanker. Man werde sich insgesamt „mehr auf die Arbeit und weniger auf die Außendarstellung konzentrieren“, sagte de Maizière. Diese Strategie hatte sein Vorgänger bereits eingeführt. Statt langer Pressekonferenzen, gab es nach den letzten Sitzungen der Islamkonferenz lediglich noch kurze Pressestatements des Ministers. Zu viele Fettnäpfchen bietet das Thema, als dass man es lang und breit öffentlich diskutieren wollte. Die Themen an sich scheinen Herausforderung genug zu sein. Dennoch: Von Zeit zu Zeit soll es öffentliche Konferenzen geben, kündigte de Maizière an – die erste im späten Herbst dieses Jahres. (pro)
https://www.pro-medienmagazin.de/politik/detailansicht/aktuell/islamkonferenz-wird-umgestaltet/
https://www.pro-medienmagazin.de/politik/detailansicht/aktuell/deutsche-emislamkonferenz-2013em-schwerpunkt-jugendliche/
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