Die BBC, die größte gebührenfinanzierte Rundfunkanstalt der Welt, startet in der kommenden Woche eine Fernsehserie über die Bibel. Einige Aufmerksamkeit erregte die Wahl der Moderatorin: Francesca Stavrakopoulou ist zwar telegen und noch dazu Expertin für das Alte Testament. Doch sie ist Atheistin.
Von PRO
Foto: Alexander Smolianitski (flickr)
Am 15. März soll auf "BBC Two" der erste Teil der dreiteiligen Serie "The Bible’s Buried Secrets" (Die vergrabenen Geheimnisse der Bibel) laufen. Die neue Bibel-Serie handelt von neuen Erkenntnissen aus der Archäologie im Nahen Osten und wie sie das Verständnis von Judentum, Christentum und Islam vergrößern können.
Wie die britische Tageszeitung "The Telegraph" berichtet, suchte sich die BBC ausgerechnet eine Atheistin für die Moderation aus. Francesca Stavrakopoulou studierte Theologie an der Universität Oxford, derzeit ist sie Dozentin für die Hebräische Bibel an der Universität Exeter. Stavrakopoulou ist Mitglied in der Gesellschaft für Alttestamentliche Studien, in der Europäischen Vereinigung für Bibel-Studien und in der Gesellschaft für Biblische Literatur. Mit dem Alten Testament kennt sie sich also aus, doch dass die Geschichten von Gott darin wahr sein könnten, daran glaubt sie nicht. "Ich bin Atheistin", sagte die Wissenschaftlerin in einem Interview mit dem BBC-Magazin "Radio Times". Allerdings, fügt sie hinzu, habe sie einen "großen Respekt vor Religion, nicht nur vor den alten Religionen, sondern auch vor den modernen Religionen".
Vor einem Jahr hatte Stavrakopoulou bereits einen kurzen Gastauftritt in einer Fernsehsendung des britischen Senders "Channel 4". In der Sendung "The Bible: A History" (Die Bibel: Eine Geschichte) behauptete sie, Moses habe nie existiert. Sie sei in keiner speziellen Religion erzogen worden, sagt sie von sich. Sie wuchs bei einer englischen Mutter und einem griechischen Vater auf. Schon in der Schule habe sie sich für Theologie interessiert. "Ich war ungefähr elf, als ich entdeckte, dass Jesus Jude war. Ich weiß noch, wie ich dachte: Wow, das ist toll. Ich dachte immer, Jesus sei Christ." Das habe ihr Interesse für Judentum und Christentum geweckt.
"Glaube von Moderatoren spielt keine Rolle"
In der neuen BBC-Sendung wird Stavrakopoulou unter anderem über den Ursprung der Geschichte vom Garten Eden und den historischen Kontext von König David und seinem Königreich sprechen. Auch um Eva soll es gehen. "Eva wurde, besonders in der christlichen Tradition, unfairerweise auf die problematische Ehefrau reduziert, die den Sündenfall herbeigeführt hat", sagte Stavrakopoulou gegenüber dem "Telegraph". "Vergessen wir nicht, dass die Schreiber der Bibel männlich waren und ihre Welt sehr männlich dominiert war. Frauen waren Menschen zweiter Klasse und wurden wie Eigentum betrachtet."
Gegenüber "Radio Times" erklärte Stavrakopoulou, sie sehe die Bibel nicht als Quelle für historische Fakten an. Als Akademikern müsse man seinen Glauben an der Eingangstür lassen. "Mir ist bewusst, dass es für manchen schwierig sein könnte zu verstehen, warum sich eine Atheistin für die Bibel interessiert, aber ich finde, damit tut man einer fantastischen Sammlung alter Texte Unrecht. Die Bibel ist ein Werk der religiösen und sozialen Literatur, das einen großen Einfluss auf die westliche Kultur hatte, und deshalb ist es wichtig, dass es Sendungen wie diese gibt."
Das Schweizer Magazin "20 Minuten" erinnert an andere eigentümliche Personalentscheidungen der BBC. So stellte das Senderhaus 2009 den Moslem Aaqil Ahmed als neuen Leiter für den Bereich Religion ab und wurde dafür von christlichen Zuschauern und der anglikanischen Kirche kritisiert. Zuvor sei Tommy Nagra, ein Sikh, als Produzent für die beliebte Fernsehsendung "Songs of Praise" verpflichtet worden, die sich dem Kirchengesang widmet.
Andrew Graystone, Leiter des britischen Netzwerkes "Church and Media" findet nicht, dass Christen besorgt darüber sein müssten, dass eine Atheistin durch die Sendung führt. "In verschiedenen anderen Sendungen der BBC spielen die Überzeugungen der Moderatoren keine große Rolle. Wichtig ist, ob sie Experten im Thema der Sendung und ob sie gute Moderatoren sind." Graystone sieht jedenfalls keine Anzeichen dafür, dass die BBC den christlichen Glauben unangemessen behandeln könnte. "Manche Schlagzeile hat Stavrakopoulou als ‚das neue Gesicht der Religion‘ bei BBC beschrieben, aber das halte ich für etwas konstruiert, denn bei der BBC gibt es viele Gesichter in Sachen Religion." Es sei zudem schwierig, davon zu reden, dass die BBC unfair mit Christen umgehe, angesichts der Tatsache, dass zur Primetime eine vierteilige Reihe über Jesus und Weihnachten gelaufen sei, und dass Radio 4 einen ganzen Sendetag der King James Bible gewidmet habe. Er schlug Christen vor, sich die Sendung mit Stavrakopoulou erst einmal anzusehen, bevor sie ein Urteil fällten. Sollte die Sendung schlecht sein, müsse das nicht unbedingt damit zu tun haben, dass die Moderatorin Atheistin ist. (pro)
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