Atheisten klagen gegen Kreuz am Ground Zero

Eines der wenigen Überbleibsel des World Trade Center in New York ist ein großes Stahlkreuz aus Trümmern der Zwillingstürme. Atheisten klagen nun dagegen, dass das Kreuz in die Gedenkstätte am Ground Zero in Manhattan integriert werden soll. Bürgermeister Michael Bloomberg widerspricht ihnen.
Von PRO

"Es ist eine unzulässige Vermischung von Kirche und Staat, dass die Regierung dieses Kreuz ‚verehrt’", schreiben die "Amerikanischen Atheisten" in einer Pressemitteilung. Es sei illegal, dass in einer staatlich finanzierten Anlage eine Religion gepriesen würde. Der Verband fordert, das Kreuz aus einem geplanten Museum innerhalb der Gedenkstätte am Ground Zero zu entfernen, es sei denn, die atheistische Weltanschauung werde ebenfalls mit einem Symbol in der Ausstellung vertreten sein. Wie der Nachrichtensender CNN berichtet, umfasst die Klage die Stadt New York samt ihrem Bürgermeister Michael Bloomberg sowie den Staat New Jersey mit seinem Gouverneur Chris Christie.

"Dieses Kreuz ist ein wichtiger Teil unseres Vorhabens, die echten physischen Andenken an den 11. September 2001 zu bewahren", erklärte Joe Daniels, Präsident der nationalen Gedenkstätte, die in wenigen Wochen zum zehnten Jahrestag der Anschläge eröffnet werden soll. Bei den Aufräumarbeiten im Herbst 2001 war in den Trümmern des World Trade Centers ein fünf Meter großes Stahlteil entdeckt worden, das stark an das christliche Kreuz erinnert und seitdem als provisorische Gedenkstätte in Manhattan dient. Zunächst stand das Kreuz auf Ground Zero, mit dem Fortschreiten der Bauarbeiten für das Museum und neue Wolkenkratzer wurde es 2006 um einen Häuserblock verschoben und vor der St. Peter’s Church aufgestellt. Auch dort wurde das bereits zwei Mal von einem Priester geweihte Kreuz zur Pilgerstätte für Trauernde. Pater Kevin Madigan berichtete einem Reporter von "Fox News", Touristen aus aller Welt würden vor dem Kreuz beten und Blumen niederlegen. Am vergangenen Samstag wurde es schließlich feierlich zurück an den Ground Zero transportiert und mit einem Kran in das im Bau befindliche Museum abgesenkt.

Vorwurf: Das Kreuz ist eine "christliche Ikone"

"Das ‚World-Trade-Center-Kreuz‘ ist zu einer christlichen Ikone geworden", kritisiert David Silverman, Vorsitzender der Atheistengruppe. "Es wurde von so genannten heiligen Männern gesegnet und als Erinnerung präsentiert", so Silverman, "als Erinnerung daran, dass sich ihr Gott, der muslimische Terroristen nicht davon abgehalten hat, 3.000 Menschen in seinem Namen zu töten, so für uns interessiert, dass er uns ein Stück Schrott hinterlässt, das aussieht wie ein Kreuz." Joe Daniels hält dagegen: "Dieses Stück Stahl wurde zu einem Symbol des spirituellen Trostes für Menschen rund um die Welt und alle, die bei den Aufräumarbeiten geholfen haben."

Bürgermeister Bloomberg: Das Kreuz soll bleiben

In seiner wöchentlichen Radioansprache hat sich New Yorks Bürgermeister Michael Bloomberg am Wochenende in den Streit eingemischt. "Viele Menschen haben nach den Angriffen Kraft im Glauben gefunden", sagte er laut dem Onlineportal "Christian Post". Er glaube, man solle Menschen nicht vorschreiben, was oder ob sie zu glauben hätten – "aber auf der anderen Seite sollte man auch niemanden daran hindern, eine Religion zu praktizieren, so wie er es möchte". Die Atheisten hätten selbstverständlich das Recht, Klage einzureichen. Aber das Ziel eines Museums sei es, Teile der Geschichte auszustellen, auch wenn man inhaltlich nicht mit ihnen übereinstimme. "Wir sollten die Rechte der Atheisten ebenso verteidigen wie die Rechte der Gläubigen", forderte Bloomberg. Er fügte an, dass in dem Museum neben dem Kreuz auch noch andere religiöse Symbole zu finden seien, beispielsweise ein Davidstern aus stählernen Überresten des World Trade Center.

Experten halten einen Sieg der Atheisten vor Gericht für möglich. Sie empfehlen dem Museum, das Kreuz nicht in einem religiösen, sondern in einem historischen Kontext zu präsentieren – als Originalteil des zerstörten World Trade Centers. Die Betreiber des Museums hoffen auf eine Einigung vor der Eröffnung.

Die nationale Gedenkstätte für die Opfer des 11. September 2001 soll von Präsident Barack Obama am zehnten Jahrestag der Anschläge in Manhattan eröffnet werden. Zwei große Brunnen werden an die Fundamente der Zwillingstürme erinnern. Das zugehörige Museum soll 2012, der neue Wolkenkratzer "One World Trade Center" 2013 eröffnet werden. (pro)

Mehr über den zehnten Jahrestag der Terroranschläge vom 11. September 2001 lesen Sie in der kommenden Ausgabe 4/2011 des Christlichen Medienmagazins pro, das unter 06441-915-151 oder info@kep.de kostenlos bestellt werden kann.

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