Normalerweise gibt es zu einem durchschnittlichen Artikel auf "bazonline.ch", dem Portal der "Basler Zeitung", ein halbes Dutzend Kommentare, manchmal sind es auch über 15, etwa wenn es um den Fußballclub der Stadt geht. Doch das Interview mit dem bekennenden Atheisten Michael Schmidt-Salomon vom Dienstag führte zu bislang 115 Reaktionen der Leser.
Der Deutsche ist Doktor der Philosophie, Schriftsteller und Sozialwissenschaftler, aber vor allem bekannt als Mitbegründer und Vorstandssprecher der atheistischen Giordano-Bruno-Stiftung. Die führte im Sommer 2009 eine aus England kommende Aktion durch, bei der ein Bus mit der Aufschrift "Es gibt (mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit) keinen Gott" durch Deutschland fuhr. Das Ziel: die Menschen von den Nachteilen von Religionen sowie des christlichen Glaubens zu überzeugen. Dass Schmidt-Salomon diese Mission ernst nimmt, zeigen auch seine Buchveröffentlichungen: Er schrieb das "Manifest des evolutionären Humanismus" und zuletzt das Kinderbuch "Wo bitte geht’s zu Gott? fragte das kleine Ferkel", in dem schon Kindern beigebracht werden soll, dass der Gott der Bibel brutal, eifersüchtig und blutrünstig sei.
Der 44-Jährige hofft, dass die Menschheit der "kollektiven Wahnidee" der Religion absagt und sich endlich ausschließlich des Verstandes bedient. Die Evolution soll dabei helfen. Im Interview mit der Schweizer Zeitung stellt er indes klar: "Für den evolutionären Humanismus gibt es keine ‚ewigen Wahrheiten‘, keine ‚heiligen Schriften‘ und selbstverständlich auch keine unfehlbaren Propheten, Priester oder Philosophen."
Christen, die nicht an die Schöpfung glauben, sind keine Christen
Er sei sich "sicher, dass Moses, Jesus und Mohammed irgendwann im kollektiven Bewusstsein der Menschheit ebenso verblassen werden wie zuvor Atum, Thot, Horus, Isis, Amun, Zeus, Dionysos, Pan, Poseidon, Hera, Jupiter, Venus, Vesta, Teutates, Taranis, Odin oder Thor". Es sei nicht zu erwarten, dass die Menschheit in 20.000 Jahren "ausgerechnet an den abrahamitischen Religionen festhalten wird".
Schmidt-Salomon kritisiert im Interview den "aufgeklärten Glauben" als "logisch inkonsistent". "Denn kann man sich redlicherweise noch als ‚Christ‘ bezeichnen, wenn man weder an die ‚Schöpfung‘ noch an die ‚Auferstehung von den Toten‘ glaubt? Meine Erfahrung ist: Viele aufgeklärte ‚christliche Theologen‘ sind in Wahrheit getarnte ’säkulare Humanisten‘, die aus sozialen Konventionen heraus noch einen ‚religiösen Dialekt‘ sprechen, der einigermaßen fromm klingt, es aber längst nicht mehr so meint."
"Wenn es einen Gott gibt, dann müssen sie es beweisen."
Die Zeitung fragte Schmidt-Salomon, ob denn die von den Atheisten vielfach propagierte Vernunft einen Sinn im Leben geben könne, wie es die Religionen tun. Er sei gegen eine "Vernunftsdiktatur", so der Buchautor. Wer sich etwa verliebe, tue dies nicht bloß, weil es vernünftig sei. Zur Frage nach Moral sagte Schmidt-Salomon: "Wir Menschen sorgen uns doch nicht um andere, weil das in irgendeinem Buch so geschrieben steht, sondern weil wir von Natur aus zu Mitleid und Mitfreude fähig sind!" Der Mensch sei biologisch zu Empathiefähigkeit angelegt. Doch leider werde diese durch Kultur und Religion "leicht erschüttert". Die Religionen hätten immer dafür gesorgt, dass die Menschen zwischen den "guten Mitgliedern der eigenen Gruppe" und den "bösen Feinden" unterscheiden.
Viele Leser gaben Schmidt-Salomon Recht, andere erhoben Einspruch. Unter den aktuell 115 Kommentaren äußerte eine Atheistin die Meinung, dass der Atheismus das Leben sinnvoller mache, weil er rational die Entstehung des Leben durch die Evolution betrachte. Ein Leser findet, dass im Namen des Christentums schon viel geschlachtet worden sei. Darauf erwidert ein anderer, dass die grössten Schlächter selbst Atheisten gewesen seien und zählt Mao, Stalin, Hitler und Pol Pot auf. Ein weiterer Kommentator ist der Überzeugung: "Wenn es einen Gott gibt, dann müssen sie es beweisen." Ein anderer Leser dreht den Spieß hingegen um: Die Atheisten müssten erst beweisen, dass es keinen Gott gibt.
Zwei verschiedene Kommentatoren, die sich zum christlichen Glauben bekennen, merken an, dass Atheisten keine trostspendenden Antworten über das Leben hinaus liefern würden. Der Glaube habe aber die Kraft, Trost zu geben. Für eine weitere Leserin ist es schwer vorstellbar, dass die heutige Welt ohne höheren Input entstehen konnte. Eine andere fragt: "Wenn es keinen Gott gibt, ist denn alles bloss Glück?" Zwei Leser halten fest, dass Atheismus auch eine Religion sei, nämlich die "Religion der Verneinung und Abweisung". (pro)
Der Deutsche ist Doktor der Philosophie, Schriftsteller und Sozialwissenschaftler, aber vor allem bekannt als Mitbegründer und Vorstandssprecher der atheistischen Giordano-Bruno-Stiftung. Die führte im Sommer 2009 eine aus England kommende Aktion durch, bei der ein Bus mit der Aufschrift "Es gibt (mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit) keinen Gott" durch Deutschland fuhr. Das Ziel: die Menschen von den Nachteilen von Religionen sowie des christlichen Glaubens zu überzeugen. Dass Schmidt-Salomon diese Mission ernst nimmt, zeigen auch seine Buchveröffentlichungen: Er schrieb das "Manifest des evolutionären Humanismus" und zuletzt das Kinderbuch "Wo bitte geht’s zu Gott? fragte das kleine Ferkel", in dem schon Kindern beigebracht werden soll, dass der Gott der Bibel brutal, eifersüchtig und blutrünstig sei.
Der 44-Jährige hofft, dass die Menschheit der "kollektiven Wahnidee" der Religion absagt und sich endlich ausschließlich des Verstandes bedient. Die Evolution soll dabei helfen. Im Interview mit der Schweizer Zeitung stellt er indes klar: "Für den evolutionären Humanismus gibt es keine ‚ewigen Wahrheiten‘, keine ‚heiligen Schriften‘ und selbstverständlich auch keine unfehlbaren Propheten, Priester oder Philosophen."
Christen, die nicht an die Schöpfung glauben, sind keine Christen
Er sei sich "sicher, dass Moses, Jesus und Mohammed irgendwann im kollektiven Bewusstsein der Menschheit ebenso verblassen werden wie zuvor Atum, Thot, Horus, Isis, Amun, Zeus, Dionysos, Pan, Poseidon, Hera, Jupiter, Venus, Vesta, Teutates, Taranis, Odin oder Thor". Es sei nicht zu erwarten, dass die Menschheit in 20.000 Jahren "ausgerechnet an den abrahamitischen Religionen festhalten wird".
Schmidt-Salomon kritisiert im Interview den "aufgeklärten Glauben" als "logisch inkonsistent". "Denn kann man sich redlicherweise noch als ‚Christ‘ bezeichnen, wenn man weder an die ‚Schöpfung‘ noch an die ‚Auferstehung von den Toten‘ glaubt? Meine Erfahrung ist: Viele aufgeklärte ‚christliche Theologen‘ sind in Wahrheit getarnte ’säkulare Humanisten‘, die aus sozialen Konventionen heraus noch einen ‚religiösen Dialekt‘ sprechen, der einigermaßen fromm klingt, es aber längst nicht mehr so meint."
"Wenn es einen Gott gibt, dann müssen sie es beweisen."
Die Zeitung fragte Schmidt-Salomon, ob denn die von den Atheisten vielfach propagierte Vernunft einen Sinn im Leben geben könne, wie es die Religionen tun. Er sei gegen eine "Vernunftsdiktatur", so der Buchautor. Wer sich etwa verliebe, tue dies nicht bloß, weil es vernünftig sei. Zur Frage nach Moral sagte Schmidt-Salomon: "Wir Menschen sorgen uns doch nicht um andere, weil das in irgendeinem Buch so geschrieben steht, sondern weil wir von Natur aus zu Mitleid und Mitfreude fähig sind!" Der Mensch sei biologisch zu Empathiefähigkeit angelegt. Doch leider werde diese durch Kultur und Religion "leicht erschüttert". Die Religionen hätten immer dafür gesorgt, dass die Menschen zwischen den "guten Mitgliedern der eigenen Gruppe" und den "bösen Feinden" unterscheiden.
Viele Leser gaben Schmidt-Salomon Recht, andere erhoben Einspruch. Unter den aktuell 115 Kommentaren äußerte eine Atheistin die Meinung, dass der Atheismus das Leben sinnvoller mache, weil er rational die Entstehung des Leben durch die Evolution betrachte. Ein Leser findet, dass im Namen des Christentums schon viel geschlachtet worden sei. Darauf erwidert ein anderer, dass die grössten Schlächter selbst Atheisten gewesen seien und zählt Mao, Stalin, Hitler und Pol Pot auf. Ein weiterer Kommentator ist der Überzeugung: "Wenn es einen Gott gibt, dann müssen sie es beweisen." Ein anderer Leser dreht den Spieß hingegen um: Die Atheisten müssten erst beweisen, dass es keinen Gott gibt.
Zwei verschiedene Kommentatoren, die sich zum christlichen Glauben bekennen, merken an, dass Atheisten keine trostspendenden Antworten über das Leben hinaus liefern würden. Der Glaube habe aber die Kraft, Trost zu geben. Für eine weitere Leserin ist es schwer vorstellbar, dass die heutige Welt ohne höheren Input entstehen konnte. Eine andere fragt: "Wenn es keinen Gott gibt, ist denn alles bloss Glück?" Zwei Leser halten fest, dass Atheismus auch eine Religion sei, nämlich die "Religion der Verneinung und Abweisung". (pro)