Die öffentliche Meinung zur Flüchtlingsdebatte und das, was zu dem Thema in den Medien zu hören ist, gehen weit auseinander. Das hat der CSU-Politiker Hans-Peter Friedrich erklärt und kritisiert, dass die Medien „einen auf Willkommenskultur“ machen. „Die Presse ist dabei, bestimmte Fakten auszublenden“, warnte er. „Die Leute wollen informiert werden. Sie wollen nicht die politische Meinung eines Redakteurs, der Stimmung macht.“
Friedrich hat mit dieser Einschätzung recht: Seit einigen Wochen ist eine Vermischung von Journalismus und Aktivismus zu beobachten. Vielen Journalisten gelingt es nicht, eine kritische Sicht auf die derzeitige Asylthematik zu entwickeln, die über die emotionale Berichterstattung über das Leid vieler Flüchtlinge hinausgeht. Dabei wäre genau das ihre Aufgabe.
Es ist zwar zunächst völlig nachvollziehbar und legitim, wenn Journalisten, sei es aus echter Anteilnahme oder allgemeiner Euphorie heraus, Menschen helfen wollen, die in den Massenunterkünften auf bessere Zeiten warten. Die Boulevardblätter Bild und B.Z. haben Beilagen auf Arabisch gedruckt, Bild hat es mit seiner „Wir helfen“-Kampagne in Form eines Ansteckers bis auf das Revers von Sigmar Gabriel geschafft. Das hat aber nur wenig mit den Kernaufgaben des Journalismus zu tun, wie auch ein Appell der Wochenzeitung Die Zeit, in dem diverse europäische Chefredakteure, einschließlich des Zeit-Ressortleiters Politik, Maßnahmen zur Flüchtlingspolitik fordern.