Astrophysiker Falcke: „Ich nehme die Bibel sehr ernst“

Im Rahmen des Kirchentages hielt der Astrophysiker Heino Falcke eine Bibelarbeit über die Josef-Geschichte. Dabei sprach er auch über sein Bibelverständnis und über Mobbing-Erfahrungen.
Von Martin Schlorke
Heino Falcke

Der Astrophysiker Heino Falcke glaubt an die Wahrheit biblischer Geschichten. Das sagte er im Rahmen einer Bibelarbeit des Deutschen Evangelischen Kirchentages in Nürnberg. Thema war die Josef-Geschichte aus dem ersten Buch Mose.

Für Falcke scheint es „schon möglich“, dass es den historischen Josef gab, auch wenn es schwierig sei, dessen Existenz heute noch nachzuweisen. Er habe zwar kein fundamentalistisches Bibelverständnis, sei aber überzeugt, dass alles, was in der Bibel steht, dort auch stehen soll.

Er selbst folge der Wissenschaft und gehe davon aus, dass im Laufe der Jahrhunderte einiges zu den biblischen Geschichten dazugekommen ist. Dieser Gedanke gefalle ihm. Denn so seien die Texte über die Jahrhunderte mit vielen verschiedenen Gotteserfahrungen angereichert worden. Auch deswegen nehme er sehr ernst, was er in der Bibel lese.

In Bezug auf den Bibeltext machte Falcke deutlich, dass die Geschichte von Josef Parallelen zur Gegenwart habe. Josef sei von seinen Brüdern in die Sklaverei verkauft worden. Heute gebe es weltweit rund 50 Millionen Menschen, darunter viele Kinder, die in sklavenähnlichen Arbeitsverhältnissen gefangen seien. Das sollte jeder bedenken, der für drei Euro ein T-Shirt kauft, mahnte der Physiker.

Mit Blick auf die Dürre, die in der biblischen Geschichte vorkomme, kam Falcke auf den Klimawandel zu sprechen, mit dessen Folgen Europa bereits zu kämpfen habe.  

Josef als Vorbild

Falcke könne sich selbst auch mit Josef identifizieren. Er habe als Kind große Träume gehabt, habe als „Nerd“ gegolten und Mobbing erlebt, das ihn damals „richtig fertig gemacht“ habe. Er sei so böse und wütend gewesen, dass er sogar eine Liste mit Menschen geführt habe, denen er Böses wollte. Umgesetzt habe er das jedoch „Gott sei Dank“ nicht.

Für Falcke sei Josef ein Vorbild, weil er trotz der familiären Vorgeschichte und trotz des heidnischen Umfelds in Ägypten seinen Glauben und seine Hoffnung nicht aufgegeben habe. Das erinnere ihn auch an Christen in der DDR, die trotz des religionsfeindlichen Regimes weiter an Gott festgehalten hätten.

Zudem habe Josef weise über seine Macht verfügt – auch gegenüber seinen Brüdern. Trotz der Wut als verkauftes Sklavenkind habe er beim Wiedersehen nicht wütend reagiert. Josef ist für Falcke ein Beispiel für eine weise Führungskraft.

Der Deutsche Evangelische Kirchentag (DEKT) findet noch bis Sonntag in und um Nürnberg statt. Bei dem Treffen protestantischer Christen werden aktuelle Themen aus Kirche und Gesellschaft in Vorträgen, Gottesdiensten und Diskussionsveranstaltungen beleuchtet. Der DEKT steht in diesem Jahr unter dem Motto „Jetzt ist die Zeit“. Bis zum Schlussgottesdienst am Sonntag rechnen die Veranstalter mit rund 100.000 Besuchern.

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