Für die 52-minütige Dokumentation hat der Regisseur Werner Köhne Künstler und Vertreter der großen Religionen gefragt, wie sie das Thema Gotteslästerung bewerten. Blasphemie sei „ein brisantes Thema in Zeiten, in denen Religion weltweit an Bedeutung gewinnt oder sogar zu einem Politikum werden kann, das Terror und Gewalt auf den Plan ruft“, heißt es in der Sendungsankündigung.
Ereignisse, wie die Hetze gegen den Schriftsteller Salman Rushdie und der Terroranschlag auf die Satirezeitschrift Charlie Hebdo in Paris, haben die Debatte um Blasphemie zugespitzt. Oft geht es um die Frage: Was ist noch Meinungsfreiheit, und wo wird der Respekt vor der Religion zu sehr verletzt?
Der Arte-Film schaut dabei zurück auf die Ursprünge der Religion und ordnet das Thema Blasphemie historisch ein. Es werden Werke von Künstlern, Filmemachern und Karikaturisten vorgestellt, die als blasphemisch bezeichnet wurden. Der dänische Karikaturist Kurt Westergaard etwa steht seit der Veröffentlichung der Mohammed-Karikaturen unter Polizeischutz.
Der Philosoph Jean Pierre Wils von der Radboud-Universität Nijmegen weist darauf hin, dass es für Künstler Sinn mache, sich die Frage zu stellen, was man eigentlich erreichen wolle, wenn man den „glühenden Kern“ einer Religionsgemeinschaft in ihrer Religiosität treffe. Der Theologe Thomas Weißer sagt im Film: „Alles, was mir ganz besonders wichtig ist, was ich ganz ernst nehme, das kann verspottet werden. Im Christentum könnte man sagen: die Ursprungsidee, ein allmächtiger Gott wird Mensch, das ist etwas sehr Ernsthaftes, und zugleich etwas sehr Lächerliches.“ Für den Künstler Hermann Nitsch, der oft in seinen Werken Religion und die Kirche thematisiert und damit Kritik hervorruft, ist Kunst gar „die Ausübung von Religion“. Er fügt hinzu: „Für meinen Begriff habe ich nie Blasphemie gemacht.“ Die Imamin Rabeya Müller betont: „Was Gott als Blasphemie ansieht oder nicht, würde ich gerne ihm überlassen.“
Auch Tim Wolff, Chef-Redakteur der Satirezeitschrift Titanic, kommt zu Wort. Eigentlich sei Religionskritik mittlerweile „erledigt“, sagt er. Was bleibe, seien die Kirche und Führer anderer Religionen. „Ein Witz hat immer irgendein Opfer. Wenn dieses Opfer ohnehin schon ein Schwacher ist, dann entsteht da Niedertracht. Da vergeht uns auch die Lust zu lachen. Da muss man schon irgendetwas Mächtiges oder Einflussreiches finden, um überhaupt die Art und Weise zu rechtfertigen, wie wir an Satire herangehen.“
„Kann man Gott beleidigen?“, Mittwoch, 15.8., 23.35 Uhr, Arte
Von: Jörn Schumacher