ARD will Sicherheitskonzept überprüfen

Nach der Störaktion des „Zentrums für Politische Schönheit“ beim ARD-„Sommerinterview“ mit Alice Weidel will der Sender seine Sicherheitskonzepte überprüfen. Die Gruppe sieht ihren akustischen Protest als Erfolg.
Alice Weidel (Vorsitzende der AfD) im ARD-Sommerinterview mit dem Leiter des ARD-Hauptstadtstudios Markus Preiß

Nach der Störaktion bei der Live-Aufzeichnung des „Sommerinterviews“ mit AfD-Chefin Alice Weidel will die ARD ihre Sicherheitskonzepte für Livesendungen überprüfen. „Wir sprechen jetzt mit der Polizei des Bundestages und der Berliner Polizei, ob und welche zusätzlichen Vorkehrungen für die nächsten geplanten Sommerinterviews sinnvoll sind“, teilte eine Sprecherin des ARD-Hauptstadtstudios dem Evangelischen Pressedienst (epd) am Montag in Berlin auf Anfrage mit. Dann werde entschieden, ob die Interviews künftig weiter im Freien oder im Studio geführt werden.

Das Interview, das Hauptstadtstudio-Leiter Markus Preiß am Sonntag mit Weidel im Freien vor dem Bundestag führte, war von Protesten, Rufen und Chorgesängen begleitet worden. Aktivisten des „Zentrums für Politische Schönheit“ spielten mit ihrem Bus „Adenauer SRP+“, einem umgebauten ehemaligen Gefangenentransporter, lautstark Musik ab.

Polizei leitet Verfahren ein

Wie die Berliner Polizei am Montag mitteilte, wurden Ordnungswidrigkeitsverfahren gegen eine 64-Jährige und einen 39-Jährigen eingeleitet. Demnach hatten sich gegen 15 Uhr mehrere Personen am Reichstagsufer versammelt, um gegen die AfD zu protestieren. Die 64-Jährige habe sich beim Eintreffen der Einsatzkräfte als Versammlungsleiterin einer sogenannten Spontankundgebung zum Thema „Keine Bühne der AfD“ zu erkennen gegeben.

Das ARD-Interview fand gegenüber auf dem anderen Spreeufer statt. Der 39-Jährige, der als Kontaktperson am Bus angegeben war, wurde von den Einsatzkräften demnach telefonisch zum Fahrzeug gebeten. Vor Ort habe er angegeben, nicht der Fahrer zu sein.

Laut Polizei haben die „Schallemissionen“ aus der festinstallierten Lautsprecheranlage des Busses, die sich „inhaltlich gegen die AfD“ richteten, den Verkehr als auch die öffentliche Ordnung beeinträchtigt. Der 39-Jährige habe die Beschallung nach Aufforderung beendet.

Ein Sprecher des Aktionskünstlerkollektivs erklärte dem Evangelischen Pressedienst (epd) hingegen, es seien keine polizeilichen Maßnahmen ergriffen worden. Man habe sich mit den zuständigen Behörden abgestimmt. Zum Ablauf der Aktion teilte die ironisch auftretende Gruppierung mit, eine Person sei auf Toilette gewesen und habe vergessen, „das Autoradio am Adenauer SRP+ abzustellen“.

Die Aktionskünstler werteten die Störaktion als Erfolg. Das Interview sei „das perfekte Sinnbild für den Zustand unserer Gesellschaft“, sagten Vertreter der Gruppe dem Nachrichtenportal „watson“. Die Aktivisten kritisierten demnach das Gespräch als solches, bei dem der interviewende Journalist „weder sich selbst noch den neuen Faschismus“ verstehe. Das Kollektiv plane noch weitere Aktionen.

Das „Zentrum für Politische Schönheit“ fällt immer wieder mit Aktionen an der Schnittstelle zwischen Kunst und Politik auf. So errichteten die Aktionskünstler 2017 neben dem Wohnhaus des Thüringer AfD-Chefs Björn Höcke ein Holocaust-Mahnmal. 2015 legten sie in Berliner Parks und auf Grünflächen symbolische Gräber für im Mittelmeer ertrunkene Flüchtlinge an.

epd
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