„Monitor“ warnt vor Vereinnahmung des christlichen Glaubens von rechts

Rechte Politiker instrumentalisieren das Christentum zunehmend. Zu diesem Ergebnis kommt das ARD-Reportagemagazin „Monitor“ in seiner aktuellen Sendung. Der Beitrag fordert von den Kirchen klare Kante gegen alle radikalen Ausprägungen.
Von Johannes Blöcher-Weil
Monitor, ”Kreuzzug von rechts“

Radikale rechte Politiker vereinnahmen den christlichen Glauben immer mehr für ihre Agenda und setzen dabei auch auf die Unterstützung von christlichen Stimmen. Das beleuchtet das ARD-Reportageformat „Monitor“ in seiner aktuellen Sendung „Kreuzzug von rechts“ und führt aus, dass das für die Demokratie gefährlich werden könne.

In den Blick nehmen die Macher dabei auch den „Marsch für das Leben“. Wenngleich sich deren Organisatoren von extremistischen Ideen ausdrücklich distanzierten, seien unter den Demonstranten auch Mitglieder rechtsextremer Kameradschaften und AfD-Politiker. Diese würden christliche Werte nutzten, um eine politische Agenda voranzutreiben. Die Journalisten bezweifeln, dass es den Demonstranten aus dem rechten Milieu um den Lebensrecht gehe, sondern, dass sie bewusst den Schulterschluss mit diesem frommen Milieu suchen. „Während die einen beten, wird von anderen der rassistische White-Power-Gruß in die Kamera gezeigt.“ Auch eine Trauerfeier für Charlie Kirk am Brandenburger Tor in Berlin hätten hochrangige AfD-Abgeordnete und Neurechte für ihre Zwecke und Deutungen missbraucht.

Eine wichtige Figur sei dabei der Influencer Leonard Järger, der in den sozialen Netzwerken unter dem Namen „Ketzer der Neuzeit“ auftritt und Millionen Menschen erreiche. Als „wichtiges Sprachrohr“ der AfD verbinde er religiöse Botschaften mit politischen Themen.

Das langfristige Ziel der AfD sei es, für konfessionelle Christen wählbar zu sein. Das habe die Partei auch in einem Strategiepapier herausgearbeitet. Zugleich nutze sie das Christentum, um gegen Muslime Stimmung zu machen. In der Dokumentation kommt auch Tobias Riemenschneider zu Wort. Der Pastor einer Evangelisch-reformierten Baptistengemeinde in Frankfurt/Main, die nicht zum Freikirchenbund der Baptisten gehört, wird bei einem Auftritt vor den „Christen in der AfD“ gezeigt. Darin warnt er eindringlich davor, dass Deutsche irgendwann ersetzt würden durch „Kulturen, die ihre Menschen nicht im Mutterleib töten, sondern die sich vermehren“: eine harsche Kritik an den vielen Abtreibungen in Deutschland und zugleich „völkisches Gedankengut christlich verpackt“, wie es in der Reportage heißt. Gegenüber den Reportern habe er sich jedoch von völkischem Extremismus distanziert.

Kirche: Christliches Menschenbild nicht mit völkischem Nationalismus vereinbar

Gar nichts mit diesen Narrativen anfangen, kann der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Georg Bätzing. Völkischer Nationalismus sei mit dem christlichen Menschen- und Gottesbild nicht vereinbar, sagt er. Hier würden Menschen Wertvorstellungen okkupieren. Das gelte es zu benennen und für die eigenen Werte zu werben und das herauszustellen, was man für wichtig halte.

Aus Sicht der evangelischen Theologin Sarah Vecera funktioniere die theologisch aufgeladene Rhetorik der politischen Rechten so gut, weil sie sich auf Gottes Wort berufe: „Das ist ja die höchste Form der Unterstützung und Legitimation meines Wirkens, die ich kriegen kann.“ Damit würden auch islamfeindliche und rassistische Positionen gestützt. Stattdessen brauche es aber ein Christentum, das für Gemeinschaft, Würde und Nächstenliebe stehe.

Die 30-minütige Dokumentation sieht darin gefährliche Entwicklungen und zieht Vergleiche mit den USA. Amerika habe bereits seine bunte und plurale religiöse Landschaft eingebüßt, erklärt der katholische Theologe Wolfgang Palaver, der selbst in Stanford gelehrt hat. Viele Christen hätten nach der Ermordung Charlie Kirks zum Kampf gegen andere aufgerufen und Öl ins Feuer gegossen, um Energie aus dem Opferkult zu gewinnen. Und Donald Trump sei auch deshalb Präsident geworden, weil er das radikale Christentum mit rechter Politik verbunden habe.

Der „Monitor“-Beitrag wurde am Donnerstagabend in der ARD ausgestrahlt und ist in der Mediathek abrufbar.

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