ARD-Fernsehfilm: Gut gelebte Ökumene

Beide üben ihren Pfarrberuf mit Hingabe aus: In dem ARD-Fernsehfilm „Frau Pfarrer und Herr Priester“ vom Freitag kamen nicht nur Fragen des Glaubens und der Ökumene vor – er war auch noch unterhaltsam. Eine TV-Kritik von Johannes Weil
Von PRO
Im Konflikt mit dem Gesetz sind die beiden Theologen Rieke Schmidt und Toni Seidl in dem dem ARD-Fernsehfilm "Frau Pfarrer und Herr Priester"
Rieke Schmidt ist eine engagierte, alleinerziehende und beliebte Pfarrerin der Nazareth-Gemeinde im Münchener Stadtteil Bogenhausen. Sie hat einen guten Draht zur Jugend. Doch in dem Stadtteil gibt es große soziale Gegensätze. Und auch der neue katholische Kollege Toni Seidl (Martin Gruber) bereitet ihr Kopfzerbrechen. Mit der St.-Georg-Gemeinde des Jesuiten soll sie eine gemeinsame Jugendarbeit machen. Während der Priester die katholische Jugend auf einem soliden Fundament stehen sieht, fürchtet er das „antiautoritäre Allerlei“ der Protestanten. Gerade diese ironischen Spitzen machen den Film so unterhaltsam. Riekes Tochter Leonie fühlt sich durch den Einsatz ihrer Mutter für die Gemeinde vernachlässigt. Mitten hinein in dieses Chaos kommt der Befund, dass Riekes Patenkind Jessica, die zugleich die beste Freundin Leonies ist, an Leukämie erkrankt. „Und er schaut einfach zu?“, fragt sich Leonie. Jessicas Eltern kämpfen mit allen Mitteln darum, dass Jessica eine letzte Chance bekommt. Die Ehe steht vor einer Zerreißprobe und gerade in dieser Zeit begeht der Vater eine große Dummheit.

„Und er schaut einfach zu?“

Rieke Schmidt bekennt offen, dass sie schlimme Dinge schönreden muss. Dies helfe zwar häufig ihrem Umfeld, aber ihr selbst gehe es dreckig. Jessicas Zustand verschlechtert sich rapide. Zudem möchte eine Stiftung eine exquisite Seniorenresidenz an der Stelle errichten, an der heute das Jugendzentrum steht. Dies schweißt die Protestantin und ihren katholischen Kollegen zusammen. Als die Krankenkasse die Kosten für die Behandlung nicht übernehmen möchte, müssen sich beide kreative Lösungen überlegen. „Wir wachsen durch Leid und schöpfen dadurch Hoffnung“, bekennt Seidl. Er ruft seine Gemeinde dazu auf, aus Liebe zu handeln. Dazu gehöre es auch, Ökumene zu leben und Partei für Schwache zu ergreifen. Seine Kollegin weist auf die Kraft der biblischen Botschaft hin und bittet die Gemeinde um eine Kollekte. Diese Zielstrebigkeit lässt den Zuschauer beinahe manche unüberlegte Aktion vergessen, in der sie Vorteile für ihre klamme Nazareth-Gemeinde nutzt – und für die sie sich hinterher entschuldigen muss. In ihrem Einsatz gelingt es dann doch, die entscheidenden Herzen zu erweichen.

„Alles andere liegt in seiner Hand“

Am Ende bekennen beide Theologen: „Wir haben viel erreicht, alles andere liegt in seiner Hand.“ Der 90-minütige Film thematisiert Reibungspunkte christlicher Ökumene ebenso wie zerplatzende Wünsche und Träume. Birge Schade spielt die unermüdliche Pfarrerin, die bei der Umsetzung ihrer Ziele auch gerne unkonventionell vorgeht. Der von Martin Gruber gespielte Priester ist davon überzeugt, dass man mit dem notwendigen Engagement einiges erreichen kann. Regisseur Sebastian Sorger gelingt es, den unterhaltsamen Fernsehfilm mit ernsten Themen zu würzen. Die Fragen nach Ehrlichkeit und Wahrheit kommen genauso vor wie die existenziellen Bereiche Tod und Sterben und wenn Theologen eine Antwort fehlt und für die Menschen nicht alles beherrschbar ist. Einer der kleinen Höhepunkte ist die Hintergrundmusik während der wichtigen medizinischen Behandlung für Jessica: Mendelssohn-Bartholdys „Hebe deinen Augen auf zu den Bergen“. Einer von vielen christlichen Aspekten, die immer wieder im Film vorkommen und zum Gespräch anregen können. (pro)
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