Während alle auf den Beginn des Vortrags zum Thema Verschwörungstheorien warten, treten Harald Lamprecht (Beauftragter für Weltanschauungs- und Sektenfragen Ev.-Luth. Landeskirche Sachsens) und Andreas Hahn (Weltanschauunngsbeauftragter der Evangelischen Kirche von Westfalen) und ein angeblicher BKA-Beamte in zivil auf die Bühne und ringen nach Worten. Die App des Kirchentags sei gehackt worden – wahrscheinlich von den Amerikanern. Die Schadsoftware könne den Standort eines jeden Nutzers der App bestimmen. Deswegen bitte man alle Besucher, das Handy auszuschalten und den Akku aus dem Gerät zu entfernen. Nach einem kurzen Moment des Schocks greifen alle in ihre Taschen und schalten ihre Smartphones aus.
Mit einer kleinen Verspätung beginnt nun der eigentliche Vortrag.
Lamprecht und Hahn konstruieren zur Anschauung eine eigene Verschwörungstheorie: Der Berliner Flughafen „BER“ sei in Wirklichkeit ein Projekt der Amerikaner, um in Deutschland Atomwaffen herzustellen. Diese These steht am Ende einer langen Erklärungskette, die gespickt mit unbestreitbaren historischen Ereignissen und Fakten ist.
Das Beispiel zeige die Stärke von Verschwörungstheorien – sie seien nicht zu widerlegen. Jedes Argument gegen die Theorie könne genutzt werden, um die Theorie wiederum zu verstärken. Es finde eine Vermischung von Realität und Fiktion statt, die kaum auseinanderzuhalten sei, erklärt Lamprecht.
Populisten eine Gefahr für Demokratie
Verschwörungstheoretiker würden sich auf die Meinungsfreiheit stützen. Diese garantiere schließlich eine vom Mainstream abweichende Sicht auf die Dinge. Solche Erklärungsmuster würden häufig von Populisten eingenommen. Ein solches Beispiel biete das Parteiprogramm der AfD: Darin werde von einer „kleinen machtvollen politischen Führungsgruppe“ gesprochen, die die Macht im Land innehabe. Das stelle eine große Gefahr für die demokratische Grundordnung dar, so Lamprecht. Verschwörer würden der Demokratie schaden, weil sie demokratischen Strukturen nicht mehr vertrauten.
Der „amerikanische Hack“ wird am Ende der Veranstaltung aufgeklärt. Der angebliche IT-Techniker des BKA kommt erneut auf die Bühne – und entpuppt sich als der 17-jährige Sohn von Andreas Hahn.
Von: Martin Schlorke