Anspruch kontra Wirklichkeit: HR über Muslime in Frankfurt
Ihre neue Moschee in Frankfurt-Hausen soll ein Ort der Begegnung, Toleranz und Transparenz werden. So zumindest sagen das die Vertreter der dortigen Hazrat Fatima-Gemeinde. Reporter des Hessischen Rundfunks haben jetzt in einer Reportage Anspruch und Wirklichkeit verglichen – und sind statt auf Friedensbekundungen auf Hetze gestoßen.
Von PRO
Foto: HR
Die schiitische Hazrat Fatima-Gemeinde baut derzeit im Frankfurter Stadtteil Hausen eine neue, repräsentative Moschee. Zur Grundsteinlegung im Sommer 2009 kamen bekannte hessische Politiker wie der Landesvorsitzende der FDP Hessen und Justizminister, Jörg-Uwe Hahn, der auch für die Integration zuständig ist, oder der Fraktionsvorsitzende der Grünen im Hessischen Landtag, Tarek al-Wazir. Der Generalsekretär der schiitischen Fatima-Gemeinde, Ünal Kaymakci, erklärte den Tag der Grundsteinlegung zum "Meilenstein der Integration". Kaymakci wurde nach HR-Angaben von Minister Hahn an einen Runden Tisch zum Thema Islamunterricht berufen.
Zwei Reporter des "Hessischen Rundfunks" (HR) wollten sich mit diesen Äußerungen offenbar nicht zufrieden geben. Sie recherchierten für das HR-Magazin "defacto", welche islamischen Vertreter an der Veranstaltung teilnahmen. "Für was steht diese Moschee-Gemeinde, die sich so offen und transparent präsentiert?", fragen die HR-Reporter – und auch nach zwei muslimischen Geistlichen, die eine prominente Rolle in der Moschee einnehmen. Einer von ihnen ist Sabahatin Türkyilmaz, so die HR-Autoren. Er sei der "wichtigste Mann der Moschee, verantwortlich für alle religiösen Fragen".
Amateuraufnahmen aus dem Jahr 2006 allerdings zeigen Imam Türkyilmaz auf einer Demonstration zum so genannten Al-Quds-Tag in Berlin. Die Aufnahmen zeigen Hunderte Muslime, die etwa "Nieder mit Israel!" oder "Tod, Tod Israel!" skandieren. Bereits 2001, so die HR-Reporter, sei der Frankfurter Imam an einer Kundgebung zum Al-Quds-Tag beteiligt gewesen, Aufnahmen zeigen ihn als "Einpeitscher" am Megafon. Türkyilmaz ruft auf Arabisch: "Wir gehören zur Gemeinschaft der Hizbollah!"
Seit 1979 finden derartige Demonstrationen jedes Jahr weltweit statt. Am letzten Freitag des islamischen Fastenmonats Ramadan soll die "internationale muslimische Solidarität zur Unterstützung der legitimen Rechte des muslimischen palästinensischen Volkes" erklärt werden, insbesondere durch Kundgebungen. "Der iranischen Revolutionsführers Ayatollah Chomeini hat den Al-Quds-Tag ins Leben gerufen, um zur Vernichtung Israels aufzurufen", so die HR-Reporter.
Kritik an dem Auftreten des Imams äußert die Berliner Islamwissenschaftlerin Claudia Dantschke. Türkyilmaz sei "alles andere als liberal, sondern eher sehr radikal". Er phantasiere von einer "Gesellschaftsvision auf religiös-schiitischer Basis, das hat mit Demokratie nichts mehr zu tun", so Dantschke.
Irmer: Genau prüfen
Auch der Hessische Landtagsabgeordnete und Bildungspolitische Sprecher der CDU-Fraktion, Hans-Jürgen Irmer (Wetzlar), sieht die Rechercheergebnisse kritisch. Er forderte im Interview mit dem HR, beteiligte islamische Verbände, die an Gesprächen zur Einführung eines Islamunterrichtes eingeladen werden, genau auszuwählen. Laut der Koalitionsvereinbarung von CDU und FDP in Hessen solle geprüft werden, ob ein konfessionsgebundener islamischer Religionsunterricht möglich sei. Wenn nicht, werde das Fach Islamkunde angeboten. Irmer warnte jedoch davor anzunehmen, ein islamischer Religionsunterricht an Schulen werde die Koranschulen in Deutschland ersetzen. Dies sei nach Bekundungen von Islamvertretern nicht gewollt.
Bürgerinitiative mahnt – erneut
Der Bau der Moschee in Frankfurt-Hausen war schon seit Bekanntwerden der Pläne umstritten. Gegen den Bau hatte sich eine Bürgerinitiative gewandt, die "in der Bewilligung zum Bau der dritten Moschee in Hausen eine Katastrophe und die Weichenstellung für eine monokulturelle islamische Zukunft des kleinen Stadtteils" sieht, wie es in einer Pressemitteilung heißt.
Zur Begründung ihres Widerstandes gegen den Bau teilte die "Bürgerinitiative Frankfurt-Hausen" mit: "Der Islam ist keine Religion im Sinne des Grundgesetzes. Er ist eine Politreligion mit totalitärer Ideologie." Mega-Moscheen seien "politische Zentren zur Verbreitung dieser Ideologie". Nach den Recherchen des HR müsse der Bau der Moschee als auch dessen "undurchsichtige Finanzierung" neu diskutiert werden. "Und Ünal Kaymakci und die religiöse Führung der Gemeinde verdienen keinerlei Vertrauen mehr – diese Personen müssen von der Gemeinde umgehend abgelöst und ersetzt werden", fordert die Initiative.
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